Elfenschiffe (Mithgar 03)
im Interesse der Lesbarkeit sind die meisten altertümlichen Ausdrücke und Redewendungen eliminiert worden.
Die Sprache der Kinder des Meeres ist mit Zirp-, Schnalz-, Pfeif- und Klick-Lauten durchsetzt. Zwei dieser Laute sind durch die Zeichen »!« und »i« dargestellt, ein »Tick« durch »!« und ein »Tock« durch »i«.
Für die Neugierigen: Das w in Rwn wird wie uu ausgesprochen (w ist schließlich nichts anderes als ein doppeltes u). Rwn wird also nicht Renn ausgesprochen, sondern Ruhn.
Fuchsreiter, Fuchsreiter
Wohin willst du geschwind?
Meine Liebe zu finden,wo es ihn auch hält
ich durchstreife die Weltund zieh mit dem Wind
Träume sind manchmal nur bunte Bilder
in einem unbeständigen Schattenland.
1. Kapitel
NORDLICHT
Winter, 1E9572-73
[Zweiundzwanzig Monate zuvor]
Farrix stand im hüfthohen Schnee unter dem winterlichen Himmel auf der Kuppe des Hügels und beobachtete das Schauspiel des Nordlichts, dessen Farben willkürlich zwischen den verschiedenen Schattierungen von Karmesin und Safran, Jade, Indigo und Lavendel hin und her wechselten.
Plötzlich… »Heda, Jinnarin, hast du das gesehen?«
»Was denn?«
Farrix wandte sich der Frau neben ihm zu. »Das Nordlicht. Es kam mir so vor, als hätte ich einen Blitz gesehen und eine Wolke aus Licht, eine große Wolke, die nach Süden strebt, dorthin« – Farrix zeigte zum Osthorizont – »und nach unten. Ich bin sicher, dass ich mich nicht getäuscht habe.«
Jinnarin schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht hingesehen.«
»Hm. Ich frage mich…«
»Was fragst du dich?«
»Ich frage mich, ob diese Magier etwas im Schilde führen. Ich meine, ich beobachte das Nordlicht schon mein Leben lang, aber noch nie…«
»Ach, Farrix, du glaubst immer, dass die Magier etwas im Schilde führen.«
»Trotzdem, Jinnarin…«
»Mein Liebster«, unterbrach ihn Jinnarin, »ich sage, wir vergessen die Sache und kehren zurück zu…«
»He! Da war schon wieder eine«, rief Farrix. »Sie ist nach Süden gestoben, so wie die erste.«
Jinnarin drehte sich um und betrachtete lange den Nordostrand des nächtlichen Himmels… ohne Erfolg, denn keine andere Wolke löste sich aus dem sich windenden Vorhang gespenstischen Lichts – zumindest keine, die sie gesehen hätte.
Farrix starrte ebenfalls suchend durch das winterlich kahle Geäst der ehrwürdigen Bäume Darda Glains, ohne etwas zu finden.
Im Laufe des nächsten Monats sah Farrix noch öfter leuchtende Wolken vom Nord- zum Osthorizont fliegen, wenn er das Nordlicht beobachtete. Schließlich kam er zu Jinnarin – mit einem Rucksack auf dem Rücken, seinem Bogen in der Hand und einem gefüllten Köcher auf dem Rücken – und sagte: »Liebste, ich ziehe los, um den Wolken zu folgen. Ich muss wissen, wohin sie fliegen.«
Jinnarin sah sein nach vorn gerecktes Kinn und erkannte, dass sie ihn nicht von seinem Entschluss abbringen konnte, dieses Phänomen zu ergründen, was immer sie auch vorbringen mochte. Also umarmte und küsste sie ihn schweren, aber nicht übermäßig schweren Herzens… denn sie und Farrix waren bereits seit einigen Millennien Gefährten, und Jinnarin hatte sich mit seinen Eigenarten abgefunden.
Mit einem Pfiff schwang Farrix sich auf Rhu und ritt in nordöstlicher Richtung durch Darda Glain, während Jinnarin vor dem hohlen Baum stand, in dem sie wohnten, und ihrem Liebsten zum Abschied zuwinkte.
2. Kapitel
EIN NÄCHTLICHER BESUCHER
Anfang Frühjahr, 1E9574
[Sechs Monate zuvor]
In einer kleinen Kate in den Ausläufern Kairns, der großen Stadt auf der Insel Rwn, hörte ein älterer Mensch – das heißt, mit seinen weißen Haupt- und Barthaaren sah er wie ein älterer Mensch aus – ein leises Klopfen an seiner Tür. Er wandte den Blick nicht von seinem Apparat, sondern murmelte weiter vor sich hin, während er am Astrolabium entlang durch die offene Dachluke und in den nächtlichen Frühjahrshimmel spähte.
Wieder klopfte es an die Tür.
»Geht weg!«
Leise, ganz leise, hallte noch ein Klopfen durch den dunklen Raum.
»Ich sagte, geht weg! Ich bin beschäftigt!«
Wieder das beharrliche Klopfen.
»Ach, verflixt!« Verärgert beschrieb der ältere Mensch eine Geste, und ein weicher blauer Schein nahm vor ihm Gestalt an. »Schon gut, schon gut, ich komme!«, rief er übellaunig, während er eine Notiz in sein Tagebuch kritzelte, das aufgeschlagen vor ihm auf dem Stativ für das Astrolabium lag.
Der ältere Mann schlug das Tagebuch zu, glitt
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