Elfenstern
den Vormarsch des Feindes
aufhalten«, sagte Sir Lathan und legte den Schwertgurt um.
Roland starrte auf das Schwert mit der geschärften
hölzernen Klinge und fing unvermittelt an zu lachen. Es war
kein gelöstes
Lachen, sondern ein grelles, schrilles Kichern, bei dem Paithan ein
kalter
Schauer über den Rücken lief. Bei Orn, vielleicht war
der Zwerg nicht der
einzige, der allmählich überschnappte.
»Ich habe sie gesehen!« schrie Roland mit
hohler
Stimme. »Ich sah, wie sie einen Mann totschlugen –
einen wehrlosen, gefesselten
Mann. Sie schlugen auf ihn ein und schlugen ihn …«
»Roland!«
Der Mann zog den Kopf zwischen die Schultern,
seine Finger zuckten krampfhaft. Er schien nicht mehr Herr seiner
selbst zu
sein.
»Roland!« Paithan umfaßte seine
Oberarme und
hielt ihn fest.
»Schafft ihn raus!« befahl Sir Lathan
verächtlich. »Feiglinge kann ich nicht
brauchen.« Er verstummte, überdachte
seine nächsten Worte und drehte sie im Mund, als
hätten sie einen üblen
Geschmack. »Hast du denn die Möglichkeit, uns Waffen
zu liefern, Elf?« fragte
er widerwillig.
Nein, hätte Paithan fast geantwortet, doch er
biß sich noch rechtzeitig auf die Zunge. Ich muß
zurück nach Equilan. So
schnell wie möglich. Und das läßt sich nur
bewerkstelligen, wenn ich nicht an
jeder Grenze angehalten und befragt werde.
»Ja, ich kann Waffen besorgen. Aber es ist ein
weiter Weg nach Hause …«
Roland hob das zerquälte Gesicht. »Du wirst
sterben! Wir alle werden sterben!«
Einige Ritter, von den lauten Stimmen angelockt,
schauten durch das Fenster herein. Der Wirt war aschgrau im Gesicht. Er
begann
angstvoll zu stammeln, und seine Frau rang jammernd die Hände.
Sir Lathan legte
die Hand an den Schwertgriff. »Bringt ihn zum Schweigen,
sonst durchbohre ich
ihn!«
Roland stieß den Elf zur Seite und stürzte
zur
Tür. Er warf Stühle um, einen Tisch und
hätte fast zwei Ritter zu Boden geschlagen,
die ihn aufhalten wollten. Lathan gab ihnen ein Zeichen, und sie
ließen ihn
gehen. Durch das Fenster sah Paithan Roland über die
Straße torkeln wie einen
Betrunkenen.
»Ich gebe dir einen Passierschein«, sagte
Lathan.
»Einen Passierschein – und Cargans 25 .«
Der Elf dachte an die kümmerlichen Barrikaden und sah vor
sich, wie die Tytanen
darüber hinwegschritten, als wären es nur
zusammengekehrte Laubhaufen in ihrem
Weg. Griffith war so gut wie tot.
Paithan faßte einen Entschluß. Ich werde
Rega
mit nach Equilan nehmen. Sie geht nicht ohne Roland, also kommt er auch
mit.
Wenn man es genau bedenkt, ist er gar kein so übler Bursche.
»Cargans für mich und meine
Freunde.«
Sir Lathan zog unwillig die Brauen zusammen.
»Entweder Ihr willigt ein, oder das Geschäft kommt
nicht zustande«, sagte
Paithan.
»Was ist mit dem Zwerg? Gehört er auch zu
deinen
Freunden?«
Paithan hatte Drugar ganz vergessen, der
schweigend und abwartend neben ihm stand. Jetzt schaute der Zwerg zu
ihm auf,
und in den schwarzen Augen flackerte wieder diese rätselhafte
Belustigung.
»Du kannst uns selbstverständlich
begleiten,
Drugar«, meinte Paithan, um einen möglichst
aufrichtigen Tonfall bemüht. »Aber
wenn du andere Pläne hast …«
»Ich komme mit«, sagte der Zwerg. Paithan
dämpfte die Stimme. »Du könntest in die
Tunnel zurückkehren. Dort bist du in
Sicherheit.«
»Und was erwartet mich, wenn ich
zurückgehe.
Elf?« fragte Drugar gleichmütig, während er
mit der einen Hand über seinen
langen Bart strich. Die andere Hand hatte er in den Gürtel
geschoben.
»Wenn er mitkommen will, kommt er mit«,
sagte
Paithan. »Wir sind ihm etwas schuldig. Er hat uns das Leben
gerettet.«
»Packt eure Sachen, und haltet euch bereit. Die
Cargans werden gesattelt dort im Hof stehen. Ich gebe die
entsprechenden
Anweisungen.« Lathan ergriff seinen Helm und machte
Anstalten, den Schankraum
zu verlassen.
Paithan zögerte; er war das Opfer
widerstreitender Emotionen. Als Lathan an ihm vorüberging,
hielt er ihn fest.
»Mein Freund ist kein Feigling«, sagte der
Elf.
»Er hat recht. Diese Riesen bedeuten den Tod. Ich
…«
Lathan neigte sich zu ihm. Er sprach leise, so
daß nur der Elf ihn verstehen konnte. »Die
Seekönige sind tüchtige Krieger. Ich
weiß es. Ich habe gegen sie gekämpft. Nach allem,
was wir gehört haben, hatten
sie keine Chance. Wie die Zwerge wurden sie niedergemetzelt und bis auf
den
letzten Mann
Weitere Kostenlose Bücher