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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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ob sie sein Haar berühren durfte. Aber immerhin war er nun schlauer. Er würde sich von nun an voll und ganz auf die Prüfung konzentrieren und die Valdoreener mit Stolz erfüllen, so, wie sie es verdienten. Und wenn Marinel nicht unter die Auserwählten käme und kein Ritter würde – so wäre ihm das völlig einerlei. Sie hatte es nicht verdient, ein Silberritter zu werden. Der einzige Grund für ihr Streben nach dem Schwert war doch lediglich ihre Liebe zu einem Toten. Solche Ritter konnte die Königin nicht gebrauchen.
    Der Wind flaute an jenem Morgen ab, und die Sonne tauchte die Landschaft in gleißendes Weiß. Um keinen Sehschaden davonzutragen, band Valuar sich ein grob gewebtes und somit sichtdurchlässiges Tuch um die Augen und nach einiger Zeit tat Marinel es ihm gleich. Er spürte, wie sie ihm immer wieder Blicke zuwarf, also schien sie seine veränderte Haltung nun doch zu bemerken. Möglicherweise wunderte sie sich, weshalb er sie jetzt völlig ignorierte. Valuar beschleunigte seinen Schritt und ließ sie ein gutes Stück hinter sich. Marinel schwieg dazu. Sollte sie sich doch ihre eigenen Gedanken machen, so, wie er ebenfalls von unerfreulichen Stimmen heimgesucht wurde.
    Hundert Jahre! Beinahe hundert Jahre hatte er sie wie ein verliebter Narr aus der Ferne angehimmelt und sich doch so sehr in ihr getäuscht. Was für eine Zeitverschwendung. Schnaubend schüttelte er den Kopf. Es reichte ihm.
    Ein Krachen hinter ihm ließ ihn erstarren. Der folgendeSchrei fuhr ihm bis in die Knochen. Valuar fuhr herum und sah durch seinen Sichtschutz gerade noch, wie Marinel von einem Moment zum anderen vom Boden verschluckt wurde. Ein Keuchen entfuhr ihm. Sofort riss er sich das Tuch von den Augen, ließ den Schulterbeutel zu Boden fallen und rannte los, das Eisfeld hinauf.
    »Marinel!« Vor ihm klaffte ein Spalt im Boden. Valuar stürmte darauf zu und ließ sich auf den Bauch fallen. Mit beiden Händen zog er sich an die Kante heran und blickte in den Abgrund hinab.
    »Gütige Seelen bei den Sternen«, entfuhr es ihm, als er Marinel nur knapp unter sich hängen sah. Er hatte das Schlimmste erwartet, doch noch war die Gefahr nicht gebannt. Ihr Handschuh und ein Teil des Umhangs hatten sich im Eis verfangen und sie so vor dem Absturz bewahrt. Ihre Beine aber strampelten haltlos in der Luft. Unter ihr gähnte schwarze Leere. Der Gletscherspalt war nicht breit, Valuar hätte ihn mit Leichtigkeit überspringen können, aber er war tief, sehr, sehr tief. Der Schnee musste ihn verdeckt haben und dann eingebrochen sein.
    »Halte durch«, keuchte er und riss sich mit den Zähnen die Handschuhe von den Händen. Die Kälte schnitt sofort in seine ungeschützte Haut, doch im Moment spürte er sie kaum. Wie hatte er nur so dumm sein können? Er kannte doch die Gefahren der Gletscher. Den ganzen Tag lang hatte die Sonne herabgebrannt und den Schnee aufgeweicht. Er hätte sie warnen müssen, hätte sie nicht allein gehen lassen dürfen, er hätte …
    Valuar beugte sich über die Kante. Ihre großen, grünen Augen starrten ihn an. Sie schienen beinahe alles von ihrem Gesicht einzunehmen und flehten stumm um Hilfe. Grüne Seen der Verzweiflung.
    »Ich bin gleich da.« Mit aller Kraft schlug er seine Stiefelspitzenin den Schnee und lehnte sich weiter vor. Er streckte seine Finger und bekam tatsächlich den Stoff ihres Umhangs zu fassen.
    »Valuar«, flüsterte sie, doch er konnte sie jetzt nicht ansehen. Er musste sich konzentrieren. Noch ein kleines Stück …
    Seine eine Hand umklammerte ihr Handgelenk, mit der anderen hielt er sich an der scharfen Kante fest. Erleichtert atmete er auf. Ihm war, als hätte er den Berg von neuem bestiegen, und er japste nach Luft.
    »Versuch deine Füße gegen die Wand zu drücken«, keuchte er. »Stütz dich ab.« Er musste auch ihren anderen Arm zu fassen bekommen. »Marinel, deine Hand. Gib mir deine Hand.«
    Sie sah zu ihm hoch. Die Kapuze war während des Sturzes von ihrem Kopf gerutscht, und goldene Haarsträhnen hingen ihr ins Gesicht. Den Schulterbeutel hatte sie wohl bereits verloren. Er musste sie hochziehen. Irgendwie.
    Sein Blick fiel auf sein Handgelenk. Das straffe Armband mit dem Schattenkristall erlaubte ihm keine Magie, und er konnte es auch nicht abnehmen, ohne Marinel loszulassen. Verfluchte Ritterprüfung!
    Marinel wandte den Blick von ihm ab und starrte in die Tiefe, ihr Atem raste.
    »Nicht hinuntersehen«, keuchte er. Sie wurde ihm zu schwer, und er hatte das Gefühl, bald

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