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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Glaubst du, Emerelle würde noch leben, wenn es solche Pfeile gäbe? Wir hätten keine Fürsten und Könige mehr. Die Adelshäuser hätten sich längst gegenseitig ausgelöscht. Keine Blutfehde könnte jemals beigelegt werden, wenn es solche Pfeile wirklich gäbe. Ich habe die Geschichte von Nazirluma und Aileen erfunden. Sie sollte Horsa Angst machen. Aber der Alte hat mich überrascht. Ich glaube, er hat noch etwas anderes verstanden. Seinem Tod kann er nicht entgehen. Zu leben ist eine Schlacht, die wir letzten Endes alle verlieren. Aber es liegt ein Stück weit in unserer Hand, wie man uns in Erinnerung behält. Horsa ist im Grunde seines Herzens ein guter Mann. Er möchte nicht, dass man sich an ihn als einen Tyrannen erinnert. Und wenn er seinem Sohn eine solche Bürde hinterlässt, würde er es noch schwerer haben. Wer möchte schon vom Spross eines Tyrannen beherrscht werden? All jene, die einen Groll auf seinen Vater haben, aber dessen Stärke fürchten, werden sich gegen Egil erheben.«
    »Ich hoffe nur, dass Horsas Weisheit länger als eine Nacht währt«, entgegnete Alfadas skeptisch. »Mir wäre es lieber, Yilvina hätte tatsächlich einen Gryna-Lah.«
    »Unterschätze Yilvina nicht«, ermahnte ihn der Schwertmeister. »Ich glaube nicht, dass es einen Menschen gibt, der sie umbringen könnte. Sie wird auch auf deine Familie Acht geben. Und dazu braucht sie keinen Fluchpfeil.« Die beiden hatten das Langhaus des Herzogs erreicht. »Ich glaube nicht, dass ich in dieser Nacht noch schlafen werde«, sagte der Elf unvermittelt und verabschiedete sich.
    Alfadas sah ihm nach, bis die Dunkelheit Ollowain verschluckte. Wollte er das Zelt des Königs beobachten? Entschlossen, die letzten Stunden bei seiner Familie nicht mit dumpfem Grübeln zu vergeuden, trat Alfadas in das Langhaus. Der vertraute Geruch von Rauch empfing ihn. Bald brannten ihm die Augen. Er fluchte leise. Die Glut in der Feuergrube reichte nicht, die Finsternis zu vertreiben, doch spendete sie gerade genug Licht, um den großen Raum zu durchqueren und nicht auf die einquartierten Gäste zu treten, die in Decken gerollt überall auf dem Boden lagen.
    Leise klirrte eine Kette. Alfadas verharrte. Es war nur Lambi oder einer seiner Männer, die sich im Schlaf bewegt hatten. Die rebellischsten seiner Krieger hatte der Herzog vorsichtshalber in sein eigenes Haus eingeladen - auch um sie vor den Männern des Königs zu schützen.
    Alfadas wartete, bis sich seine Augen an das rötliche Zwielicht gewöhnt hatten. Dann schlich er zwischen den Schlafenden hindurch zu den Nischen entlang der Wand. Vor Kadlins Lager wachte Blut. Der Herzog sah, wie sich das Licht in den schwarzen Augen des großen Hundes spiegelte. Blut regte sich nicht und gab keinen Laut von sich, doch entging ihm nichts, was im Langhaus geschah. Und wehe dem, der versuchte, sich Kadlin auf mehr als einen Schritt zu nähern.
    Alfadas tätschelte Blut über seinen massigen Schädel. Der Hund reagierte nicht. Weder durch ein freundliches Knurren noch indem er sich wie andere Hunde auf die Seite rollte, um sich den Bauch kraulen zu lassen. Angespannt beobachtete er die Schläfer und zuckte einmal kurz, als irgendwo in der Dunkelheit jemand leise im Schlaf vor sich hin murmelte. Erst als Alfadas sich aufrichtete, um nach Kadlin zu sehen, drückte Blut ihm kurz seine feuchte Schnauze in die Hand.
    Alfadas dachte an den Abend zurück. Fast jeder der Männer, die hier schliefen, hatte schon getötet. Es waren hartgesottene Burschen. Unter normalen Umständen hätte er sie nicht unter seinem Dach haben wollen. Für die Regeln der Ehrenhaftigkeit, die er seinem Sohn beizubringen versuchte, hätten sie nur Spott übrig. Ehrenhaft war es zu siegen. Wie, das war ihnen gleich. Sie waren schlechte Gesellschaft in friedlichen Zeiten. Und genau die richtigen Männer, um mit ihnen in eine aussichtslose Schlacht zu ziehen. Vielleicht hatte Horsa Recht damit, sie loswerden zu wollen. Das Fjordland sah friedlichen Zeiten entgegen. Es gab keine Feinde. Diese Männer würden Störenfriede sein. Auch Blut hatte das gemerkt. Seit sie im Haus waren, hatte er weder gefressen noch getrunken. Er hatte sie nicht aus den Augen gelassen. Keinen Herzschlag lang. Die Krieger hatten die Gefahr bemerkt, die von dem großen schwarzen Hund ausging. Sie hatten gespürt, dass er ohne Vorwarnung auf sie losgehen würde, sobald sie den kleinsten Fehler machten, und dass diese Bestie ihnen mit einem einzigen Biss die Kehle

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