Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
Vom Netzwerk:
umklammert. Wirr strömten die Gedanken durch seinen Kopf. Du hast sie losgelassen, hast sie umgebracht! Sie lebt noch, du musst ihr helfen! Geh einfach weiter, sieh nicht zurück! Diese Tat wird dich deinen Kopf kosten!
    Mit einem Stöhnen presste er die Hände an die Schläfen und versuchte, sich zu konzentrieren. Die Kälte kroch in seine Glieder, doch er spürte den Schmerz nicht. Er fühlte gar nichts mehr. Ihm war, als hätte er sich in die dünne Höhenluft aufgelöst, unzureichend, kalt.
    Der Himmel über ihm verschwamm zu einem verwaschenen Bleigrau, die Schatten wurden länger, und Valuar stellte mit Schrecken fest, dass die Sonne bald untergehen würde. Da traf es ihn wie ein Schlag auf den Kopf und der Wahnsinn fiel von ihm ab.
    »Marinel!«
    Er sprang auf die Beine, doch sie knickten nach der langen Zeit der Regungslosigkeit sofort wieder ein. Gerade noch rechtzeitig konnte er sich abstützen, um nicht mit dem Gesicht aufs Eis zu fallen. Doch er ließ sich keine Zeit zum Verschnaufen. Mit zusammengebissenen Zähnen rappelte er sich wieder hoch und stolperte die paar Schritte zur Abgrundkante. Bitte sei noch am Leben, flehte er dabei stumm, wie eineBeschwörungsformel, sei noch am Leben, sei noch am Leben, sei noch am Leben.
    Er kniete nieder und beugte sich vor, um in die Tiefe zu blicken. Mitternachtsblaue Leere tat sich vor ihm auf. Zerfurchte und gesplitterte Eisformationen, die aus den glatten Wänden ragten und … Valuar kniff die Augen etwas zusammen und schnappte nach Luft. Ein kleiner Vorsprung! Und darauf war etwas Helles zu erkennen. Es könnte grau sein, grau wie ihr Umhang. Sofort kam er wieder auf die Beine, wenn auch etwas schwankend, und sah sich um. Er hatte kein Seil, kein Messer, hatte noch nicht einmal etwas, woran er ein Seil hätte befestigen können. Er hatte gar nichts. Wie sollte er da hinuntergelangen?
    Sein Blick fiel erneut auf sein Armband mit dem magieunterdrückenden Kristall. Wenn er es abnahm, das Siegel brach, mit dem es geschlossen war … dann würde er die Ritterprüfung nicht bestehen. Mit der Anwendung von Magie verstieße er zweifelsohne gegen die Regeln, aber wenn er es nicht tat … Mit einem kräftigen Ruck riss er das Armband ab und ließ es zu Boden fallen. Dann stellte er sich nahe an die Kante und öffnete sich, um den Kräften der Natur Einlass zu gewähren. Sein Atem wurde ruhiger, er wurde eins mit der Umgebung, hörte das Wasser gluckern und rauschen … Wasser!
    Valuar ballte die Hände zu Fäusten und kniff die Augen zusammen. Er war dem Element der Erde zugehörig, daraus schöpfte er seine Energie. Zwar besaß jeder Elf eine eigene, ihm innewohnende Magie, eine Art fünftes Element, doch war diese Kraft nichts ohne die Verbindung zu einem anderen Element, insbesondere jenem, dem er zugehörig war.
    Aber hier war überall nur Wasser, er befand sich auf einem Gletscher, um ihn herum gab es nur Eis und Schnee. Die Erde war unendlich weit weg. Ja, der Berg selbst, das Felsgestein,stand in Verbindung mit ihm, aber es war zu wenig, einfach zu wenig. Er musste das Eis formen, für ihn zugänglich machen, er musste zu Marinel!
    Welch grausames Spiel des Schicksals! Ihn mit all den Ähnlichkeiten mit Nevliin von Valdoreen zu bestrafen, ihm aber die Macht der Magie und das Element des Wassers zu verwehren. Allerdings war Nevliin auch erst mit der Zeit zu einem großen Magier geworden. Er hatte die Kraft erlernen müssen, in Tausenden und Abertausenden von Jahren. Wenn Valuar sich also genug anstrengte …
    Noch einmal versuchte er, durch den Berg hindurch die Erde zu erreichen, konzentrierte sich mit aller Kraft darauf, bohrte die Finger in die Handflächen, biss die Zähne zusammen, doch er spürte lediglich einen schwachen Hauch der sonst so starken Macht. Voller unbändiger Wut stieß er einen Schrei aus und japste nach Atem. Die Magie war anstrengend, und die Luft hier oben machte es ihm nicht leichter.
    »Marinel«, flüsterte er verzweifelt. Er hatte so viel Zeit vergeudet, vielleicht hatte sie noch gelebt und war nun erfroren oder ihren Verletzungen erlegen. Vielleicht kam er zu spät. Er musste es schaffen. Und wenn er die Kraft aus dem Wasser zog? Es gab Elfen, die sich andere Elemente gefügig machten. Nevliin war es niemals gelungen, aber Valuar wusste auch nicht, ob der Ritter es jemals versucht hatte. Es musste doch möglich sein. Es gab Magier, die alle vier Elemente beherrschten und so zu einem wahrhaftigen fünften Element aufstiegen. Er wollte

Weitere Kostenlose Bücher