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Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Elfennacht 01. Die siebte Tochter

Titel: Elfennacht 01. Die siebte Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Gesicht, großen Augen und einem breiten Lächeln. Ihre goldenen Locken fielen über die Schultern auf ihr gelbes Kleid.
    »Hallo, Zara«, sagte sie.
    »Erinnerst du dich an mich?«, fragte Zara.
    Anita schüttelte den Kopf. »Nein, nicht wirklich«, sagte sie. »Tut mir leid.«
    »Das macht nichts«, sagte Zara fröhlich. »Die Zeit heilt alle Wunden. Ich bringe dich jetzt zu unseren Schwestern.« Sie hakte Anita unter und zog sie durch den Korridor. »Sie werden sich so freuen, dich wiederzusehen«, sagte sie.
    Anita lächelte sie an. »Zu Hause bin ich ein Einzelkind«, sagte sie. »Ich war gern allein. Ich kann mich nicht erinnern, mir jemals Geschwister gewünscht zu haben. Warum habe ich mir dann also sechs ältere Schwestern erträumt? Das ist doch irgendwie komisch, nicht? Oder liegt es daran, dass es in der Geschichte sieben Schwestern waren?«
    Zara sah sie verwirrt an und lachte dann. »Gabriel erzählte, dass du manchmal ganz seltsame Sachen sagst.«
    Anita zog eine Augenbraue hoch. »Was hat er denn noch erzählt?«
    »Dass heute Abend ein großer Ball stattfindet«, sagte Zara aufgeregt. »Zur Feier deiner Rückkehr.« Sie riss sich von Anita los und machte eine elegante Pirouette. Sie drehte sich so schnell im Kreis, dass ihr Kleid sich glockenartig aufbauschte und ihre Haare fächerförmig vom Gesicht wegflogen. »Es gab schon seit fünfhundert Jahren keinen Ball mehr! Stell dir das vor, Tani a – denk daran, wie gern wir getanzt haben, wie uns die Lords umwarben, an die Musik, die Lichter, die Festgelage und die Feuerwerke über dem Fluss!«
    Anita blieb stumm.
    Abrupt hielt Zara inne und sah Anita mit einer Mischung aus Mitgefühl und Trauer an. »Kannst du dich denn an gar nichts mehr erinnern?«
    »Ich erinnere mich ja nicht mal daran, Tania zu sein«, sagte Anita. »Ich wünschte, ich könnte es. Klingt nach ziemlich viel Spaß.« Sie schaute Zara stirnrunzelnd an. »Bist du wirklich über fünfhundert Jahre alt?«
    »Nein, ich bin erst siebzehn«, sagte Zara. »Auf dieser Altersstufe bin ich stehen geblieben, seit die Zeit aufhörte zu vergehen. Aber jetzt werde ich auf meine Volljährigkeit zugehen, dessen bin ich sicher.«
    Anita schluckte. »Also werden jetzt alle hier alt und sterbe n – und das alles nur, weil ich zurückgekommen bin?«
    »Weißt du das denn nicht mehr, Tania?«, sagte Zara. »Wir Elfen sterben nicht.«
    »Nie?«
    Zara schüttelte den Kopf. »Jedenfalls nicht am Alte r – wir sterben höchstens durch einen unglücklichen Zufall oder ein Missgeschick.«
    »Wir sind also all e … unsterblich?«
    »Wohl wahr!« Zara nickte, lief wieder zu Anita und hakte sie unter. »Komm«, sagte sie. »Wir gehen in die Bibliothe k – zu Sancha.«
    Anita beschloss, ein andermal weiter über die Unsterblichkeit nachzudenken. Das war alles ein bisschen viel auf einmal.
    »Ich vermute mal, Sancha ist auch eine Schwester von mir, ja?«, sagte sie.
    Zara nickts und zog Anita durch den Gang hinter sich her. »Und dan n – nichts wie zur Schneiderin«, sagte sie aufgeregt. »Für den Hofball brauchen wir schließlich alle neue Kleider.«
    Lächelnd ließ sich Anita von Zaras Begeisterung anstecken.
    Sie folgte ihrer Schwester durch hohe, elegant möblierte Räume, holzgetäfelte Gänge und breite Treppen abwärts. Überall um sie herum erwachte der Palast zum Leben.
    Bedienstete in himmelblauen Livreen schwärmten aus, schwangen Besen, Bürsten und Putzlumpen. Fenster wurden aufgerissen und graue Stoffbezüge von den verhüllten Möbeln gezogen. Durch die Korridore hallte fröhliches Stimmengewirr.
    Immer wenn die beiden vorübergingen, verbeugten sich die Diener und die Mägde knicksten mit gesenkten Köpfen. Einmal blickte ein junger Diener, fast noch ein Junge, zu Anita au f – in seinem Blick lag scheue Neugier. Anita schielte ihn grinsend an. Er erschrak so sehr, dass Anita laut lachen musste.
    Zara blieb vor einer hohen verzierten Flügeltür stehen und schob eine der Türen auf, die langsam nach innen schwang. Mit glitzernden Augen warf Zara einen Blick hinter sich auf Anita.
    »Seit deinem Verschwinden war Sancha sogar noch fleißiger«, sagte sie und legte einen Finger an die Lippen. »Sie besteht darauf, dass beim Betreten ihrer Bibliothek alle mucksmäuschenstill sind.«
    Anita folgte Zara durch die halb geöffnete Tür in einen großen runden Saal mit hoher Kuppeldecke. Sonnenstrahlen fielen durch große schmale Fenster und erhellten den luftigen Raum. Am Boden waren

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