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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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fortfahren?«
    »Lieber nicht«, entschuldigte sich Anita. »Mir ist ein bisschen flau.«
    »Soll ich Hopie holen?«, erbot sich Zara. »Sie wird dir einen Trank zubereiten.«
    »Nein, mach dir keine Sorgen«, sagte Anita. Sie fühlte sich mit einem Mal furchtbar müde. Sie deutete auf ein nahe stehendes Sofa. »Ich lege mich kurz hin. Du kannst ja gerne weiterspielen, wenn du magst.«
    Sie legte die Laute aus der Hand und ging auf wackligen Beinen zum Sofa hinüber, wo sie sich ausstreckte und den Kopf auf die gepolsterte Seitenlehne legte. Während sie dort mit geschlossenen Augen lag, lauschte sie Zaras heiteren Melodien.
    Das war nun schon das zweite Mal gewese n – einmal in ihrem Schlafgemach und einmal hier. Zweimal war sie auf schmerzhafte Weise aus dieser Welt heraus- und in eine andere hineingezerrt worden.
    Wieder hatte es sie an den heutigen Hampton Court Palace erinnert, wieder hatten alle Leute, die sie gesehen hatte, moderne Kleidung angehabt, und es war alles binnen weniger Augenblicke geschehen.
    Fast schien es so, als würde sie immer nur für wenige Sekunden aufwachen, bevor der Traum erneut Besitz von ihr ergriff. Aber das konnte doch nicht sein? Wenn der Traum enden würde, müsste sie doch in ihrem Krankenhausbett aufwachen, nicht an diesem seltsamen, halb vertrauten Ort?
    Lag sie etwa im Koma? Wie schwer war sie bei dem Unfall wirklich verletzt worden?
    Was passierte hier mit ihr?

VI
    A ls Anita mit Zara in ihr Zimmer zurückkam, lag ihr Ballkleid bereits auf dem Bett und die fliederfarbene Seide schimmerte im Sonnenlicht, das durch das Fenster fiel.
    Als Anita das Kleid vorsichtig hochhob, war sie überrascht, wie leicht es sich trotz der weiten Röcke anfühlte. Es hatte Puffärmel, die so geschlitzt waren, dass darunter der purpurne Futterstoff hervorschaute. Der Halsausschnitt, die Ärmelenden und der Rocksaum waren ebenfalls mit purpurrotem Garn verziert. Lavendelblaue Stickerei bildete ein filigranes Muster auf dem Mieder und auch der Oberrock war üppig bestickt.
    Anita hielt sich das Kleid an. »Wie sieht es aus?«
    »Es ist atemberaubend«, erklärte Zara. »Mistress Mirrlees hat sich selbst übertroffen!«
    »Aber wie hat sie das so schnell hinbekommen?«, wunderte sich Anita und blickte auf die komplizierte Stickerei. »Das sieht nach mehrwöchiger Arbeit aus, dabei waren wir doch erst vor einer Stunde dort.«
    Zara schüttelte den Kopf. »Arme Tania«, sagte sie. »Du erinnerst dich wohl an gar nichts mehr, das du früher hier gelernt hast?«
    »Nein, wie du merkst, nicht«, sagte Anita. Sie sah Zara an. »Ist etwa Magie im Spiel?«
    »Das Wort kenne ich nicht«, sagte Zara verwirrt. »Was heißt das?«
    »Magie?«, fragte Anita. »Oh, du weißt schon: Hokuspokus. Sesam, öffne dich. Ein Kaninchen aus dem Hut ziehen. So was in der Art.«
    Zara sah sie verständnislos an.
    »Die Art und Weise, wie der König das Tageslicht zurückgeholt hat«, erklärte Anita. »Das meine ich. Und wie Gabriel mich hierher zurückgebracht hat. Das alles scheint wohl Magie zu sein.«
    »Ich weiß nicht, welche Kräfte Gabriel benutzt hat, um dich zurückzubringen«, sagte Zara. »Mit solchen Dingen habe ich mich nie beschäftigt. Das tun die wenigsten von uns. Das ist nämlich harte Arbeit! Wenn ich nur daran denke, wird mir schon schwindelig.«
    Sie lächelte.
    »Mistress Mirrlees kennt sich etwas mit den Mystischen Künsten aus und unser Vater ist ein großer Meister darin. Komm, lass uns nicht bei solch ernsten Themen verweile n – du bist hier bei uns, die Zeit der Großen Dämmerung ist vorbei und heute Nacht tanzen wir bis zum Sonnenaufgang!«
    Zara half Anita in ihr Kleid und dann rannten die beiden durch die Gänge zu Zaras Privatgemach.
    Zara riss eine Tür auf und Anita betrachtete das Schlafzimmer ihrer Schwester fasziniert. Die Wände und die Decke waren in verschiedenen Blauschattierungen gestrichen, sodass das Himmelbett mit seinen marineblauen Decken und Vorhängen inmitten eines riesengroßen Meeres dahinzusegeln schien.
    »Wie schön!«, rief Anita. Sie blickte zu Boden: Die Dielen zu ihren Füßen waren so bemalt, dass sie kleinen glatten Kieseln ähnelten. An einer Wand befanden sich Fenster mit blaugetönten Scheiben und das hereinströmende Sonnenlicht bekam dadurch einen saphirblauen Schimmer.
    Anita betrachtete die Wänd e – und hielt den Atem an: Die Gemälde waren lebendig! Wellen mit Schaumkronen wogten um sie herum und Schiffe fuhren mit geblähten Segeln im Wind.

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