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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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inmitten der Stirn ruhte, wenn man sich mit dem kostbaren Schmuckstück krönte. Und er verlieh seinem Träger die Gabe, Felsen zu formen, als knete er feuchten Ton. Ich habe Gondoran nach seinem Besuch im Rats saal nicht mehr wieder gesehen, doch er sollte uns alle noch leh ren, dass er kein verschrobener Narr war, sondern dass in seiner Brust das Herz eines Kämpfers schlug.
    So ward Gondoran aus dem Geschlecht der Bragan mir zum Spiegel meines Hochmuts, und die Erinnerung an ihn mahnt mich, das Augenscheinliche nicht mit dem "Wahrhaftigen zu verwech seln.
    Als die Trolle schlie ßlich nahten, gehörte es zu meinen Pflichten, dem Steinernen Garten als Kundschafter zu dienen. Einmal flog ich mit Schneeschwinge über ihr Lager. Sie hatten viel Holz mit gebracht. Daraus zimmerten sie grobschlächtige Schutzwände und Dächer für drei riesige Rammböcke. Die Trolle schienen ge nau zu wissen, was sie erwartete, wenn sie den weiten Pass hin auf zum Schneehafen stürmten. Sollten sie sich nur vorbereiten, dachte ich damals voller Hochmut. Vor Pfeilen mochten sie sich damit schützen, aber ich wusste ja, wie viele Geschütze auf den Passweg wiesen und was die Trolle außer Pfeilen und Kugeln noch erwartete. Dagegen würden ihre Holzwände nicht helfen.
    Als ich schon fortfliegen wollte, fühlte ich eine dunkle Kraft, die tiefe Verzagtheit in mir keimen ließ und Gedanken an einen nahen Tod. Schon beim Swelm-Tal hatte ich das gespürt. Hier war es noch drängender. Es hieß, die Schamaninnen der Trolle betrieben Blutmagie.
    Damals empfand ich deutlich, dass sie Zauber wirkten, die alle Kräfte der Natur verhöhnten und von tiefer Boshaftigkeit durch drungen waren. Und ich spürte ihre Zuversicht. Die Trolle waren davon überzeugt, dass sie uns besiegen würden…
    Aus: DER BLICK DES FALKEN, S. 783 ,
DIE LEBENSERINNERUNGEN
VON FENRYL, GRAF VON ROSENBERG

DER STOSS INS HERZ

    Orgrim schulterte den Ziegenledersack mit den schweren Eisenstangen. Er war auf die Hilfe der Koboldsklaven angewiesen gewesen, um die Stangen schmieden zu lassen. Selbst durch den Ledersack hindurch verursachte das Metall ihm ein unangenehmes Prickeln am Rücken.
    Ein frischer Wind wehte über das Eis. Über den Himmel zog das grüne Winterlicht in weiten Wellen. Fünfhundert Krieger standen unter seinem Kommando. Es war eine Streitmacht, wie sie sonst nur ein Herzog befehligte. Seine Tage als Rudelführer waren gezählt, dachte er zuversichtlich. Wenn er diesmal siegte, dann hatte Branbart keine andere Wahl mehr, als ihm den Herzogstitel zuzugestehen. Das Blutbad, das die drei Eissegler inmitten des Trollheeres angerichtet hatten, hatte ihn darin bestärkt, diesen tollkühnen Angriff zu wagen. Und Skangas Geisterhund hatte ihm alles notwendige Wissen verschafft.
    Orgrim betrachtete die massive Holzwand mit den beiden Rädern an den Seiten. Drei lange Deichseln erlaubten, die schwere Konstruktion zu schieben. Gleichzeitig stützten sie die Wand ab, sobald man sie absetzte. Rechts und links der Wand ließen sich türgroße Holzschilde herabklappen, um die Holzkonstruktion nach unten zu verlängern. Skangas Geisterhund hatte geschworen, dass es dort, wo sie angreifen würden, keine Katapulte gab. Sieg oder Niederlage hingen davon ab, dass dieses Mistvieh die Wahrheit sagte.
    Der Rudelführer sah zu Brud. Die Wunde an seiner Brust war gut verheilt. Beim Angriff der Eissegler hatte der Kundschafter einen tiefen Schnitt davongetragen. Nun sah es so aus, als habe man dem Falken auf seiner Brust den Hals durchgeschnitten. Brud war über alle Maßen erbost über diese verstümmelnde Wunde, und er redete seit Tagen über nichts anderes mehr als darüber, wie man diese Narbe durch weitere Schmucknarben verbergen könne, um seinem Falken wieder die Würde zurückzugeben.
    Brud trug eine dicke Taurolle über die linke Schulter geschlungen. Die Hälfte der Trolle war so ausgerüstet. Boltan, Or-grims Geschützmeister, kam zu ihnen herüber.
    »Skanga sagt, sie sei so weit.«
    Orgrim atmete tief ein. Die Schamanin stand neben dem himmelragenden schwarzen Pfeiler, der hier aus dem Eis ragte. Er markierte einen großen Albenstern, der dicht neben der Felsnadel lag.
    »Hast du Angst?«, fragte Orgrim leise.
    Der Geschützmeister lächelte nervös. »Wenn wir erst einmal drüben sind, wird sie vorüber sein. Die Elfen fürchte ich nicht. Aber den Weg… «
    »Nur Feiglinge haben Angst«, spottete Gran, der hinter ihnen stand und dem Gespräch gelauscht hatte.
    »Kann

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