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Elfenschwestern

Elfenschwestern

Titel: Elfenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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aus?“
    „Ja“, sagte Grace. „Das tun wir. Wir mögen nicht so viel altes Geld haben wie andere“, sie sah zu Englefield Park hinüber mit seinen die Nacht erleuchtenden Fensterreihen, „aber wir verstehen etwas von den alten Künsten.“
    „Könnt ihr sie mir beibringen?“
    Grace rückte entschlossen ihre Stola gerade. Die gläsernen Fuchsaugen glitzerten gefährlich. „Aber natürlich.“
    Der Ball war ein Erfolg. Die Musik war bis hinaus auf die Terrasse zu hören, und das Gelächter auch. Als Lily ihren Tanten in den Gartensaal folgte, hüllte der Lärm sie ein wie eine Decke. Die plötzliche Wärme, die hier drin herrschte, gab Lily das Gefühl, ein wohlig heißes Bad zu nehmen. Sie seufzte erleichtert. In ihre Finger kehrte langsam Gefühl zurück, als das Blut mit neuer Kraft zu zirkulieren begann.
    „Oh. Mein. Gott!“
    Lily musste sich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, dass es Constance Baker-Smith war, die hinter ihr heranwirbelte. Sie tat es trotzdem.
    „Mein Gott, Lily“, rief Constance, die blauen Augen strahlend, die Wangen rot. „Dein Bruder ist anbetungswürdig. So was von süß! Ich tausche ihn gerne gegen meine kleine, ekelhafte Schwester, wenn du willst.“
    Die Worte ergaben für Lily nicht sofort einen Sinn. „Du meinst …“, begann sie zögernd.
    „Grayson!“ Constance packte Lilys Hand und zog sie durch die Menge. Lily folgte dem Elfenmädchen völlig verwirrt. Im Durchgang zur großen Halle blieb Constance stehen. „Da“, sagte sie. „Er hat schon nach dir gefragt. So ungefähr jeden, glaube ich.“ Sie lachte glockenhell.
    Lily hörte es kaum.
    Denn ja, da war Grayson. Inmitten seiner festlich gekleideten Familie saß er unter dem riesigen Weihnachtsbaum. Sein Haar leuchtete golden, seine Augen strahlten und er sah hinreißend aus in seinem schwarzen Anzug. Kate hielt ihn im Arm und Rose fasste abwechselnd nach seiner Hand und streichelte seinen Lockenkopf. Sie schien ihn nicht loslassen zu können. Sie muss sich vergewissern, dass er wirklich da ist, dachte Lily und verstand das nur zu gut. Gray, Baron von Greenwood, stand mit einem seltsamen Ausdruck im Gesicht neben den drei Fairchilds. Er sieht seinen Sohn heute zum ersten Mal seit acht Jahren, fiel Lily ein. Die Brust wurde ihr eng bei dem Gedanken.
    Plötzlich hörte Lily die Tanten irgendwo links von sich. Dann stoben sie aus der Menschenmenge zu den vieren unter der Tanne hinüber. Grace flog ihrem gut aussehenden Bruder an den Hals, Gwyneth sank ganz langsam vor Grayson auf die Knie.
    Lily konnte die Worte von ihren Lippen lesen: „Grayson Fairchild-Lancaster“, sagte Gwyneth. „Ich bin deine Tante.“
    Grayson betrachtete sie nachdenklich. Dann streckte er eine Hand nach ihr aus. Gwyneth blinzelte gerührt und Grace brach wieder in Tränen aus.
    Lily hätte es ihr am liebsten gleichgetan.
    „Fröhliche Weihnachten, Tigerlily.“ Lautlos wie ein Schatten trat der Duke neben Lily.
    Sie musste sich sehr zusammenreißen, um nicht unwillkürlich die Finger zu Klauen zu krümmen und die Zähne zu blecken.
    „Du siehst, wenn du dich an unsere Abmachung hältst, tue ich es auch“, sagte er glatt. „Ein Weihnachtsabend im Kreise der Familie. Der letzte, gut, aber ich dachte, du freust dich trotzdem.“
    Lily hätte ihm nur zu gerne das selbstzufriedene Lächeln vom Gesicht gekratzt.
    „Apropos“, sprach der Duke weiter. „Wo ist denn mein werter Herr Sohn?“
    „Ich wusste nicht, dass Sie mich als Kindermädchen engagiert haben“, bemerkte Lily spitz. „Das scheint mir auch so gar nicht Alistairs Vorstellungen von trauter Zweisamkeit zu entsprechen.“
    Evelyn York lächelte schmallippig. „Wie wahr. Der Junge hat keine Achtung vor Sitte und Anstand. Dafür einen beeindruckenden Sinn für Dramatik und das ist auch etwas wert. Dieser Kuss“, der Duke seufzte so, dass Lily ihn erstaunt ansah, „hat viel mehr gesagt, als tausend erklärende Worte meinerseits es könnten. Wenn wir eure Verlobung bekannt geben, wird niemand zweifeln.“
    Lily fühlte sich spontan schlecht. Erstens wollte sie nicht mit Alistair verlobt werden. Und zweitens hegte sie den Verdacht, dass der Duke leider Recht hatte: Dieser Kuss war mehr gewesen als eben nur ein Kuss! Lily dachte daran, wie Alistair ihr kurz zuvor etwas hatte sagen wollen und es nicht über die Lippen gebracht hatte, fast so, als sei es von immenser Bedeutung und könnte, einmal ausgesprochen, Wunden schlagen. Lily dachte daran, wie sie beide gemeinsam durch

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