Elfenwinter
Calyd gestakt waren. Seine Geschichten hatten von den Normirga gehandelt und wie sie in der Zeit ihrer Flucht zusammen mit den Holden gelebt hatten. Als die Elfen aus dem hohen Norden gekommen waren, waren die Mangrovensümpfe ein Ort gewesen, den außer den Holden kein Volk der Albenkinder zu schätzen gewusst hatte. Erst die Normirga hatten dem dunklen Küstensumpf jene wunderbare Stadt abgerungen, in die dann alle achtundzwanzig Jahre Albenkinder aus allen Himmelsrichtungen pilgerten, um Zeuge zu werden, wie Emerelle, die Bedeutendste unter den Normirga, erneut zur Königin gewählt wurde.
Seit den Tagen, da der Grundstein von Vahan Calyd gelegt worden war, war die Sippe der Farangel mit den Holden eng verbunden. Sie hatte viele Baumeister der Kanäle und Zisternen hervorgebracht. Gondoran war stolz, dass er nach Jahrhunderten der erste Herr der Wasser war, der wieder mit den Farangel zusammenarbeitete. Ein Kreis schloss sich, dachte der Holde.
Gemeinsam hatten sie beide die Pläne der verborgenen Wasserwege studiert. Und beide wussten sie um das Geheimnis Landorans, um das, was tief unter ihren Füßen im Berg geschah. Sie hatten einige der großen Hauptleitungen aus dem Wassernetz genutzt, um heißen Dampf nach draußen zu den Flanken des Berges abzuleiten. So hatten sie die Himmelshalle davor bewahrt, sich ganz mit kochendem Dampf zu füllen. Und ihre Arbeit hatte den Zauberwebern in der Halle des Feuers Erleichterung verschafft, denn sie nahm ein wenig von dem Druck, der sich stetig im Felsen aufbaute.
Wieder fuhr sich Gondoran über die schweißnasse Stirn. Er wusste, wie es oben um die Verteidiger stand. Manchmal konnte er ferne Echos des Kampflärms hören, obwohl er hier am Grund des Steigrohrs fast eine Meile vom Himmelshafen entfernt war. Gestern Abend und bis tief in die Nacht, während die Verteidiger noch ein verzweifeltes Gefecht weiter südlich ausgetragen hatten, hatte er den hellen Fels auf dem letzten Stück des großen Tunnels bearbeitet. Er hatte den Stein weich werden lassen und dann seinen langen Stab hindurchgestoßen, bis zu dem großen Rohr, das sich dort verbarg. Schon Tage zuvor hatte er es vom Wassernetz isoliert und mit anderen Röhren verbunden, die hinab in die Tiefe führten. Jetzt war die Stunde gekommen, in der er kämpfen würde! Er hatte mehr als hundert Verbindungsöffnungen zu dem Hauptrohr geschaffen. Der Fels bebte! Ein Schauer von Steinsplittern prasselte in das Fallrohr.
»Komm, Gondoran! Es ist Zeit«, rief Fahlyn weit über ihm. Ganz schwach hörte er das Echo eines einzelnen Hornsignals.
Der Holde griff nach dem Sicherungsseil und ruckte daran, sodass sie glauben musste, dass er mit dem Aufstieg begann. »Geh voraus zum Brunnenschacht! Ich werde gleich bei dir sein!«
Es tat ihm Leid, dass ihre Zusammenarbeit mit einer Lüge enden musste. Doch heute war der Tag, an dem das Stundenglas ablief. Die geborgte Zeit war verstrichen. Der Holde blies das Licht in der Laterne aus. Er war froh, dem Stacheltuch entronnen zu sein. Wenn man die Sache großzügig betrachtete, war es wenigstens sein Element, das ihn tötete. Das war angemessen für den Herrn der Wasser.
Er beugte sich vor. Die Kraft der Krone floss in seine Hände. Der Schwammfelsen unter seinen Füßen wurde weich. Er griff nach dem langen Stab, der neben ihm lehnte. Einige Herzschläge wartete er und lauschte. Dann hörte er es! Ein dreifaches Hornsignal. So war es mit Ollowain verabredet.
Gondoran stieß den Stab durch das weiche Gestein. Kochender Wasserdampf schlug ihm entgegen.
JENSEITS DER KINDHEIT
Ollowain tastete über seine verwundete Wange. Blut rann ihm den Hals hinab. Er wurde müde. Gestern noch hätte ihn dieser Schlag nicht gestreift. Er dachte an den riesigen Troll mit seiner mit Obsidiansplittern besetzten Keule. Fast hätte der Mistkerl ihm den Kopf von den Schultern gehauen! Er hatte sich gerade noch wegducken können.
Etwa zweihundert Schritt entfernt sammelten sich die Trolle im Schutz ihrer großen Holzschilde. Bei ihrem nächsten Angriff würden sie endgültig siegen. Ollowains Blick schweifte über sein letztes Aufgebot. Da waren Alfadas, Mag und zwei weitere Menschen; ein Kobold, dessen Namen er nicht kannte, stützte sich müde auf seine Armbrust. Neben ihm stand Silwyna. Sie hatte einen neuen Pfeil auf die Sehne gelegt und wartete, ob sich eine Lücke im Schildwall der Trolle zeigen würde. Auch ein Schwertkämpfer aus Landorans Leibwache war noch übrig. Zu wenige! Es machte
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