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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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erwischen sie den Gefährten nie.« Er hielt inne und schaute Henry erwartungsvoll an.
    Und da war sie, dachte Henry: seine Zukunft, die offen vor ihm lag. Was in Gottes Namen hatte ihn hierhergeführt? Er sollte jetzt zu Hause sein und sich Gedanken über seine Prüfungen machen und nicht mit einem kleinen blauen Verrückten in der Wüste verschollen sein, der unbedingt wollte, dass er einen Haufen absolut Furcht einflößender Kreaturen fortlockte, damit er eine andere Furcht einflößende Kreatur irgendwie umbringen konnte, die Henry sich nicht einmal genau vorstellen konnte.
    Es war der absolute Wahnsinn, aber tief in seinem Innerenwusste Henry, dass er genau das tun würde, worum Lorquin ihn gerade gebeten hatte. Er hatte mehr Angst als je zuvor in seinem Leben, aber er würde es trotzdem tun. Nicht, weil er ein Held war. Nicht, weil er so mutig war. Sondern weil ihm absolut nichts einfiel, um es nicht zu tun.
    »EnRi?«, sagte Lorquin.
    »Ja, Lorquin?«
    »Gefährlich wird es dann, wenn sie dich riechen. Mach also den Bogen um sie im Windschatten, so lange wie möglich. Wenn du mein Signal hörst, beweg dich zügig nordwärts in den Aufwind, sorg dafür, dass sie dich sehen, und dann lauf schnell weg. Aber das weißt du ja alles schon.«
    »Ja«, sagte Henry. Ganz besonders der Teil über das schnelle Weglaufen leuchtete ihm sehr ein.
    »EnRi?«
    »Ja, Lorquin?«
    »Ich danke dir, mein Gefährte. Dafür, dass du mir hilfst, ein Mann zu werden.«

VIERUNDFÜNFZIG
    A us irgendeinem Grund begann er, sich besser zu fühlen, nachdem er Lorquin verlassen hatte und sich vorsichtig der Vaettir-Versammlung näherte. Dadurch, dass er   – statt sich düsteren Ahnungen hinzugeben   – einfach loslegte, schwanden plötzlich seine schlimmsten Ängste. Er hatte jetzt ein Ziel und musste sich nicht mehr vorwerfen, er würde sich vielleicht vor etwas drücken. Er tat etwas, was immer besser war als das Gerede darüber, dass man etwas tun sollte. Jetzt musste er sich nur noch konzentrieren.
    Was er zu tun hatte, war nicht leicht. Im Sternenlichtkonnte er sehen, aber nicht sehr weit. Die Wildnis war größtenteils Sand, der gelegentlich durch Felsvorsprünge abgelöst wurde. Vor ihm tauchte eine feine Silhouette auf, die vielleicht eine Felsnase war. Sein Bein schmerzte immer noch, und der Sand klebte an seinen Füßen, was das Gehen erschwerte. Auch die Felsvorsprünge, über die er stolperte und an denen er sich mehrmals die Schienbeine aufschürfte, erschwerten das Gehen. Noch schlimmer war der unberechenbare Nordwind, der manchmal erstarb und dann wieder abrupt die Richtung änderte. Henry stolperte in ständiger Furcht voran, dass sein Geruch ihn verraten könnte.
    Das Ding, das wie eine Felsnase aussah, entpuppte sich als Rand eines uralten Kraters. Froh, dem ewigen Sand zu entrinnen, machte Henry sich dankbar auf nach oben. Einige Augenblicke später hatte er die Anhöhe erklommen und spürte, wie ihm der Magen in die Knie rutschte.
    Unter ihm entfaltete sich eine albtraumhafte Szenerie. Der Krater bildete ein natürliches Amphitheater. Was er zunächst für ein einzelnes Lagerfeuer gehalten hatte, waren in Wirklichkeit mehrere, die einen dumpfen roten Widerschein warfen, der das Areal mehr als deutlich erhellte. Der Boden des Kraters war bedeckt von einer einzigen wimmelnden Masse von Vaettiren, die in absoluter Stille um eine Kreatur herumkrochen, die aussah, als wäre sie direkt Stephen Kings Hirn entsprungen. Sie war fahl wie die Vaettire selbst, aber mindesten so groß wie zehn von ihnen zusammen, eine monströse Made mit Kiefern, Fühlern und Klauen. Sie pulsierte heftig, während sie wie ein gestrandeter Wal in der Mitte des Amphitheaters lag.
    Henry starrte fassungslos hinab und versuchte sich daran zu erinnern, ob er schon jemals etwas so Abstoßendes gesehen hatte. Er betete, dass dies nicht Lorquins Draugr sein mochte   – das konnte einfach nicht sein   –, doch irgendwie wusste er, dass dieses Wesen genau das war. Auf den ersten Blick schienen sich die Vaettire nur ziellos um dasDing herumzuschieben, aber dann erkannte er bestimmte Verhaltensmuster. Einige von ihnen trugen je eine Handvoll einer weichen, wächsernen Substanz, die sie dem Draugr in den Mund schoben. Die riesige Kreatur versuchte nicht, sie anzugreifen, sondern kaute wie eine zufriedene Kuh vor sich hin.
    Andere Vaettire schienen die riesigen Nachtaugen des Draugr zu reinigen. Sie schleppten in blasenförmigen Behältern eine

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