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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Blau, dass ich heute Abend alle Blicke auf mich ziehe«, bat sie. »Ich würde Rathina gern in den Schatten stellen, wenn das möglich wäre.«
    »Da habe ich genau das Richtige«, sagte Mistress Mirrlees. »Blaue Seide, so leuchtend wie der Sommerhimmel.«
    »Zeig sie mir«, rief Zara begeistert und folgte der Schneiderin an einen der Tische.
    Anita lächelte Rathina an.
    »Ich weiß echt nicht, was ich mir aussuchen soll«, gestand sie. »Ich habe mich noch nicht so richtig an diese Kleider gewöhnt.«
    Rathina sah sie nachdenklich an. Dann machte sie eine Handbewegung und sofort näherte sich ihnen eine der Bediensteten. »Da ist ein Ballen fliederfarbener Seide«, sagte sie, ohne die Frau anzusehen. »Den bringst du Prinzessin Tania. Ein Kleid aus diesem Stoff wird ihr wunderbar stehen.«
    Die Frau trippelte davon.
    »Danke«, sagte Anita.
    Rathina warf ihr ein flüchtiges Lächeln zu. »Dorothy, Kat, Martha«, rief sie. »Ich möchte mir gern den dunkelroten Taft ansehen.« Und damit rauschte sie davon, gefolgt von den drei Frauen.
    »Ach, dieses ganze Getue und Aufhebens«, sagte Sancha und schaute sich stirnrunzelnd im Raum um. »Ich werde Schwarz tragen, ganz einerlei, was Zara dazu sagen mag.« Sie lächelte Anita spitzbübisch an. »Doch vielleicht erlaube ich etwas weiße Spitze und eine perlenbesetzte Halskrause.«
    »Das klingt toll«, sagte Anita abwesend. Sie beobachtete noch immer Rathina. »Sancha, ist irgendetwas mit Rathina?«, fragte sie. »Ich habe den Eindruck, dass sie mich nicht besonders mag.«
    »Da irrst du dich«, sagte Sancha. »Du und Rathina, ihr wart immer die besten Freundinnen.«
    »Echt? Aber warum ist sie dann s o … ich weiß nich t … kühl mir gegenüber?«
    »Rathina war am Vorabend deiner Vermählung bei dir, in deinem Schlafgemach«, sagte Sancha.
    »Oh. Du meinst, als ich verschwunden bin?« Sie sah zu Rathina hinüber. »Ja, du hast Rech t – sie war bei mir.«
    »In der Tat, und diese Bürde lastet schwer auf ihr«, entgegnete Sancha.
    »Ja, da würde wohl jeder dran knabbern«, sagte Anita. »Wenn die eigene Schwester direkt vor einem verschwindet und die nächsten fünfhundert Jahre nicht mehr auftaucht.«
    Zara kam, mit stahlblauer Seide behängt, auf sie zugerannt. »Wie findet ihr diesen Stoff?«, fragte sie und drehte sich vor ihnen hin und her. »Steht mir diese Farbe? Soll Mistress Mirrlees mir ein Kleid daraus nähen?«
    »Es ist genial«, sagte Anita.
    Eine Bedienstete kam mit einem Ballen lilafarbenen Stoffs auf den Armen zu ihnen. »Für Euch, Prinzessin Tania«, sagte sie knicksend.
    »Eine exzellente Wahl!«, rief Zara und befühlte die feine Seide. »Perfekt.« Sie lächelte die Frau an. »Prinzessin Tanias Kleid sollte rosafarbene Stickereien und geschlitzte Ärmel haben und ein Futter aus purpurrot changierender Seide.«
    Die Frau knickste wieder und trippelte davon.
    Anita zog die Augenbrauen hoch. »Das war’s? Brauchen die nicht meine Maße?«
    »Mistress Mirrlees wird die Arbeit beaufsichtigen«, sagte Zara. »Hab keine Angst, das Kleid wird wie angegossen sitzen. Und jetzt komm, lass uns etwas für Sancha finden.«
    »Schwarz«, beharrte Sancha.
    »Nein!«, sagte Zara. »Mitternachtsblau, mit vielen Sternen bestickt und mit Kometen und Monden besetzt.«
    Sancha zögerte kurz, dann lächelte sie. »Ja«, sagte sie. »Einverstanden.« Sie sah Anita mit leuchtenden Augen an. »Manchmal muss die Zurückhaltung dem Vergnügen weichen, vor allem an einem solchen Abend.«
    »Absolut!« Anita ging mit ihnen die Stoffreihen entlang, damit Zara für ihre kluge Schwester das Passende heraussuchen konnte.
    Rathina stand am anderen Ende des Raums auf einem Fußschemel und betrachtete sich in dem großen Spiegel, der von zwei Dienerinnen gehalten wurde. Eine dritte Frau hielt Rathina verschiedene Stoffe an den Körper, damit sie unter ihnen wählen konnte.
    Sechs Schwestern, dachte Anita. Rathina, Zara, Sancha, Hopie und Cordeli a – das waren nur fünf.
    Sie schaute Zara an. »Eine fehlt«, sagte sie. »Wir müssten doch sieben sein.«
    Zara und Sancha tauschten einen vielsagenden Blick.
    »Eden wird nicht kommen«, vertraute Sancha Anita mit leiser Stimme an. »Sie ist die Älteste von uns, aber sie lebt völlig zurückgezogen.«
    Zara zog Anita am Arm zur anderen Seite des Raums hinüber, wo sie das Fenster öffnete und über die Dächer zeigte.
    »Dort drüben, siehst du?«, fragte sie und deutete auf einen viereckigen, efeubewachsenen Turm mit hohen

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