Elfenwinter
fort. »Wer soll sich um den Schutz Emerelles kümmern? Und wer soll sie versorgen? Es gibt keine Heilerin hier im Dorf, nur einen fetten alten Priester.«
»Deine Sorge um Emerelle ehrt dich, König«, entgegnete Ollo-wain glattzüngig. »Doch im Haus meines Freundes Alfadas genießt Emerelle alle Hilfe, die wir ihr zuteil werden lassen können. Ich sehe keinen Grund, die Königin den Strapazen einer langen Reise an deinen Hof auszusetzen.«
»Reden wir nicht weiter um den heißen Brei herum!«, polterte Horsa los. »Ich weiß, dass du mich hintergehen willst, Alfadas! Wäre ich nicht hier, du würdest vielleicht nicht einmal durch das Tor auf dem Hartungskliff ziehen. Du lauerst auf meinen Thron. Und dein Heer aus Habenichtsen und Verrätern wie Lambi ist dir völlig ergeben. Selbst wenn du morgen gehst, wer sagt mir, dass du nicht übermorgen schon zurückkehrst?«
Alfadas sah Horsa fassungslos an. Jetzt war der Alte wirklich wahnsinnig geworden! »Verzeih, aber es war doch deine Idee, ein Heer aufzustellen, in dem du die Unzufriedenen sammelst, und mich mit ihnen nach Albenmark zu schicken, um dort gegen die Trolle zu kämpfen.«
»Das war es nicht!«, grollte der König. »Du und deine Elfenfreunde, ihr habt meine Gutmütigkeit ausgenutzt und mich dazu verführt. Aber ich durchschaue euren Plan jetzt. Es gibt gar keinen Krieg mit den Trollen in Albenmark! Welchen Beweis hätte ich auch dafür, außer eurem Wort? Ihr habt gewusst, dass ich sofort meine Hilfe anbieten würde, wenn ich die Geschichte von der vertriebenen Elfenkönigin höre. Und so habt ihr mich dazu gebracht, dass ich dir das Heer verschafft habe, Alfadas, mit dem du meinem Sohn den Thron rauben willst.«
»So ist es nicht!«, beteuerte Alfadas verzweifelt. »Höre auf dein Herz, und du wirst wissen, dass du von mir nichts zu befürchten hast.«
»Das habe ich in der Tat nicht, wenn du nach Albenmark gehst. Und damit ich ganz sicher bin, dass du nicht wiederkommst, werde ich Asla und deine Kinder mit nach Gonthabu nehmen. Und auch diese schlafende Elfe. Ich sehe wohl, dass sie eine bedeutende Persönlichkeit ist. Ich erkenne eine Fürstin, wenn ich ihr begegne. Wenn ich nie wieder von dir höre, Alfa-das, dann wird es ihnen allen gut gehen.«
Der Herzog legte seine Hand auf den Schwertgriff. »War es nicht sehr unklug, uns Verräter in dein Zelt zu rufen?«
Horsa sah ihn finster an. »Ich bin auf jeden Verrat gefasst. Dein Haus ist umstellt, Alfadas. Wenn mir etwas geschieht, dann stirbt deine Familie. Und deine Bauernkrieger werden von meinen Männern im Schlaf überrumpelt.« Unvermittelt wich sein Zorn, und der König wirkte nur noch traurig. »Geh, Alfadas, und komm nicht wieder. Das ist alles, was ich von dir will. Und glaub nicht, dass ich nicht wüsste, dass ich der Schurke in dieser Saga bin. Du weißt ja, unsere Heldengeschichten enden immer tragisch und blutig. So ist das im Fjordland. Deshalb hoffe nicht, ich würde zögern, deine Familie ermorden zu lassen, wenn du dich mir widersetzt.«
»Kennst du die Geschichte von Nazirluma und Aileen?«, fragte Ollowain in einem Tonfall, in dem ein Märchenerzähler zu Kindern sprach.
Alfadas fragte sich, ob der Elf den Ernst der Lage nicht begriff Horsa winkte ab. »Dieser Kinderkram tut jetzt nichts zur Sache. Ich werde morgen deine Familie mitnehmen, Alfadas. Sorge dafür, dass hier im Dorf niemand Widerstand leistet. Ich würde nur ungern ein Blutbad anrichten.« Er wandte sich Ollowain zu. »Und du. Mach der Leibwächterin deiner Königin klar, dass selbst die allerbeste Schwertkämpferin gegen zweihundert Krieger nur unterliegen kann.«
»Wenn dir am Leben deines Sohns gelegen ist, Horsa, dann solltest du dir lieber meine Geschichte anhören.« Der Schwertmeister trug seine Worte höflich, aber mit Nachdruck vor. »Was gibt es Schlimmeres, als vor dem Grab seines Kindes zu stehen?«
»Mein Sohn ist nicht einmal hier!«, schnaubte Horsa. »Und ich werde dir und deiner Brut nicht verraten, wo er steckt. Er ist außerhalb eurer Reichweite!« Seinen Worten zum Trotz wirkte der Alte unruhig. Alfadas hätte gewettet, dass der König gelogen hatte und Egil irgendwo ganz in der Nähe steckte.
»Bist du sicher? Kannst du dir leisten, dich zu irren, Horsa?«, fragte Ollowain. »Soweit ich weiß, hast du nur diesen einen Sohn.«
Alfadas sah aus den Augenwinkeln, wie sich etwas unter den Pelzen auf dem Nachtlager des Königs bewegte. Er wollte schon sein Schwert ziehen, als er erkannte,
Weitere Kostenlose Bücher