Elfenstern
fragte ich.
»Irgend
etwas mit Onkel Veit?«
Das war alles, was ich von dem kuriosen Lied
verstanden hatte. Der alte Mann blinzelte, und sein Gesicht erhellte
sich. Dann
wirbelte er zu mir herum und starrte mich an, während sein
Bart sich sträubte.
Inzwischen jagte der Drache die Bewohner der Stadt über den
Rasen.
»Was hast du vor?« fauchte er mich an.
»Willst
du meinen ]ob übernehmen?«
»Nein, ich …«
»Misch dich nicht in die Angelegenheiten von
Zauberern ein, denn sie sind reizbar und schwer zu durchschauen. Ein
Kollege
hat das gesagt. Ziemlich tüchtig, Experte in punkto Juwelen.
Sein Feuerwerk war
auch nicht schlecht. So schick wie Merlin war er allerdings nicht. Wie
hieß er
nur? Raist – nein, das war der unerträgliche junge
Bursche, der immer mit der
Axt zugange war und Blut spuckte. Scheußlich. Der andere
hieß Gandirgendwas …«
Ich fing schallend an zu lachen. Ich konnte
nicht anders. Ich hatte keine Ahnung, was er da schwafelte. Alles war
so
absolut blödsinnig. Ich muß ein durch und durch
böses Geschöpf sein. »Der
Drache!« Ich packte den Alten und schüttelte ihn,
bis seine Zähne klapperten.
»Haltet ihn auf!«
»Du hast leicht reden.« Zifnab warf mir
einen
resignierten Blick zu, »Du mußt nachher nicht mit
ihm leben.«
Nachdem er noch einmal tief geseufzt hatte,
begann er wieder mit dieser Fistelstimme zu singen, wobei einem ganz
schwindlig
wird. Genau wie damals hob der Drache den Kopf und blickte starr auf
den alten
Mann. Die Augen des Untiers wurden glasig, und bald wiegte es sich im
Takt der
Musik. Plötzlich schien er wie aus einem Traum zu erwachen,
fixierte den alten
Mann und bog den Hals zurück.
»Gnädiger Herr!« donnerte die
Kreatur. »Was tut
Ihr im Vorgarten, nur mit Nachthemd bekleidet? Habt Ihr kein
Schamgefühl?«
Der Kopf des Drachen schlängelte sich über
den
Rasen und verharrte vor der Chaiselongue, unter die Papa sich
geflüchtet hatte.
Die Equilaner, die merkten, daß das Ungeheuer abgelenkt war,
hoben die Waffen
und pirschten sich verstohlen an.
»Vergebt mir, Meister Quindiniar«, sagte
der
Drache mit rollendem Baß, »es ist ganz allein meine
Schuld. Er ist heute morgen
aus dem Haus gelaufen, bevor ich ihn zurückhalten
konnte.« Der
Drache schaute über die Schulter zu dem alten
Magier. »Sir, ich hatte das malvenfarbene Morgenjackett
bereitgelegt, dazu die
Nadelstreifenhose und die gelbe Weste …«
»Malvenfarbenes Jackett?« zeterte der
Magier.
»Hast du jemals Merlin in Camelot mit einem malvenfarbenen
Jackett bekleidet
herumspazieren sehen? Nein, bei allen warzigen Kröten, hast du
nicht! Und mich
wirst du schon gar nicht in eine solche Scheußlichkeit
stecken!«
Den Rest der Unterhaltung bekam ich nicht mit,
weil ich die herbeiströmenden Leute überreden
mußte, nach Hause zu gehen. Ich
wäre den Drachen nur zu gerne losgeworden, aber mir war klar,
daß ihre
armseligen Waffen ihm nichts anhaben konnten. Nicht lange nach diesem
Vorfall
tauchte übrigens tatsächlich der
Bürgermeister mit einer Petition auf.
Seither ist Callie nicht mehr die alte, Paithan.
Sie ignoriert den Magier und auch den Drachen völlig. Weder
würdigt sie den
alten Mann eines Blicks, noch redet sie mit ihm. Ihre Zeit verbringt
sie
entweder in den Werkstätten oder schließt sich in
ihr Büro ein. Kaum daß sie
mit unserem Vater spricht. Nicht, daß er es merkt. Er ist zu
sehr mit seinen
Raketen beschäftigt.
Nun ja, Paithan, das ›Feuerwerk‹
draußen ist für
diesmal zu Ende. Ich werde schließen und zu Bett gehen.
Morgen nehme ich den
Tee mit der alten Fürstin. Ich habe mir vorgenommen, heimlich
die Tassen zu
vertauschen, nur für den Fall, daß sie der
Versuchung nicht widerstehen kann,
mich zu vergiften.
Oh, fast hätte ich’s vergessen, Callie
sagt, ich
soll Dir mitteilen, daß das Geschäft einen
unerwarteten Aufschwung genommen
hat. Wenn ich recht verstanden habe, liegt es an Gerüchten von
einer Gefahr aus
dem Norinth. Tut mir leid, daß ich nicht besser
aufgepaßt habe, aber Du weißt
ja, wie diese geschäftlichen Dinge mich langweilen. Ich
glaube, wir verdienen
jetzt noch mehr Geld, aber, wie der alte Mann gesagt hat, was bedeutet
das
schon!
Komm schnell zurück, Paithan, und erlöse
mich
aus diesem Irrenhaus!
In Zuneigung
Deine Schwester Aleatha
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Kapitel 11
Griffith,
Terncia, Thillia
Paithan hörte, wie jemand den Schankraum betrat,
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