Elfensturm (Mithgar 04)
gab Jatu ein Zeichen, und als der schwarzhäutige Mensch zu ihm kam, flüsterte er ihm etwas ins Ohr. Jatu nickte, und Alamar verließ die Kammer in Richtung Laboratorium. Jatu ging lautlos zu Bokar, murmelte etwas und ging dann weiter zu Aravan. Dort angelangt, kauerte er sich neben den Elf und flüsterte: »Meister Alamar will Durloks Papiere durchsehen. Er glaubt, er kann vielleicht feststellen, was der Schwarzmagier vorhat.«
Aravan nickte und murmelte dann: »Bezieht Posten am Ausgang, sodass Ihr rasch zu ihm könnt, falls er Hilfe brauchen sollte.«
»Das hatte ich ohnehin vor, Kapitän, denn falls etwas passiert, könnte es auch sein, dass wir Alamars Hilfe hier brauchen.« Jatu erhob sich, ging dorthin, wo zuvor Alamar gesessen hatte, und hockte sich hin.
Und mehr Zeit verstrich.
Die Kerze war zur Hälfte heruntergebrannt, als Farrix’ Augen unter den Lidern zu zucken begannen.
»Añu«, murmelte Jinnarin Aylis das Wort der Suggestion zu, das die Seherin auf die Veränderung aufmerksam machte. Dann glitt Jinnarin in einen Zustand tiefer Meditation, benutzte ein anderes magisches Wort und fing an zu träumen. Und sie befand sich…
… vor dem hohlen Baum in Darda Glain, der Farrix’ und ihr Zuhause war. Mit einem Seufzer rief Jinnarin Bogen und Pfeile zu sich. Dann bildete sie eine Brücke zu Aylis’ Traum und trat auf…
… das Achterdeck der Brotan, wo Aylis mit Aravan stand. Der Elf lachte schallend, während die Seherin am Ruder drehte, um den Kurs des Schiffes zu ändern. Aylis erblickte die Pysk und lächelte, dann wandte sie sich Aravan zu und küsste ihn. »Ich muss gehen, Liebster«, sagte sie.
Die Luft spaltete sich, und Pysk und Seherin traten gemeinsam in den Spalt und landeten…
… am schattigen Rand eines von der Sonne beschienenen Gartens.
Die Luft war mild, sogar ein wenig kühl, da eine leichte Brise wehte. Ein kristallklarer Bach gurgelte in der Nähe und zog sich durch die üppige Vegetation. Mit hohem Gras bewachsene Wege führten durch ein Farbenmeer, in welchem zahllose Blüten in der Brise nickten, während Bienen zwischen Blumen und Moosen und zierlichen Gräsern kreisten. Hier und da stand ein Zierbaum, und der Garten selbst war in einer breiten Waldlichtung angelegt. Aus der Ferne war das Gezwitscher unsichtbarer Vögel zu hören. Die Mittagssonne stand hoch oben an einem klaren blauen Himmel und schien auf die Lichtung, und in der Mitte des Gartens wuchs eine hohe Hecke, gut hundert Fuß von Ecke zu Ecke und insgesamt vierhundert Fuß im Umfang.
»Du meine Güte«, murmelte Aylis. »Wie wunderschön.«
»Ja«, stimmte Jinnarin zu, während sie sich umsah, »aber, wo ist Farrix?«
Sie standen im Schatten einer großen Eiche am Rande des alten Waldes. Aylis drehte sich langsam einmal vollständig um die eigene Achse und ließ den Blick über den Garten und dann über die massiven Stämme wandern, die im Wechselspiel zwischen Licht und Schatten lagen. Doch als sie ihren Kreis vollendet hatte, ruhte ihr Blick wieder auf der Hecke in der Mitte der Lichtung. »Da«, sagte sie und zeigte darauf. »Ich würde meinen, dass wir ihn innerhalb dieser Hecke finden.«
Sie folgten einem der Wege, der sich neben dem plätschernden Bach in Richtung der Hecke wand. Sie gingen zwischen den Blumen und Gräsern und leise raschelnden Bäumen durch, während die Brise im Rücken sie sacht antrieb und ihnen das Haar zerzauste. Dann schritten sie über einen winzigen Brückenbogen. Als Aylis sich über das Geländer beugte, sah sie goldene Fische über einen weißen Sandboden schwimmen, die sofort vor ihre Schatten zwischen die in der Strömung des Baches wallende Wasserkresse flohen.
Schließlich erreichten Pysk und Seherin die Hecke, doch als sie sie umrundeten, fanden sie keinen Eingang. Aylis lächelte, nahm Jinnarin bei der Hand und flog mit ihr über die Hecke hinweg. Auf der anderen Seite fanden sie… einen Garten innerhalb des Gartens, der ganz genauso aussah wie der erste… nur dass in der Mitte auf einem Kristallblock jemand lag…
»Farrix!«, rief Jinnarin, die weiterflog und neben ihm landete.
Er schlief.
»Wach auf, mein Liebster! Wach auf!«, rief sie und schüttelte ihn an der Schulter – doch ohne Erfolg.
Jinnarin legte ein Ohr auf seine Brust, und nach einer längeren Weile sagte sie: »Ein Herzschlag«, dann nach einer Weile: »Noch einer.«
Mit Tränen in den Augen sah Jinnarin die Magierin an. »Ach, Lichtschwinge, hier ist es genau dasselbe. Hier liegt
Weitere Kostenlose Bücher