Elfenwinter
Hüften. Ihre Lippen fanden einander. Er überschüttete sie mit leidenschaftlichen Küssen. Ollowain grub seine Zähne in das weiche Fleisch ihres Nackens, liebkoste ihre Brüste, tauchte unter und erkundete mit seiner Zunge verborgenste Winkel. Lysilla zog ihn hinüber in seichteres Wasser. Ihr Liebesspiel wurde wilder. Wie kämpfende Wildkatzen fielen sie übereinander her. Ollowain widerstand der Versuchung, die Augenbinde abzunehmen. Obwohl sie längst von Wasser durchtränkt war, verbarg sie noch immer seine leidenschaftliche Gespielin vor seinen Blicken. Nie zuvor hatte er so etwas getan. In all den Jahrhunderten seines Lebens! Was hatte er versäumt! Und nie zuvor hatte er sich einer Elfe, die er erst eine Stunde kannte, hingegeben.
Seine bisherigen Liebesaffären waren stets ein langsames Herantasten gewesen. Eine scheue Suche nach Beweisen dafür, dass seine Zuneigung erwidert wurde, immer bereit, sich in jedem Augenblick in die trügerische Sicherheit der Einsamkeit zurückzuziehen.
Lysillas Leib erzitterte. Sie stieß ein langes, wollüstiges Stöhnen aus. Ihr Atem strich über sein Gesicht. Dann plötzlich biss sie ihm in die Unterlippe. Der metallische Geschmack von Blut füllte seinen Mund.
Ollowain bäumte sich auf. Lysillas Hände liebkosten seine Brust. Kein Wort hatten sie gesprochen, seit sie ins Wasser gestiegen waren. Die Sprache der Leidenschaft allein vermochte auszudrücken, was kein Wort hätte sagen können.
Lysillas Biss hatte Ollowain erschreckt und ihn doch noch weiter in Ekstase getrieben. Ihre Hände schienen jetzt überall zu sein. Sie diktierte ihm den Rhythmus ihrer Liebe, und er genoss es. Ollowain zögerte den Augenblick hinaus… Den kurzen Moment des Verfließens.
Ganz gleich, wo ihre Finger über seine Haut glitten, er antwortete mit einem Erschaudern. Sein Leib schien ganz ihr zu gehören. Sie ließ ihn aufjauchzen oder sehnsüchtig nach der nächsten Berührung hungern. Und dann gab sie ihn frei, beendete die süße Folter. Er schrie auf, wieder und wieder. Bäumte sich auf und umklammerte sie. Ineinander verschlungen saßen sie im Wasser. Zu erschöpft zu neuer Leidenschaft. Ihre Hände streichelten seinen Rücken, so wie man es bei einem Kind tat, das man umarmte und trösten wollte.
Der Zauber war verflogen. Ihre Berührung setzte seinen Leib nicht mehr in Flammen. Sie war angenehm. Beruhigend. Langsam fand er zu seinem Verstand zurück. Eine warnende Stimme durchdrang den verebbenden Sog der Lust. Etwas stimmte nicht. Hatte die ganze Zeit über nicht gestimmt. Lysillas rechte Hand. Dort waren keine Schwielen mehr!
Erschrocken griff Ollowain nach der Binde und riss sie herab. Durch das Gitterwerk nasser, schwarzer Haarsträhnen sahen ihn lindgrüne Augen mit goldenen Sprenkeln an. Lyndwyns Augen!
»Das war der einzige Weg«, sagte sie leise. »Wir wären uns nie näher als auf der Brücke gekommen, als wir einander in die Augen sahen. Dein Verstand hätte dein Herz zum Schweigen gebracht.«
Ollowain konnte immer noch nicht fassen, was geschehen war. »Lysilla, wie… «
»Sie fand es… interessant. Landoran hatte beschlossen, sie dir zu schicken. Sie sollte dich massieren und… aufmuntern. Das waren seine Worte. Er sagte etwas davon, dass du ganz versessen auf alles bist, das die Farbe des Schnees hat. Deshalb Lysilla. Landoran scheint dich sehr gut zu kennen… Er weiß alles über dich. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Lysilla dich…« Sie stockte.
»Für sie wäre es nur ein Spiel gewesen. Sie findet dich eben interessant. Ich… Ich habe sie überredet…«
Ollowain fühlte sich, als wäre er nackt in einen Schneesturm geraten. Obwohl es drückend warm war, schlang er die Arme um die Brust. Er konnte nicht glauben, was geschehen war. Und dass er es nicht bemerkt hatte! Was war nur mit ihm los?
»Womit hast du Lysilla überredet?«, fragte er leise, zu verletzt, um barsch oder gar ausfallend zu werden.
»Sie wollen etwas von mir. Ich darf nicht darüber sprechen. Es ist kein Verrat. Ein Geheimnis…«
»Was?«
Lyndwyn erhob sich. »Ich darf es dir nicht sagen.« Sie strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. »Ich bereue es nicht, Ollo-wain. Es war richtig. Wenn du auf dein Herz hören könntest, dann wüsstest du es auch.«
»Was? Dass ich eine Verräterin und Diebin begehre? Du hast den größten Schatz unseres Volkes gestohlen! Und heute haben dich deine Lügen zur Herrin von Phylangan gemacht und mich…« Er fand keine Worte. Sie
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