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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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mehr in Füßen und Händen hatte. Feuer, dachte sie. Natürlich! Das behagt Wassergeistern nicht. Darauf hätte ich aber auch wirklich selbst kommen können.
    „Liebes.“ Grace ließ ihre Fackel fallen und eilte zu Lily. „Ist dir was passiert?“
    Müde sah Lily zu ihrer Tante hoch. „Wieso kümmert dich das überhaupt?“
    „Was redest du denn?“ Grace hob die Wolldecke auf, die Lily während ihres Ringkampfes mit der ersten Nymphe verloren hatte, und drapierte sie ihrer Nichte fürsorglich um die Schultern. „Gwynnie, das Kind ist verwirrt.“
    „Nein“, fauchte Lily, „das Kind ist nicht verwirrt, das Kind ist stinksauer.“
    Grace streichelte ihre Schulter. „Liebes, ich weiß nicht, was du meinst“, behauptete sie. Aber Lily sah, dass ihre sorgfältig manikürten Finger bebten.
    „Die da.“ Lily zeigte auf die Pixies, die vor ihnen im Schnee landeten. Lily verspürte noch immer ein leichtes Unbehagen in ihrer Gegenwart, das mit Sicherheit auch den spitzen Zähnen und rot leuchtenden Augen geschuldet war. Doch sie fürchtete die kleinen Geschöpfe nicht. Sie war sogar fast erleichtert zu sehen, dass die Libellenflügel des Weibchens zwar noch ein wenig knittrig wirkten, ansonsten aber heil waren. „Die beiden meine ich. Sie haben mich fast umgebracht. Und du kennst sie!“
    „Ja“, sagte Gwyneth trocken zu Grace, „erklär das mal.“
    Ihre Worte verwirrten Lily.
    Grace zog ihre weiße Pelzstola enger um sich. Ein kleiner Kopf mit spitzer Schnauze und blauen Glasaugen presste sich gegen ihre Wange. Es sah aus, als rollte sich ein Polarfuchs schützend um ihre Schultern zusammen. „Wir müssen zurück ins Warme“, sagte Grace ablenkend. „Hier draußen holen wir uns ja alle den Tod.“
    „Ich gehe mit euch nirgendwohin“, fauchte Lily. „Ich weiß nicht, warum ihr mir jetzt plötzlich gegen diese gruseligen Nymphen geholfen habt, aber ich traue euch nicht über den Weg.“
    Graces leuchtend rot lackierte Lippen bebten. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    „Wehe, du weinst“, rief Lily. „Du hast kein Recht dazu!“
    „Sie war es einfach leid, die arme Verwandte zu sein“, sagte Gwyneth ruhig. „Die Yorks haben alles im Überfluss, wir nicht. Das kann schon frustrierend sein.“ Die Hosenbeine ihres eleganten schwarzen Damensmokings schleiften im Schnee, als Gwyneth ihrer Nichte die freie Hand hinstreckte, um sie auf die Füße zu ziehen. Lily schüttelte abweisend den Kopf. „Na komm schon“, bat Gwyneth. „Grace hat Recht, du musst wieder rein. Vielleicht kannst du ihr ja verzeihen. Irgendwann. Sie hat eben nicht nachgedacht. Wie immer!“
    „Was soll das denn bitte heißen, wie immer?“ Grace machte ein empörtes Gesicht.
    „Das soll heißen, dass du wieder mal nur an dich gedacht hast, liebe Schwester“, schimpfte Gwyneth. „Du bist ausgeflippt, als dieser Kerl mit seinen Papieren auftauchte und uns von dem Lancasterknaben mit königlichem Blut erzählte. Wir waren noch nicht einmal sicher, was wir von der ganzen Geschichte halten sollten, wir hatten noch nicht einmal mit Gray sprechen können, da bist du schon durchgedreht.“
    „Das ist gar nicht wahr!“
    „Natürlich ist das wahr. Du wolltest auf keinen Fall, dass die Yorks uns zuvorkommen und unseren Neffen zu einem der Ihren machen. Und nicht aus Sorge um den Jungen oder unsere Familie, sondern einzig, weil du Evelyn noch immer nachträgst, dass er dich hat fallen lassen vor gefühlten einhundert Jahren.“
    „Du bist so gemein“, rief Grace schrill. „Du sagst das nur, weil du nicht weißt, was es heißt, wenn dir ein Mann das Herz bricht.“
    Gwyneth wedelte den Einwurf ihrer Schwester ungeduldig beiseite. „Und dann“, fuhr sie mit erhobener Stimme fort, „hast du einfach deine minderbemittelten Schmusetiere losgeschickt. Ohne nachzudenken.“ An dieser Stelle machten die Pixies schmale Kohlenaugen und fauchten böse, aber Gwyneth ignorierte sie völlig. „Ausgerechnet diese Biester lässt du Grayson suchen. Du hättest wissen müssen, dass sie ohne Rücksicht auf Verluste handeln und dass das schiefgehen kann. Aber nein, du jagst sie los. Ohne mir etwas zu sagen!“
    „Immer willst du bestimmen“, klagte Grace.
    „Aus gutem Grund“, brüllte Gwyneth, in der sich offensichtlich eine ganze Menge angestaut hatte. „Sieh dir doch an, was du für einen Schlamassel angerichtet hast. Deine Pixies haben versagt, unsere Nichte hast du fast umgebracht …“
    Grace heulte los.
    Gwyneth stöhnte. „…

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