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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ein Kettenhemd und Armschienen aus Phylan-gan mitgebracht, damit sie wieder wie eine adlige Kriegerin aussah. Mit den kurz geschorenen Haaren und ihren hohen Wangenknochen hatte das Gesicht der Schwertkämpferin etwas Abweisendes. Sie wirkte kalt und unnahbar. Hoffentlich würde ihre spröde Art Asla nicht reizen. Es war nicht ganz einfach, mit Yilvina auszukommen. Vielleicht war sie zu sehr Kriegerin? Schon ihr Blick hatte etwas Herausforderndes. »Möge dein Weg dich nach Albenmark zurückführen«, sagte Ollowain.
    »Nur an der Seite der Königin«, erwiderte sie knapp.
    Der Schwertmeister wusste, das Yilvina keinen Wert auf höfliche Floskeln legte. Schweigend ging er hinaus und stieg in den Sattel. Sein prächtiger Schimmel brachte ihn um den Fjord bis fast zum Gipfel des Hartungskliffs. Erst als sie ein Geröllfeld erreichten, stieg der Schwertmeister ab und führte den Hengst am Zügel weiter. Sein Weg führte ihn vorbei an Kindern und Greisen. Alle waren aufgebrochen, um zu sehen, wie das magische Tor sich öffnen würde. Kalf trug eine alte Frau auf dem Rücken, die zu schwach war, den Berghang noch aus eigener Kraft zu erklimmen. Ollowain sah eine Frau, die ein Mädchen mit wunderschönen braunen Augen auf den Armen trug. Das Kind mochte fünf oder sechs Jahre alt sein. Die Mutter redete unablässig auf die Kleine ein. Sie beschrieb das Blau des Fjords und wie winzig klein die Hütten von hier oben aussahen. Jetzt erst begriff der Schwertmeister. Die Augen des Mädchens standen still. Sie blickten ins Leere. Die Kleine war blind. Er würde die Menschen niemals begreifen. Die Szene rührte ihn, auch wenn seine Vernunft sich dagegen sperrte. Es war Unsinn zu glauben, dass sie ihrer Tochter auch nur einen Bruchteil der Wunder dieser Welt beschreiben könnte. Aber es war achtenswert zu sehen, wie sie gegen das Schicksal aufbegehrte! Nicht bereit war hinzunehmen, dass ihre Tochter ausgeschlossen war.
    Er ging eine Weile neben der Frau und lauschte ihren unbeholfenen Worten. Sie beschrieb auch ihn. Nannte ihn einen dünnen weißen Mann mit goldenem Haar. Ollowain erlaubte, dass das Mädchen nach seinen Haaren tastete und über sein Gesicht. Er ließ es auch seinen Hengst streicheln, versuchte ihr seinerseits etwas zu erzählen und wunderte sich, wie hilflos seine Worte klangen, als er nun beschreiben wollte, was vor ihnen lag. Die kahle Felskuppe, auf der sich gleich den Zacken einer Krone ein Kreis aus Steinen erhob. Inmitten des Steinkreises stand Alfadas. Der Wind spielte mit dem roten Wollumhang des Kriegers. Alle blickten auf ihn. Sein Sohn Ulric, der sein braunes Pony am Zügel hielt. Asla, deren Gesicht ganz blass war. Kadlin drehte ihre Finger im Fell von Blut. Der alte Luth-priester Gundar kaute an etwas und versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Horsa hatte die Hände in die Hüften gestützt und gab sich Mühe, königlich auszusehen, doch man merkte ihm dennoch seine Ungeduld an. Überall auf dem Hang und dem Plateau standen die Männer, die mit Alfadas gehen wollten. Lambi und seine Gefährten waren noch immer in Ketten geschlagen. Ollo-wain sah die beiden Brüder von der Fähre und Ole, der auf jemanden einredete, der sich ganz offensichtlich nicht mit dem Hundehändler unterhalten wollte.
    Die Krieger des Herzogs waren eine abgerissene Schar. Sie trugen aufgerollte Decken, die sie sich wie große Würste über Brust und Rücken gebunden hatten. Jeder war mit Taschen und Flaschen behängt, Notvorräten für Albenmark, falls etwas Unvorhergesehenes geschah. Ihre Augen leuchteten. Sie erwarteten nicht weniger als ein Wunder.
    Unruhig blickte Ollowain zum Himmel. Die Mittagsstunde war verstrichen. Eigentlich sollte sich das Tor zu den Slanga-Bergen schon geöffnet haben.
    Wind strich über den Fjord und zerbrach den Spiegel des Wassers. Eine Möwe zog über sie hinweg und lugte neugierig auf all die Menschen herab. Ollowain schien es so, als fürchte der Vogel, dem Kreis aus stehenden Steinen zu nahe zu kommen. Er flog in weitem Bogen um die Bergkuppe herum.
    Plötzlich schoss eine Säule aus purpurnem Licht vor dem Herzog aus dem Boden. Sie wuchs und wurde breiter, bis ein Karren mühelos durch das Licht hätte fahren können.
    Alfadas hob beide Arme. Das leise Murmeln der Wartenden verstummte. Nur das Rauschen des Windes und der ferne Schrei der Möwe störten die Stille.
    »Dies ist das Tor, das uns in eine Welt der Wunder und der Schrecken führen wird. Schreitet durch das Purpurlicht, und

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