Elfenwinter
herausreißen würde. Lambi und seine Kumpanen waren ruhig gewesen, hatten sich nicht betrunken und respektvollen Abstand zu Blut gehalten.
Alfadas kraulte den großen Hund hinter den Ohren. Es war gut zu wissen, dass Blut im Haus war. Er würde auf Asla und die Kinder achten.
Vorsichtig zog der Herzog den Vorhang zur Seite und spähte in Kadlins Schlafnische. Die Kleine hatte ihre Decke fortgestrampelt, streckte den Hintern empor und drückte ihren Kopf in das moosgefüllte Kissen. Dabei machte sie ein ernstes Gesicht, wie sie es manchmal tat, wenn sie etwas Wichtiges zu erklären versuchte. Alfadas musste schmunzeln. Es war ihm ein Rätsel, wie man in dieser Stellung schlafen konnte. Doch Kadlin atmete tief und regelmäßig. Vorsichtig zog er ihre Decke hoch. Dann sah er ihr beim Schlafen zu. Er wollte dieses Bild tief in seine Erinnerung einbrennen. Es sollte sein geheimer Schatz sein in den dunklen Stunden, die da kommen würden.
Endlich riss er sich los, um auch nach Ulric zu sehen. Auch sein Junge lag in tiefem Schlaf. Er drückte den Dolch an sich, den Ollowain ihm geschenkt hatte. Es war eine lange, schlanke Waffe, fast schon ein kurzes Schwert. In die silberne Scheide waren kleine Türkissplitter eingefasst. Ulric hatte sie gezählt. Es waren dreiundachtzig. Der Griff war aus Walbein geschnitten und zeigte zwei Löwen, die auf ihren Hinterbeinen standen und sich in tödlicher Umklammerung hielten. Beide hatten einander die Fänge ins Genick geschlagen. Der Dolch wäre ein Geschenk für einen König gewesen. Seit Ulric ihn bekommen hatte, trug er ihn ständig mit sich herum. Und in Anbetracht der Gäste dieser Nacht war es sicherlich klüger, dieses kostbare Stück nicht herumliegen zu lassen. Eines Tages würde sein Sohn ein guter Krieger sein, dachte der Herzog. Und sicher würde er sich dann darüber ärgern, dass man sich erzählte, er habe einen verzauberten Elfendolch, dem er seine Kraft und sein Geschick verdanke.
Er strich dem Jungen sanft durch das zerzauste Haar. Ulric regte sich unruhig im Schlaf. Vorsichtig zog Alfadas sich zurück, legte die Kleider ab und schlüpfte in die Schlafnische, die er sich mit Asla teilte.
»Was hat der alte Bock von dir gewollt?«, fragte sie leise, nachdem er den Wollvorhang zugezogen hatte.
»Er macht sich Sorgen darum, dass ich ihn bei der Aufteilung der Kriegsbeute betrügen könnte. Horsa ist überzeugt, dass wir alle mit Schätzen beladen zurückkommen werden«, log Alfa-das, während er sich fröstelnd unter die Decke drängte. Die Nacht war eisig. Bald schon würde der erste Schnee kommen. Er dachte an die Männer, die draußen am Ufer bei den Feuern kauerten. In Albenmark würden sie nicht mehr frieren.
»Und was wirst du mir mitbringen? Noch eine Kutsche?«
»Ist etwas mit der Kutsche nicht in Ordnung?« Er schlang seinen Arm um sie und zog sie zu sich heran. Ihr Leib war angenehm warm.
Asla schüttelte sich. »Das ist ja, als sei der Winter in mein Bett gekrochen.« Sie drehte sich um und küsste ihn sanft auf die Stirn. »Komm zu mir zurück aus Albenmark, das ist das einzige Geschenk, das ich mir von dir wünsche.«
Wieder hatte er das Gefühl, als sei sein Magen voller Eis. Ahnte sie etwas? »Die Elfen bauen sehr schöne Kutschen«, sagte er, um von etwas anderem zu sprechen.
Asla versetzte ihm einen Knuff. »Willst du eine Kutscherin aus mir machen? Bin ich vielleicht einem deiner Geheimnisse auf der Spur? Schätzt du Elfen, die gern auf dem Bock sitzen?«
Alfadas zog sie auf sich. »Eigentlich bevorzuge ich wilde Reiterinnen.« Aslas langes Haar strich ihm über das Gesicht. Ihre Hände spannten sich um seine Schultern.
»Es gäbe doch etwas, das ich mir wünsche. Diese selbstgefällige, dunkelhaarige Ziege, von der du wolltest, dass sie meinen Bauch betastet… Lündin, oder so. Sie hatte ein kleines Glasfläschchen. Darin war ein wunderbar duftendes Wasser. Ich habe sie einmal beobachtet, wie sie ein wenig davon auf ihren Hals getupft hat. Sie roch danach wie ein Blumengarten. Es wurde einem ganz behaglich bei diesem Duft. So etwas hätte ich auch gerne.« Alfadas vergrub seinen Kopf zwischen ihren Brüsten. »Ich mag den Geruch deiner Haut. Kein Duftwasser könnte mich so berauschen.«
Sie schob sich auf seinen Schoß. »Du bist ein schlechter Lügner. Ich kenne keinen Mann, der sich so oft wäscht wie du. Warum solltest du meinen Geruch schätzen, wenn du deinen eigenen nicht ertragen kannst?«
»Wenn wir uns geliebt haben, wasche ich
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