Elfenstern
im Raum
schwebender Ball. Resultate hätten nur aus einer Richtung
kommen dürfen. Haplo
studierte die Lichtflut konzentriert und kam endlich zu dem
Schluß, daß die
Strahlen, die schräg über seine linke Schulter
einfielen, stärker waren als die
anderen. Erleichtert beschloß er, in diese Richtung zu
steuern.
Haplo wölbte die Hände über einem
anderen Teil
der Obsidiankugel, das Schiff begann langsam, sich zu drehen, und
änderte den
Kurs. In der Kabine, die bis jetzt von hellem Sonnenlicht
erfüllt gewesen war,
wurde es dämmrig. Schatten wanderten über den
Fußboden. Als der ausgewählte
Strahl mit der entsprechenden Stelle der Kugel übereinstimmte,
flammte das
Sigel rot auf. Der Kurs war festgelegt. Haplo trat zurück.
Er setzte sich neben dem Hund auf den Boden.
Fürs erste hatte er getan, was er konnte. Sie segelten einen
Kurs, der sie zu
einem Ort brachte, wo es Leben gab. Was diese anderen Signale betraf,
konnte
Haplo nur annehmen, daß er einen Fehler begangen hatte.
Fehler unterliefen ihm nur selten. Diesen einen
konnte er in Anbetracht der Umstände sich verzeihen,
beschloß er.
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Kapitel 13
Irgendwo,
Gunis
»Wir kennen die besten Wege«, hatte Rega
Paithan
versichert.
Wie sich herausstellte, gab es keinen besten
Weg. Es gab einen Weg. Weder Bruder noch
Schwester waren je im Zwergenreich gewesen, eine Tatsache, die sie sich
hüteten, dem Elf auf die Nase zu binden.
»Wie schlimm kann’s schon
werden?« hatte Roland
seiner Schwester gegenüber bemerkt. »Die Wege im
Dschungel sind sich alle
gleich.«
Leider handelte es sich bei diesem um die
bekannte Ausnahme von der Regel, und nachdem sie einige Zeit unterwegs
gewesen
waren, wuchs in Rega die Überzeugung, daß sie einen
Fehler begangen hatten.
Den Weg, sofern er diese Bezeichnung überhaupt
verdiente, gab es nicht sehr lange. Er war von Zwergen angelegt worden,
und das
bedeutete, er befand sich weit unterhalb der Wipfelregionen, in denen
die
Menschen und Elfen sich heimisch fühlten. Er wand und
schlängelte sich durch
das Halbdunkel; nur wenig Helligkeit sickerte durch das nahezu
undurchdringliche Laubdach. Die Atmosphäre war stickig, die
Luft schal, heiß
und feucht. Der Regen, der in Sturzbächen auf die Oberwelt
niederging, machte
sich dort unten nur mehr als stetiges Tröpfeln bemerkbar,
gefiltert durch
unzählige Zweige, Äste, Blätter und
Moospolster. Das Wasser dort war nicht hell
und klar, sondern bräunlichtrüb und schmeckte
unangenehm nach Moos. Nach einem
Penthon 21 hatten die beiden Menschen diese so andersartige und
bedrückende Welt herzlich
satt. Der stets allem Neuen aufgeschlossene Elf fand sie faszinierend
und
bewahrte seine scheinbar unverwüstliche gute Laune.
Der Weg war außerdem nicht für beladene
Karawanen gedacht. Oft waren Gestrüpp und Unterholz so dicht,
daß es für die
beladenen Tyros kein Durchkommen gab. Also mußten die
schweren Körbe abgeladen
und eigenhändig durch den Wald geschleppt werden;
zusätzlich wollten die
sensiblen Tyros mit vielen guten Worten zum Weitergehen
überredet werden.
Mehrere Male endete der Pfad am Rand eines
trostlos grauen Moospolsters und führte erst tief unten
weiter, ohne daß es
eine begehbare Verbindung gegeben hätte. Wieder
mußten die Tyros abgeladen
werden, damit sie sich an ihrem Spinnfaden hinunterlassen konnten. Die
schweren
Körbe wurden von Hand abgeseilt.
Am Rand der Klippe suchten Männer festen Stand,
gaben langsam das Seil aus und ließen behutsam die
Körbe tiefer sinken. Der
schwerste Teil der Arbeit blieb Roland überlassen; Paithan mit
seinem eher
schmächtigen Körperbau war keine große
Hilfe. Er übernahm die Aufgabe, das Seil
um einen Baumstamm zu legen und zu sichern, während Roland mit
einer Kraft, die
dem Elfen unglaublich erschien, das Abseilen allein bewerkstelligte.
Rega, die man zuerst hinunterließ, band die
Körbe los, sobald sie unten anlangten, und paßte
auf, daß die Tyros nicht
davonkrabbelten. Mutterseelenallein am Fuß der Klippe,
umhüllt von der
stickigen, graugrünen Dunkelheit, umklammerte Rega ihr Raztar
und verfluchte
den Tag, an dem sie sich von Roland zu diesem Unterfangen hatte
überreden
lassen. Nicht nur wegen der Gefahr, sondern noch aus einem anderen
Grund: Rega
war im Begriff, sich zu verlieben.
»Und die Zwerge leben tatsächlich in einer
solchen Umgebung?« fragte Paithan, der den Kopf in den Nacken
gelegt
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