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Elfenstern

Titel: Elfenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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gesenkten Wimpern, zwischen denen das Funkeln ihrer
purpurfarbenen
Augen zu sehen war. »Das werdet Ihr auch.«
    Mit Mühe gelang es dem jungen Fürsten, sich
loszureißen. Paithan setzte sich auf die Bank neben seine
Schwester, die den
Hut abgenommen hatte und sich mit der Krempe Luft zufächelte.
»Tut mir leid, Thea. Kam ich ungelegen?«
    »Ja – und auch wieder nicht. Es ging alles
zu
schnell.«
    »Er ist recht glücklich verheiratet,
weißt du.
Hat drei Sprößlinge.«
    Aleatha zuckte die Schultern. Was ging sie das
an?
    »Eine Scheidung wäre ein riesiger
Skandal«, fuhr
Paithan fort und schnupperte an der Blume, die er in das Knopfloch
seines
weißen Leinenanzugs gesteckt hatte. Die weit geschnittene,
lange Jacke fiel
über bauschige, an den Knöcheln geraffte Hosen.
    »Ganz und gar nicht. Vaters Geld würde
helfen,
die Sache zu vertuschen.«
    »Die Königin müßte ihr
Einverständnis geben.«
»Selbstverständlich. Vaters Geld würde
helfen, es zu erkaufen.«
    »Callie wäre außer
sich.«
    »Falsch. Sie wäre heilfroh, mich endlich
ehrbar
unter der Haube zu sehen. Mach dir keine Sorgen meinetwegen, Bruderherz.
Du selbst steckst in erheblichen Schwierigkeiten. Callie hat dich heute
nachmittag gesucht.«
    »Tatsächlich?« fragte Paithan
scheinbar
gleichgültig.
    »Ja, und der Ausdruck ihres Gesichts war
geeignet, einen von Vaters gräßlichen Apparaten zu
zünden.«
    »Hat sie mit dem Senior gesprochen, ja?«
    »Vermutlich. Ich habe kaum ein Wort gesagt, um
sie nicht in Fahrt zu bringen, sonst säße ich immer
noch da. Ich glaube, sie
hat etwas von einem Menschenpriester erwähnt, kann das sein?
Ich … Was in Orns
Namen war das?«
    »Donner.« Paithan schaute zu dem dichten
Laubdach empor, das den Himmel verdeckte. »Bestimmt ist ein
Sturm im Anzug.
Verflixt. Das bedeutet, die Bootsfahrt fällt aus.«
    »Unsinn. Es ist viel zu früh.
Außerdem habe ich
gespürt, wie der Boden zitterte. Du nicht?«
    »Vielleicht ist es Callie, auf der Suche nach
mir.« Paithan nahm die Blume aus dem Knopfloch, zupfte die
Blätter ab und warf
sie der Schwester in den Schoß.
    »Wie schön, daß du es von der
heiteren Seite
nimmst, warte, bis sie dein Taschengeld kürzt. Und jetzt
möchte ich wissen, was
es mit diesem Menschenpriester auf sich hat.«
    Paithan lehnte sich zurück. Er senkte den Blick
auf die Blume, die er zerpflückte, und sein jungenhaftes
Gesicht war
ungewöhnlich ernst. »Als ich von meiner letzten
Reise zurückkam, Thea, war ich
erschrocken darüber, wie Vater sich verändert hat.
Dir und Callie, euch fällt das
nicht auf. Ihr seht ihn jeden Tag. Aber … er sah so
… ich weiß nicht … so grau
aus. Und so traurig.«
    Aleatha seufzte. »Du hast ihn in einem seiner
lichteren Momente erlebt.«
    »Ja, und diese verdammten Raketen, die er baut,
kommen nicht einmal über die Baumspitzen hinaus, geschweige
denn in die Nähe
der Sterne. Dann fing er an von Mutter zu sprechen … du
weiß ja, wie das ist.«
    »Ja, ich weiß, wie das ist.«
Aleatha sammelte
die Blütenblätter in ihrem Schoß und
arrangierte sie unbewußt zu einem winzigen
Grab.
    »Ich wollte ihn aufheitern, also platzte ich mit
dem ersten lustigen Einfall heraus, der mir in den Sinn kam.
›Warum nicht einen
Menschenpriester rufen?‹ sagte ich. ›Die wissen
bestens über die Sterne
Bescheid, weil sie glauben, daß sie von dort gekommen sind.
Die Sterne sollen
wirkliche Städte sein …‹ Nun«,
Paithan schien durchaus mit sich zufrieden zu
sein, »der alte Knabe blühte tatsächlich
auf. Ich hatte ihn nicht mehr so
aufgeregt gesehen seit dem Tag, an dem seine Rakete in die Stadt flog
und die Mülldeponie
in die Luft sprengte.«
    »Du hast gut lachen, Paithan!« Gereizt
schüttelte Aleatha die Blätter von ihrem Rock.
»Du machst dich davon und gehst
wieder auf eine von deinen Geschäftsreisen. Aber Callie und
ich müssen mit dem
Unhold in einem Haus wohnen! Als wäre dieser geile alte
Sterndeuter, mit dem
Vater ewig zusammenhockt, nicht schon schlimm genug.«
    »Es tut mir leid, Thea. Ich habe einfach nicht
überlegt.« Paithan klang aufrichtig
beschämt. Er war ein Bruder Leichtfuß.
Seine ältere Schwester war eine eiskalte
Geschäftsfrau. Seine jüngere Schwester
war herzlos und selbstsüchtig. Der einzige helle Funke, der in
ihnen allen
brannte, war ihre Liebe und Zuneigung füreinander –
eine Zuneigung, die sich
leider nicht auf den Rest der

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