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Elfenstern

Titel: Elfenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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verzweifelten Überlebenskampfs
auf Arianus hatte er nicht
das Entsetzen empfunden, das ihn jetzt erfüllte. Im Labyrinth
hatte er
zahllosen Feinden gegenübergestanden – Gegnern, die
ihm an Kraft und manchmal
auch an Intelligenz überlegen gewesen waren –, ohne
von der Panik ergriffen zu
werden, die er in diesem Moment in sich aufkommen fühlte.
    »Das ist Unsinn!« sagte er laut und sprang
so
plötzlich auf, daß der Hund sich erschreckte und vor
ihm zurückwich.
    Haplo stürmte durch das Schiff, schaute durch
jedes Bullauge, lugte durch jeden Spalt und hoffte verzweifelt, etwas
anderes
zu sehen als endlosen, blaugrünen Himmel und diese verdammten,
gleißenden
Sonnen. Er ging auf Deck. Der Wind auf seinem Gesicht vermittelte ihm
endlich ein
Gefühl dafür, daß sie sich
tatsächlich fortbewegten. An der Reling stehend,
starrte er in die Tiefe, in einen endlosen, blaugrünen
Abgrund. Und fragte sich
plötzlich, ob er tatsächlich nach unten blickte.
Vielleicht blickte er nach
oben. Vielleicht stand das Schiff köpf. Woher sollte er das
wissen.
    Der Hund stand am Fuß der Leiter, schaute zu
seinem Herrn empor und winselte. Das Tier fürchtete sich, nach
oben zu kommen.
Haplo malte sich aus, wie er über Bord fiel und fiel und fiel,
und er konnte
dem Tier nicht verübeln, daß es zögerte,
ihm zu folgen.
    Die Hände des Patryn, die die Reling
umklammerten, waren schweißnaß. Es kostete ihn
Überwindung, den Halt
loszulassen, und er beeilte sich, unter Deck zu kommen.
    Wieder auf der Brücke, wanderte er ruhelos hin
und her und schimpfte sich selbst einen Feigling.
»Verdammt!« fluchte er und
schlug mit der Faust gegen das Schott aus dicken Brettern.
    Die eintätowierten Runen bewahrten ihn vor
Verletzungen; dem Patryn blieb sogar die Befriedigung versagt, Schmerz
zu
empfinden. In seiner hilflosen Wut hob er wieder die Faust, als ein
scharfes,
gebieterisches Bellen ihn veranlaßte innezuhalten. Der Hund
stand auf den
Hinterläufen, kratzte mit den Vorderpfoten wild an seiner
Kleidung und wollte
ihn offenbar dazu bringen aufzuhören. Haplo konnte sein
Spiegelbild in den
feuchten Augen des Tieres erkennen: eine Gestalt, dem Wahnsinn nahe,
mit
gehetztem Blick.
    Die Schrecken des Labyrinths hatten ihn nicht
zerbrochen. Weshalb also verlor er wegen dieser Bagatelle die
Beherrschung?
Nur, weil er keine Ahnung hatte, wo er sich befand?
    Nur, weil er oben und unten nicht
auseinanderzuhalten vermochte; nur, weil er sich des grauenhaften
Gefühls nicht
erwehren konnte, für alle Ewigkeit durch diesen leeren,
blaugrünen Himmel
treiben zu müssen … Schluß!
    Haplo holte tief Atem und klopfte dem Hund die
Flanke.
    »Schon gut, alter Junge. Alles in Ordnung. Ich
habe mich beruhigt.«
    Der Hund fiel auf alle viere zurück, ließ
seinen
Herrn jedoch nicht aus den Augen.
    »Beherrschung«, sagte Haplo.
»Ich muß meine
Selbstbeherrschung zurückgewinnen.« Er nickte mit
dem Kopf. »Selbst im
Labyrinth war ich Herr meiner selbst und Herr meines Schicksals. Ich
war in der
Lage, etwas zu tun, um mein Schicksal zu beeinflussen. Im Kampf gegen
die
Chaodyn war ich hoffnungslos unterlegen, aber ich konnte handeln. Zu
guter
Letzt entschloß ich mich zu sterben. Dann kamst du«
– er streichelte den Hund –
»und ich entschloß mich zu leben. Aber hier habe
ich keine Wahl. Es gibt
nichts, was ich tun könnte …«
    Oder doch? Die Panik verebbte, das Angstgefühl
verflog. Vernunft, logisches Denken traten an ihre Stelle. Haplo
stellte sich
vor den Sigelstein, aber diesmal legte er die Hände
über eine andere Gruppe von
Runen. Hand, Stein, Hand, Körper, Hand. Wieder war der Kreis
geschlossen. Er
nannte die Runen, und wieder schossen die Strahlen in alle Richtungen
davon,
diesmal mit einem anderen Ziel.
    Er hatte sie nicht ausgesandt, um Materie zu
suchen – Land oder Fels. Diesmal hatte er sie auf die Suche
nach Anzeichen für
Leben geschickt.
    Das Warten schien kein Ende zu nehmen, und Haplo
spürte, wie sich erneut der dunkle Abgrund der Furcht vor ihm
auftat, als das
blaue Licht plötzlich zurückkehrte. Haplo glaubte
seinen Augen nicht zu trauen.
Die Strahlen kamen von überallher, strömten in den
Stein wie ein Schwall blauen
Wassers.
    Das war unmöglich, es ergab keinen Sinn. Wie
konnte er auf allen Seiten von Leben umgeben sein? Er rief sich die
Welt ins
Gedächtnis, wie er sie in dem Diagramm der Sartan gesehen
hatte – ein

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