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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Schultern.
    »Es tut mir Leid.« Alfadas war an seine Seite getreten und drückte ihm den verdammten weißen Kieselstein in die Hand. »Du hast Recht, Lambi. Ich bin nicht mehr der richtige Anführer für euch. Bis jetzt war es gut, einen Herzog zu haben, der seine Männer in den Schlachten beschützt hat, wo immer es ging. Jetzt brauchen sie einen Mann, der sie gut zurück nach Hause bringt. Einen Mann wie dich.«
    Lambi wollte aufstehen, sackte aber sofort wieder zusammen. Er fühlte sich so übel, als hätte er eine ganze Nacht lang billigen Wein gesoffen. »Du kannst nicht… «
    Alfadas gab Ragnar ein Zeichen. »Fahr! Bring ihn zu Dalla, sie soll sich seinen Kopf einmal ansehen.« Mit einem Ruck setzte sich der Schlitten in Bewegung. Durch die Decken hindurch fühlte Lambi das kalte Gold der gestohlenen Tür.
    Alfadas stand mitten in der Hafenhalle. Er zog sein Schwert und grüßte ihn mit erhobener Klinge. »Lebe wohl, Herzog Lambi. Möge Luth dir einen langen Faden spinnen!«
    Ein helles Horn rief vom letzten Tor. Die Trolle kamen zurück. Alfadas drehte sich um und schloss sich der Schar der Verlorenen an.

WENIGSTENS WASSER

    Gondoran schwitzte wie ein Schwein. Der Holde strich die Wände des Tunnels glatt und fuhr sich mit fahriger Geste über die Stirn. Die schwere Krone schnitt ihm ins Fleisch.
    Obwohl der Herr der Wasser dicke Filzstiefel trug, hatte er das Gefühl, seine Fußsohlen stünden in Flammen. Er war viel zu nah! Die Luft war stickig hier unten, die kleine Laterne, die am Seil über ihm hing, spendete viel zu wenig Licht, und ein paar Fingerbreit unter ihm lauerte der Tod. Welchen besseren Platz hätte er sich aussuchen können, um gegen die Trolle zu kämpfen, dachte er grimmig. Jetzt würde er sogar lieber auf dem Rücken von Orimedes über die weiten Ebenen des Windlands galoppieren oder an einer der Sauforgien der Kentauren teilnehmen. Er hatte sich von Orimedes nicht einmal verabschieden können.
    Der Holde bückte sich in dem engen Rohr nach vorn. Fast senkrecht stieg es über ihm in den Felsen. Seine Finger tasteten über den heißen Boden. Eigentlich sollte der weiße Schwammstein die Hitze besser abschirmen. Er musste seinem Ziel schon sehr nahe sein, dachte der Holde. Vorsicht war geboten! Der Holde öffnete seinen Geist für die Kraft der Krone. Dann strich er ein wenig vom Schwammstein zur Seite. Der Boden bebte unter seinen Fingern. Irgendwo weit über ihm erklang ein knirschendes Geräusch im Fels. Staub und kleine Steinsplitter rieselten zu ihm herab. Seit dem Morgen wurde der Berg alle paar Atemzüge von sanften Stößen erschüttert.
    Er musste wahnsinnig sein, dachte Gondoran. Niemand kroch durch enge Wassertunnel mitten in einem Berg, wenn jeden Augenblick mit einem Erdstoß zu rechnen war. Aber er lebte ohnehin von geschenkter Zeit. Eigentlich hätte er die Berührung des Stacheltuchs nicht überleben dürfen. Er sollte bei seinen toten Kameraden in den Mangrovensümpfen bei Vahan Calyd liegen. Ein Fürst sollte sein Volk nicht verlassen! Aber dort zu bleiben hätte Verrat an seiner Königin bedeutet.
    Gondoran war davon überzeugt, dass er nur deshalb überlebt hatte, weil er noch etwas Bedeutendes vollbringen sollte. Und als er die Fontänen von Wasserdampf aus den hohen Pfeilern in der Himmelshalle hatte steigen sehen, da war ihm klar geworden, wo seine Aufgabe lag. Mit der Waffe in der Hand wäre er nur von geringem Wert im Kampf gegen die Trolle gewesen. Er war ein schlechter Armbrustschütze, und über die Steine seiner Schleuder hätten die Trolle nur gelacht. Dafür verstand er etwas von Wasser in all seinen Formen.
    »Beeil dich, Gondoran!« Die Stimme der jungen Elfe wurde in dem engen Wasserrohr vielfach gebrochen und klang hier unten schroff. Fahlyn hatte ihm geholfen, seit der Kriegsrat ihm gestattet hatte, sich um das Wassernetz im Berg zu kümmern.
    Es gehörte einiger Mut dazu, durch die engen Tunnel zu kriechen, während der Berg erzitterte. Die junge Elfe war außergewöhnlich tapfer. Gondoran hatte nicht verstanden, was Ollo-wain gegen Fahlyn hatte. Er duldete sie nicht unter den Verteidigern, obwohl sie zur Leibwache seines Vaters gehörte und gewiss eine gute Kriegerin war. Sie entstammte der uralten Sippe der Farangel.
    Der Holde erinnerte sich an seine Kindheit. An die wunderbaren Tage, die er mit seinem Onkel verbracht hatte. Der Alte hatte oft stundenlang erzählt, während sie in einem Nachen durch die friedliche Finsternis der Zisternen von Vahan

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