Elfenstern
und kam an der
Kreuzung zum Halten. Ein weiterer Menschensklave – zu
häßlich, um ihn eines
Lächelns zu würdigen – reichte ihr beim
Aussteigen die Hand.
»Zur Lord Durndrun«, informierte sie ihn
kühl,
und der Sklave half ihr in eine von den an der Kreuzung wartenden
Gondeln, in
denen man jeweils zu einem anderen Punkt des Dschungels reisen konnte.
Der
Sklave scheuchte die Klammergreifer auf, die sich träge in
Bewegung setzten,
und die Gondel schwebte mit ihrem Passagier durch die zunehmende
Dunkelheit dem
Zentrum der Stadt Equilan entgegen.
Die Gondeln waren eine Annehmlichkeit für die
reiche Oberschicht, deren Angehörige den Stadtvätern
eine Benutzungsgebühr
entrichteten. Wer sich diese Ausgabe nicht leisten konnte,
begnügte sich mit
den Hängebrücken, die sich durch den Dschungel
spannten. Diese Brücken führten
von Haus zu Haus, von Geschäft zu Geschäft und von
Haus zu Geschäft und wieder
zurück. Sie stammten aus der Zeit, als die ersten Elfensiedler
Equilan
gründeten, und dienten damals als Verbindungswege zwischen den
wenigen Häusern,
Warenlagern und Handwerksbetrieben, die man aus
Sicherheitsgründen in den
Bäumen erbaut hatte. Mit der Stadt wuchs auch das
Brückensystem; ohne
besonderen Plan oder bewußte Ordnung verband es die
Häuser mit ihren
Nachbarn und dem Herzen der Stadt.
Mittlerweile hatte Equilan mehrere tausend
Einwohner und fast ebenso viele Brücken. Zu Fuß
konnte man leicht die
Orientierung verlieren; selbst alteingesessene Bürger fanden
sich nicht mehr
zurecht. Niemand von einigem gesellschaftlichen Rang benutzte die
Brücken,
abgesehen vielleicht von einem wagemutigen Beutezug während
der Dunkelheit.
Allerdings waren die Brücken eine ausgezeichnete Verteidigung
gegen die
benachbarten Menschen, die in früheren Zeiten begehrliche
Blicke auf die
Baumstädte der Elfen geworfen hatten.
Die Menschen errichteten ihre Siedlungen
unmittelbar auf den Moospolstern, nie in den Bäumen. Einst
hatte man ein Heer
ausgesandt, um Equilan zu erobern, aber die großen und
kräftigen
Menschensoldaten in ihren plumpen Lederrüstungen und mit den
langen
Klingenholzschwertern warfen nur einen Blick auf die schmalen Stege aus
Korkholz und Rankentauen, die Hunderte von Metern über dem
Moosboden schwebten,
machten auf dem Absatz kehrt und marschierten wieder nach Hause. Es
dauert
einige Zeit, bis Menschensklaven sich an das Leben in der Höhe
gewöhnt haben,
und selbst dann scheinen die meisten von ihnen sich nie recht wohl zu
fühlen.
Als im Lauf der Zeit Equilan immer reicher und
stärker wurde, gelangten die Nachbarn im Norinth zu der
Auffassung, daß es
klüger wäre, die Elfen unbehelligt zu lassen und sich
statt dessen
untereinander zu bekriegen. Thillia zerfiel in fünf
Königreiche, jedes der
Feind der anderen vier, und die Elfen lebten gut davon, daß
sie alle Parteien
mit Waffen belieferten. Die weitläufigere Verwandtschaft der
königlichen
Familie sowie jene Angehörigen der Mittelschicht, die zu
Reichtum und Macht
gekommen waren, verlegten ihren Wohnsitz weiter nach oben. Lenthan
Quindiniars
Haus stand auf dem höchsten Berg 13 von Equilan, ein Statussymbol in seinen Kreisen, aber nicht in den
Augen des
höheren Adels, der sich rund um den Enthial-See angesiedelt
hatte. Was nützte
es, daß Lenthan über die Mittel verfügte,
die meisten Häuser am Seeufer
aufzukaufen – man würde ihm nie erlauben, dort zu
wohnen.
Um ehrlich zu sein, Lenthan legte auch keinen
Wert darauf. Er fühlte sich durchaus wohl in seinem Zuhause,
mit einem
ungehinderten Blick auf die Sterne und einem freien Platz inmitten der
Dschungelvegetation, von dem aus er seine Raketen abschießen
konnte.
Aleatha jedoch war entschlossen, eines Tages am
Seeufer zu wohnen. Sie konnte sich mit ihrem Charme und ihrem
Körper und ihrem
Erbteil in den Adel einkaufen. Doch welchen Grafen, Baron oder Prinzen
Aleatha
sich anzueignen gedachte, stand noch nicht fest. Sie waren allesamt
solche
Langweiler. Vor Aleatha lag die Aufgabe, sich umzuschauen und einen zu
finden,
der etwas weniger langweilig war als der Rest.
Die Gondel kam mit einem leichten Ruck bei Lord
Durndruns reich verziertem Begrüßungspavillon zum
Stillstand. Ein Sklave machte
Anstalten, ihr hinauszuhelfen, doch ein junger Edelmann, der zur
gleichen Zeit
eintraf, kam ihm zuvor. Der junge Mann war verheiratet; Aleatha
schenkte ihm
dennoch ein
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