Elfenstern
es nicht.« Rega begann
zu packen und
verstaute den Proviant in den Lederbeuteln. »Ist mir auch
gleich. Verrückt oder
nicht, in einem Punkt hat er recht: Wir sollten keine Zeit
vergeuden.«
So geschah es. Fünf Könige herrschten
– aus
demselben, edlen Geschlecht – ohne Neid, besonnen, gerecht,
brachten fünf
Reichen eine goldene Zeit.
Es war Drugars volltönender Baß.
»Ihr seht«,
bemerkte er, als er geendet hatte, »ich habe es
behalten.«
»Du hast recht«, meinte Roland, der keine
Anstalten machte, beim Packen zu helfen. Er saß auf dem Boden
und ließ die Arme
zwischen den Knien hängen. »Das hat der Ritter
gemeint. Und er hat recht: Sie
sind nicht zurückgekommen. Warum nicht?« Verbittert
hob er den Blick. »Warum
nicht? Alles, wofür sie gearbeitet hatten –
zerstört! Unsere Welt! Vernichtet!
Warum? Welcher Sinn steckt dahinter?«
Rega preßte die Lippen zusammen; sie
schnürte
die Packen hinter die Sättel. »Das ist doch nur eine
Sage. Keiner hat je
wirklich daran geglaubt.«
»Ja«, knurrte Roland. »An die
Tytanen hat auch
keiner geglaubt.«
Rega schlang mit zitternden Fingern die letzten
Knoten. Sie legte die Stirn an die Flanke des Cargans, umklammerte den
Lederriemen, bis es weh tat, und befahl sich, nicht zu weinen, nicht
zusammenzubrechen.
Paithans Hand legte sich über ihre Faust.
»Laß das!« fauchte sie
wütend und stieß ihn mit
dem Ellbogen zur Seite. Sie hob den Kopf, warf das Haar zurück
und zerrte
heftig an der Packschnur. »Geh. Ich komm’ schon
zurecht.«
Als der Elf sich abgewandt hatte, wischte sie
sich verstohlen über die Augen.
Sie setzen ihre Reise fort, mutlos,
niedergeschlagen, die Angst im Nacken. Sie hatten erst ein paar Meilen
zurückgelegt, als sie den Ritter mit dem Gesicht nach unten
auf dem Pfad liegen
sahen.
Paithan glitt aus dem Sattel, kniete neben dem
Mann nieder und legte ihm die Fingerspitzen an die Halsschlagader.
»Tot.«
Noch zwei weitere Zyklen waren sie unterwegs.
Wenn sie haltmachten, luden sie nicht ab, sondern schliefen auf dem
nackten
Boden, die Zügel um die Hand gewickelt. Ihnen war schwindlig
vor Müdigkeit und
Hunger. Ihre mageren Vorräte waren aufgebraucht, und sie
wagten nicht, mit
Jagen Zeit zu verschwenden. Sie sprachen wenig, um ihre Kräfte
zu schonen, und
hockten mit hängenden Schultern und gesenkten Köpfen
im Sattel. Das einzige,
was sie aus ihrer Lethargie aufschrecken konnte, war ein
Geräusch hinter ihnen.
Ein brechender Ast genügte, daß sie
zusammenzuckten und angstvoll die Schatten mit den Blicken zu
durchdringen
versuchten. Der Elf und die beiden Menschen schliefen häufig
während des
Reitens ein und neigten sich immer weiter zur Seite, bis sie
plötzlich ins
Rutschen gerieten und ruckartig erwachten. Der Zwerg, der die Nachhut
bildete,
verfolgte all das mit einem Lächeln.
Paithan staunte über den Zwerg, empfand aber
auch ein zunehmendes Unbehagen. Er schien nie müde zu sein und
bot oft
freiwillig an, Wache zu halten, während die anderen schliefen.
Nicht selten erwachte Paithan aus fürchterlichen
Träumen, in denen sich Drugar mit dem Messer in der Faust an
ihn heranschlich,
um ihn im Schlaf zu erdolchen. Doch jedesmal saß der Zwerg
friedlich unter
einem Baum, die Hände über dem Bart gefaltet, der
lang und wellig über seinen
Bauch fiel. Paithan fühlte sich versucht, über sein
Unbehagen zu lachen.
Schließlich hatte der Zwerg ihnen das Leben
gerettet. Wenn er über die Schulter einen Blick auf Drugar
warf, der hinter
ihnen ritt, bemerkte der Elf das Leuchten in den wachsamen schwarzen
Augen –
Augen, die auf etwas Bestimmtes zu lauern schienen, und dem Elf erstarb
das
Lächeln auf den Lippen.
Paithan dachte über den Zwerg nach und fragte
sich, welch entsetzliche Nahrung ein solches Feuer so unerbittlich in
Gang
halten mochte, als Regas Ausruf ihn aus seinen freudlosen
Überlegungen
auffahren ließ.
»Die Fähre!« Sie deutete auf ein
primitives
Schild, das an einen Baumstamm genagelt war. »Hier ist der
Weg zu Ende. Wir
müssen zurück zur …«
Ihre Worte gingen in einem
fürchterlichen
Geräusch unter, einem Aufschrei aus Hunderten von Kehlen,
einem einstimmigen
Angstgeheul.
»Die Hauptstraße!« Paithan
umklammerte mit
schweißnassen Händen die Zügel.
»Die Tytanen haben die Hauptstraße
erreicht!«
Vor seinem inneren Auge sah der Elf den Strom
der Flüchtenden, sah die riesigen,
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