Elfenschwestern
würde ich sagen: Schlag doch den Duke für mich.“
Jolyons Lachen hallte über verschneite Tannenspitzen, als er mit Lily zu seinem Pferd ging und sie hinter sich in den Sattel zog.
Hätte Englefield Park nicht bedrohlich auf sie wirken sollen, als sie sich quer über den Rasen näherten? Aber das tut es nicht, dachte Lily. Es ist schön, es ist prächtig, wie es so tief verschneit in der Sonne liegt. Gäbe es den Duke nicht, käme ich wirklich gerne wieder hierher zurück.
Jolyon ritt um das Anwesen herum. Vor dem Haupteingang zügelte er den Braunen und stieg ab.
„Bereit?“, fragte er leise, während er ihr die Arme entgegenstreckte.
Sie nickte und ließ sich vom Pferderücken direkt an seine Brust gleiten.
Noch ein Kuss, dachte sie. Er lächelte, als sie ihm ihr Gesicht entgegenhob.
„Sollten wir nicht blutdürstiger gestimmt sein?“, murmelte er, die Hände auf ihren Hüften, seine Lippen über ihren schwebend.
„Ich kann ganz schnell umschalten“, erklärte sie.
Er lachte.
Hand in Hand stiegen sie die Stufen empor.
Sie mussten den Duke nicht lange suchen. Als sie Englefield Park betraten, stand er mitten auf der breiten Prachttreppe.
„Sie“, zischte Lily. Und in dieser einen Silbe schwang ihre ganze Wut auf diesen Mann mit, der ihr Leben zerstören wollte.
Jolyon hob eine Braue und warf ihr einen irritierten Seitenblick zu. „Hey, Tigermädchen“, sagte er leise. „Das ist aber wirklich schnell umgeschaltet.“
„Fairchild.“ Der Duke blieb ungerührt, fast desinteressiert. „Wen bringst du mir denn da? Einen Menschen. Und keinen, der auf mein Kommando hört und für mich auf den Knien herumrutscht. Dabei mag ich sie nur so, die Menschen.“
Wahnsinn, dachte Lily. Neuer Tiefpunkt. Der Kerl geht wirklich gar nicht. Sie bleckte die Zähne und knurrte.
„Halt“, sagte Jolyon da. „Stopp!“
Lilys Knurren erstickte in ihrer Kehle.
Der Duke lachte. „Fällt er dir schon in den Rücken, dein Menschlein?“, fragte er amüsiert.
Jolyon drückte beruhigend Lilys Hand. Zum Duke sagte er fest: „Das werden Sie niemals erleben. Aber wenn Lily Sie jetzt in Stücke reißt, wird sie es hinterher bereuen. Es gibt andere Mittel und Wege, Sie zur Strecke zu bringen.“
Der Duke kam ein paar Stufen die Treppe hinuntergeschlendert. „So?“, fragte er interessiert. „Welche?“
„Wir werden uns an die Öffentlichkeit wenden“, sagte Jolyon. „Offenbaren, dass Elfen mitten unter uns leben. Und dass Sie ein Kindesentführer sind.“
Der Duke lachte. Lange. Und herzlich. „Oh bitte“, stieß er hervor, als er sich beruhigt hatte. „Das hatte ich schon so oft. Ja, mach du nur. Aber wer, mein Junge, wird dir denn glauben? Du hast ja nichts in der Hand.“
„Doch“, sagte Jolyon. „Beweise aus ein paar Jahrhunderten.“
Der Duke wurde still.
Jolyon hob eine Hand und tippte sich an die Schläfe. „Ich weiß alles“, sagte er leise. „Es ist alles hier drin. Und es ist alles aufgeschrieben. Kopiert. Verwahrt.“
„Du“, atmete der Duke in plötzlichem Begreifen, „bist einer von ihnen. Aber sie schweigen. Es ist ihr Ehrenkodex, der das verlangt.“
„Tja.“ Jolyon zuckte die Achseln. „Dann bin ich wohl unehrenhaft. Verklagen Sie mich.“
Der Duke of Ashford betrachtete ihn, den Menschenjungen, jetzt genauer. Und wie es schien, mit anderen Augen. Wie einen ebenbürtigen Gegner, dachte Lily.
Der Duke richtete seinen unheimlichen Blick auf sie. „Du wirst deinen Freund davon abhalten, so etwas Wahnsinniges zu tun, Fairchild. Sonst nehme ich deinen Bruder und verschwinde.“
Lily duckte sich unwillkürlich zum Sprung. Sie wollte den Duke anfallen, so zornig machten sie seine Drohungen. Doch der erstickte Wutschrei, der jetzt quer durch die Halle schallte, war nicht über ihre Lippen gekommen.
Lily wirbelte gleichzeitig mit Jolyon und Evelyn York herum.
Oben im ersten Stock flog eine Tür krachend gegen die Wand. Im Rahmen erschienen die beiden dunkelhaarigen Handlanger des Dukes. Zwischen sich führten sie die sich sträubende Rose.
„Nehmen Sie die Finger von mir oder ich breche sie Ihnen“, tobte Rose.
Eine eiskalte Ruhe ergriff von Lily Besitz. Mit einer Stimme, die meterweit trug, rief sie zur Empore hinauf: „Sie sollten auf sie hören. Denn wenn sie Ihnen nicht wehtut, tue ich es.“
Der Duke zog missbilligend die Brauen zusammen, während er beobachtete, wie der größere, breitere der beiden Fey Rose unsanft die Treppe hinunterbugsierte.
„Thomas“,
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