Elfensturm (Mithgar 04)
Auge…
… und alle schwarzen Kreaturen verschwanden, bis auf eine!
… und diese eine brüllte vor Schmerzen und griff sich in das ungeformte Gesicht, das mit Reißzähnen gefüllte rote Maul in großer Qual weit aufgerissen…
… und noch ein winziger Pfeil flog in den formlosen Mund der Kreatur und traf Gewebe…
… und tödliches Gift flutete ins Gehirn des Dämonen…
… und brannte und ätzte sich hindurch…
… und die Kreatur fiel tot um, vom ätherischen Gift auf dem geisterhaften Pfeil getötet, den eine Pysk mit einem Phantombogen abgefeuert hatte.
10. Kapitel
DER SCHLAFENDE PYSK
Frühling, 1E9575
[Die Gegenwart]
Die entsetzliche Furcht verschwand, und Aylis sank zu Boden. Jinnarin eilte zu ihr und rief: »Lichtschwinge!« Die Seherin schaute Jinnarin an und stammelte: »Ich… ich… Das Ungeheuer! Wo ist es?«
»Tot.«
»Tot?«
»Ich habe es getötet. Es war ein Dämon, und den habe ich getötet.«
»Wie?«
Jinnarin hob ihren Bogen. Aylis nickte. »Ich habe es mit einem Blitz versucht, einem Zauber meines Vaters, aber ohne Erfolg.«
»Du hast den echten Dämon verfehlt.«
»Den echten?«
»Ja. Alle bis auf einen waren Illusionen.«
»Wie hast du…?«
Jinnarin lächelte. »Jatu hat mir einiges über Dämonen erzählt. Ich habe auf denjenigen geschossen, der keinen Schatten geworfen hat.«
Aylis drehte sich zu dem Dämon um, und vor ihren und Jinnarins Augen stieg eine ölige Dunkelheit aus der schwärzen Gestalt auf, die der Wind verwirbelte und auseinander riss. Augenblicke später war der Dämon verschwunden.
»Das war Durloks Falle«, knirschte Aylis. »Das war der böse Geist, der Weiße Eule getötet hat. Sperling, du hast ihn mit deinem Bogen gerächt.«
Jinnarin schaute auf die Stelle, wo der Dämon gelegen hatte, und nickte. Und plötzlich fing sie schallend an zu lachen, vor Erleichterung und weil sich ihre Anspannung löste.
Aylis sah sie erstaunt an und fing dann ebenfalls an zu lachen.
Kurz darauf johlten beide vor Vergnügen und zeigten aufeinander. Schließlich hielt Jinnarin sich die Hand vor den Mund, in dem Versuch, sich zu beherrschen, wandte sich von Aylis ab und schaute in die Mitte des Gartens, wo Farrix’ schlafende Gestalt lag.
Der Anblick ernüchterte sie schlagartig. »Farrix! Lichtschwinge, wir müssen Farrix wecken! Und rasch, denn er wird bald aufhören zu träumen.«
Auch Aylis wurde wieder ernst. »Ja! Du hast Recht. Wir müssen ihn schnell finden.«
»Wieder zurück in den Traum im Traum?«
Aylis nickte und bildete bereits eine Brücke aus.
Wieder traten sie durch den Spalt in der Luft und in das Kristallschloss. Jetzt gab es keine Furcht mehr darin. In aller Hast durchsuchten sie die Kammer, und sie fanden Farrix in einer Nische, wo er auf einem Kristallaltar schlief.
»O nein, nicht schon wieder!«, rief Jinnarin, indem sie sich neben ihn kniete. »Er steht auch hier unter einem Bann!« Doch beim Klang ihrer Stimme bewegte sich Farrix.
»Er hat sich bewegt, Sperling! In diesem Traum ist er nicht verzaubert!«
Jinnarin schüttelte ihn sanft an der Schulter. »Farrix. Farrix. Wach auf, mein Liebster.«
Langsam reckte Farrix sich, gähnte und öffnete die Augen…
… Und in diesem Augenblick veränderte sich das Kristallschloss, der Boden wurde rau, und Kristallstelen ragten aus den Wänden. Es war Durloks Gyphontempel…
»Hallo, Liebste«, sagte Farrix und wollte sich erheben, konnte sich jedoch nicht bewegen, weil Jinnarin sich auf ihn geworfen hatte und vor Freude weinte.
»He, was ist denn los? Warum weinst du denn?«
Jinnarin versuchte es ihm zu sagen, doch sie brachte nur ein unzusammenhängendes Schluchzen heraus.
»Es ist eine sonderbare Geschichte, Farrix«, sagte Aylis. Erst beim Klang ihrer Stimme bemerkte der Pysk ihre Anwesenheit. »Aber eines ist klar: Du hast dich irgendwie mit Durlok eingelassen…«
»Durlok!«, fauchte Farrix und richtete sich auf, obwohl Jinnarin ihn immer noch umarmte. »Das hatte ich ganz vergessen!« Er schaute sich in der Kristallkammer um, dann packte er Jinnarin bei den Schultern und hielt sie auf Armeslänge vor sich. »Wie bist du hierher gekommen? Was ist das für ein Wunder? Ach, schon gut, wichtig ist jetzt nur, dass wir von hier verschwinden, Liebste! Du bist hier nicht sicher!«
Farrix nahm sie bei der Hand und versuchte gegen Jinnarins Widerstand mit ihr von dem Kristallblock zu springen, doch Jinnarin hielt ihn zurück und rief: »Nein, nein, Farrix!« Er drehte sich
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