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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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eben dieser, ach so unwissende Alistair verwundert.
    Rose schüttelte den Kopf über ihn. „Wie du heute vielleicht gemerkt hast, geht es bei dieser ganzen Sache nicht nur ums Aussehen“, gab sie trocken zurück.
    „Du warst auch dort“, stellte der Earl fest. „Als deine Schwester mich für diesen Menschen stehen ließ.“
    Rose krümmte sich innerlich zusammen. Er hatte sie nicht einmal bemerkt da am Waldrand. Er hatte nur Lily gesehen.
    Rose holte tief Luft und beschloss, Alistair in seinem Elend sitzen zu lassen.
    „Grayson“, sagte sie zu ihrem Bruder, der ihr Gespräch still mitangehört hatte. „Tu mir einen Gefallen und sieh mal nach, ob die Luft rein ist. Geh aber nicht raus, okay? Nur bis zum Tor.“
    „Holst du jetzt das Pferd?“
    Rose nickte grimmig. Um an die Boxentür zu kommen, musste sie sich notgedrungen neben Alistair stellen. Sie tat es. Und versuchte dann zu ignorieren, wie stark seine um die Knie geschlungenen Unterarme von hier aussahen, wie einladend die Kuhle unter seinem Hals in seinem geöffneten Hemd und wie verdammt weich seine Lippen. Vorsichtig entriegelte sie die Tür zu Duchess’ Box.
    „Kommst du noch mal raus?“, fragte sie das Pferd.
    Die Stute beäugte sie kritisch. Klar, ich bin nicht Tigerlily, dachte Rose frustriert.
    „Willst du ausreiten?“ Alistair rappelte sich auf und stand plötzlich neben ihr. So nah, dass sie seine Körperwärme spüren konnte.
    „Ja.“ Rose winkte Duchess ungeduldig. Aber das Pferd reagierte nicht.
    „Die Dame scheint nicht zu wollen“, stellte Alistair fest. „Wie dumm. Was meinst du? Willst du vielleicht mit mir ausreiten?“ Seine Stimme klang plötzlich ganz anders als zuvor. Mehr so, als spiele er ein Spiel, von dem er wusste, dass niemand es so gut beherrschte wie er. „Ich nehme dich gerne vor mich in den Sattel. Oder, warte, lass mich raten: Ich vermute, du möchtest dein eigenes Pferd.“
    „Aber mitnichten“, antwortete Rose ihm in derselben Tonlage, denn sie kannte dieses Spiel sehr wohl. Sie war sogar eine Meisterin darin! „Ich würde liebend gerne mit dir reiten. Aber jetzt geht es leider nicht.“
    Alistair sah von ihr zu Grayson, der klein und schmal im Stalltor lehnte. „Verstehe“, sagte er langsam.
    Roses Herz begann schneller zu schlagen. Und nicht, weil der junge Earl so verdammt gut aussah, wie er zerzaust und unglücklich trotzdem mit ihr flirtete, sondern weil sie Angst hatte, dass er hier und jetzt ihre Flucht vereiteln würde. Dann könnte sie sich nicht mit den Tanten auf der Hauptstraße treffen. Dann könnte sie ihren Bruder nicht nach Hause zu Kate bringen.
    Rose packte mit einer Hand die Holztür. Sie brauchte plötzlich Halt.
    Alistair hob einen Arm. Und ganz langsam legte er seine linke Hand neben Roses rechte. „Vielleicht ein anderes Mal?“, fragte er.
    „Ja“, sagte Rose atemlos. Ließ er sie wirklich gehen? „Vielleicht ein anderes Mal.“
    Er schwieg.
    Rose sah Duchess zu, die sich gelangweilt ein bisschen Heu aus ihrer Futterkrippe zupfte. Aber Rose wusste, dass Alistair währenddessen sie anschaute. Hatte seine Hand eben auch schon so dicht neben ihrer gelegen?
    „Hey, Wildrose.“
    Rose betete, dass ihre Stimme ihr jetzt gehorchen würde. „Ja?“, fragte sie leise.
    „Wenn hier ein Mistelzweig hinge, würdest du dich dann noch mal von mir küssen lassen?“
    Rose stockte der Atem. Sie schluckte mühsam. „Hier hängt kein Mistelzweig.“
    Er schob sich näher an sie heran. Jetzt spürte sie seinen Atem an ihrer Wange. „Ja. Aber wenn, Rose?“
    Heute, dachte Rose, ist ein Tag zum Mutigsein. Lily war mutig. Lily war so unglaublich mutig! Jetzt könnte ich es auch mal sein. Rose sah Alistair direkt in die samtschwarzen Augen. „Tut mir leid, Mylord, doch an bedeutungslosen Mistelzweigküssen bin ich nicht mehr interessiert.“
    Alistair legte den Kopf schief. „Aber wenn der Kuss etwas bedeutet, riskierst du doch wieder dein Herz.“
    „Ja“, sagte Rose fest. „Genau.“
    Da hob Alistair den kleinen Finger seiner Linken und strich damit sachte über Roses Handrücken. „Dann finde ich, dass du sehr mutig bist, schöne Wildrose.“
    „Ja“, sagte sie. „Genau das bin ich.“

Quellenhinweis
    Das Eingangszitat auf Seite 5 ist entnommen aus: William Blake, „Gedichte“. Aus dem Englischen von Alexander von Bernus. Heidelberg (Lambert Schneider Verlag) 1955.
    Die Zitate, die Teil I und Teil II eröffnen, stammen aus dem Märchen „Brüderchen und Schwesterchen“ der

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