Elfensturm (Mithgar 04)
er auch in einem Zauberschlaf.«
Traurigkeit stand in Aylis’ Augen, und sie betrachtete Farrix, stutzte plötzlich und schaute genauer hin. Ihre Augen weiteten sich. »Sperling, er träumt!«
Jinnarin riss den Kopf von Farrix’ Brust und starrte auf Farrix’ Augen, die unter den geschlossenen Lidern hin und her zuckten.
Verwirrung spiegelte sich auf der Miene der Pysk wider. »Ein Traum in einem Traum?«
»Ja, Sperling, so muss es sein. Wir müssen uns beeilen und auch in diesen Traum eindringen.«
»Können wir das denn?«
»Ich weiß es nicht, aber wir müssen es versuchen. Und schnell, denn wenn er aufwacht, sitzen wir in der Falle.«
»Wir sitzen auch in der Falle, wenn er nicht aufwacht, sondern nur aufhört zu träumen. Vielleicht ist das der Hinterhalt, den Durlok aufgestellt hat. In wie viele Träume wir auch eindringen, wir werden ihn immer schlafend vorfinden. Ach, beeilen wir uns einfach…«
Jinnarin bildete eine weitere Brücke, und in der Luft formte sich ein Spalt. Sie traten hinein und befanden sich…
… in einem Kristallschloss mit Blick auf ein hellgrünes Meer, wo ein schwarzes Schiff, in dessen Masten Blitze einschlugen, über die sturmgepeitschten Wellen schoss.
Und Furcht erfüllte ihr innerstes Wesen, hämmerte auf ihr Herz ein, zerrte an ihren Eingeweiden und spaltete ihre Seele. Der Raum veränderte sich, der Kristall wurde gröber, unbearbeitet. Von Entsetzen gepeinigt, fuhren Aylis und Jinnarin herum und erblickten eine sich windende Masse aus Schwärze, die ihnen entgegenwallte und in der sich riesige Krallen an massigen Armen bildeten, um sie anzuspringen und zu zerfetzen, während in grässlichen, hämischen gelben Augen wahnsinniger Triumph leuchtete.
»Weg von hier!«, schrie Aylis.
Jinnarin sprang durch ein Loch, landete in dem sonnenhellen Garten und verlor ihren Bogen, als sie sich abrollte. Aylis sprang ebenfalls in den Sonnenschein, und Pysk und Seherin verschlossen die Brücken hinter sich. Doch die Luft vor ihnen flimmerte, und wallende Schwärze brach durch – keine einzelne sich windende Masse, sondern fünf, zehn, zwölf und noch mehr!
»Noch mal!«, rief Jinnarin. »Verschwi…!« Doch bevor sie den Gedanken beenden konnte, flutete Entsetzen in ihren Verstand und füllte ihn vollkommen aus. Sie konnte nicht mehr denken. Sie konnte nicht mehr sehen. Sie konnte nicht mehr hören. Sie konnte nur noch schreien.
Doch Aylis’ Verstand war nicht vor Furcht gelähmt, und es gelang ihr, den Arm zu einer der sich windenden Massen auszustrecken und mit zitternden Lippen »Fulmen!« zu rufen. Ein Blitzstrahl zuckte aus ihrer ausgestreckten Hand und durch die brodelnde Schwärze.
Plötzlich konnte Jinnarin wieder sehen, hören und denken. Aber dafür war Aylis nun vor Angst erstarrt und schrie, unfähig, etwas anderes zu tun.
Schwärze wallte ihr entgegen, schwarze Krallen, zum Zuschlagen erhoben.
Endlich gelang es Jinnarin, eine Hand auszustrecken und ihren Bogen zu fassen. Panik zerrte an ihr, und ihr Atem ging in heiseren, keuchenden Stößen, während ihre vor Angst beinah starren Finger sich bemühten, einen Pfeil aufzulegen, was ihr schließlich ebenfalls gelang. Sie hob so furchtsam den Bogen, dass der Schaft in ihrer zitternden Hand gegen das Holz des Griffs klapperte. »Adon«, ächzte sie, zielte und schoss, und der Pfeil schrumpfte zu einem winzigen Pysk-Pfeil, der durch eine der wallenden Wolken aus Schwärze flog und hinten wieder austrat, ohne Schaden anzurichten.
Obwohl sie beinah verzweifelte, legte sie noch einen Pfeil auf. »Dämonengezücht!«, rief sie, während die Furcht an ihr zerrte. »Stirb!« Und damit schoss sie auf einen anderen wallenden Schatten. Doch wieder flog der winzige Schaft durch brodelnde Schwärze und wieder heraus, und immer noch wand sich die Masse mit den anderen durch die sonnenbeschienenen Blumen Aylis entgegen.
Dann legte Jinnarin noch einen Pfeil auf und wählte diesmal ihr Ziel sorgfältig. Doch wiederum flog der winzige Schaft durch wallende Schwärze, ohne eine Wirkung zu erzielen. Und jetzt hatte die brodelnde Schwärze Aylis erreicht und schloss sich um die vor Angst starre Seherin, die weder denken noch sehen noch hören, sondern nur in unablässigem Grauen schreien konnte.
Riesige schwarze Krallen wurden erhoben, um sie zu zerreißen, in wahnsinnigen Augen blitzte irrer Triumph, und ein klaffendes rotes Maul grinste höhnisch…
… doch in diesem Augenblick flog ein winziger Pfeil in ein gelbes
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