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Elfenstern

Titel: Elfenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Augen. Wie Roland trug auch sie fransenbesetzte, knappe
Lederkleidung, die der Phantasie des Betrachters kaum noch Spielraum
ließ. Die
von langen, schwarzen Wimpern überschatteten braunen Augen
bargen ungelöste
Rätsel; die vollen Lippen bewahrten süße
Geheimnisse. Sie streckte die Hand
aus. Statt sie zu schütteln, wie es die Frau offenbar erwartet
hatte, führte
Paithan die Hand an die Lippen und küßte sie.
    Der Frau stieg eine leichte Röte in die Wangen.
Sie zögerte, Paithan die Hand zu entziehen. »Sieh
nur, Roland, du bist nie so
galant.«
    »Du bist meine Frau«, erwiderte Roland
schulterzuckend, als wäre damit alles erklärt.
»Setz dich, Rega. Was willst du
trinken? Das Übliche?« »Ein Glas Wein
für die Dame«, bestellte Paithan. Er
holte einen Stuhl von einem anderen Tisch und rückte ihn
zurecht, damit Rega
Platz nehmen konnte. Sie setzte sich. Ihre Bewegungen waren von
geschmeidiger
Anmut, fließend, schnell, präzise.
    »Wein. Ja, warum nicht?« Rega
lächelte den Elf
an; das dunkle, schimmernde Haar glitt weich über ihre nackte
Schulter.
    »Überrede unseren Freund Quisquilien dazu,
daß
er mit uns kommt, Schatz.«
    Ohne den Blick von Paithan abzuwenden oder das
Lächeln zu verlieren, bemerkte die Frau: »Hast du
nicht eine gewisse
Verabredung, Roland?«
    »Stimmt. Das verdammte Bier will raus.«
    Roland verließ den Schankraum durch die Tür
zum
Hinterhof.
    Regas Lächeln wurde noch eine Spur herzlicher.
Paithan sah die scharfen, weißen Zähne hinter ihren
Lippen, die anscheinend mit
dem Saft irgendwelcher Beeren rotgefärbt worden waren. Wer
diese Lippen küßte,
würde die Süße …
    »Ich würde mich so freuen, wenn Ihr Euch
entschließen könntet, uns zu begleiten. Es ist
wirklich keine übermäßig weite
Reise. Wir kennen die beste Route durch das Land der
Seekönige. Dort gibt es
keine Grenzpatrouillen. Der Pfad ist stellenweise schwer zu begehen,
aber Ihr
seht nicht aus wie jemand, der sich leicht ins Bockshorn jagen
läßt.« Sie
neigte sich zu ihm, und er wurde sich eines schwachen Moschusgeruchs
bewußt,
der von ihrer schweißglänzenden Haut aufstieg.
»Mein Mann und ich, wir sind es
ziemlich leid, immer allein unterwegs zu sein. Auf die Dauer hat man
sich
nichts mehr zu sagen.«
    Paithan war durchaus in der Lage, eine
inszenierte Verführung zu erkennen. Kein Wunder –
seine Schwester Aleatha hätte
das Fach an der Universität lehren können, und dieser
etwas ungeschliffenen
jungen Dame hier ermangelte noch die erforderliche Raffinesse. Der Elf
fand die
ganze Angelegenheit höchst amüsant. Nach einer
langen, zuletzt doch ermüdenden
Reise konnte man sich kaum eine bessere Unterhaltung wünschen.
Er fragte sich
nur, aus welchem Grund Rega diese Komödie aufführte,
und hätte auch gern
gewußt, ob sie bereit war, ihren Andeutungen die
entsprechenden Taten folgen zu
lassen.
    Ich bin noch nie im Zwergenreich gewesen,
überlegte Paithan. Und auch kein anderer Elf. Es wäre
tatsächlich eine Reise
wert.
    Vor seinem inneren Auge erschien Calandras
Gesicht – zusammengepreßte Lippen, weiße
Nase, funkelnde Augen. Sie würde
toben. Mindestens ein Quintal würde verstreichen, bis er
wieder zu Hause war.
    »Aber Callie, sieh doch«, hörte
er sich sagen,
»ich habe Handelsbeziehungen zu den Zwergen hergestellt.
Direkte
Handelsbeziehungen. Keine Mittelsmänner, die Prozente fordern
…«
    »Sagt, daß Ihr mit uns kommt.«
Rega drückte
seine Hand. Der junge Elf stellte fest, daß die junge Dame
über eine
undamenhafte Kraft verfügte; die Haut ihrer
Handflächen war rauh und voller
Schwielen.
    »Es sind zu viele Tyros für drei Personen
…«,
versuchte er sich herauszuwinden.
    »Wir brauchen sie nicht alle.« Ihr
Benehmen
wurde praktisch und geschäftsmäßig, aber
sie zog die Hand nicht zurück. »Ihr
führt zur Tarnung Spielzeug mit, richtig? Seht zu,
daß Ihr es loswerdet.
Verkauft es. Wir werden die … wertvollere Ware neu verpacken
und die Ladung auf
drei Tyros verteilen.«
    Kein übler Vorschlag, mußte Paithan
zugeben.
Außerdem würde der Verkauf des Spielzeugs mehr
einbringen, als Quintin für die
Heimreise brauchte. Der Profit besänftigte vielleicht
Calandras Zorn.
    »Wie könnte ich Euch etwas
abschlagen«,
antwortete Paithan und umfaßte die warme Hand ein wenig
fester.
    Man hörte eine Tür klappen. Rega zog hastig
die
Hand zurück. »Mein Mann«, murmelte sie.

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