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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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leben, bis er den Beweis ihres Todes fand. Und selbst dann gab es Hoffnung. Eines Tages würde sie wiedergeboren werden. Er musste nur warten.
    Sein Weg führte ihn vorbei an erfrorenen Kobolden, den Stoßzähnen von Mammuts und verlorenen Schilden, die müde Krieger einfach im Schnee liegen gelassen hatten.
    »Ollowain…« Die Stimme war nur ein Wispern, verloren im Wind. Der Schwertmeister verharrte. Es war unmöglich zu sagen, von wo der leise Ruf erklungen war. Dann sah er die Bewegung. Ein zerrissener Umhang flatterte im Wind. Darunter lugte eine Hand hervor. Die vier Finger krümmten und streckten sich. Sie winkten! »Lyndwyn?«
    Er eilte zu der kauernden Gestalt. Sie hockte im Windschatten eines Trollschilds, auf dem mit Knochenmessern Seidenstreifen und eine blasse Maske aufgespießt waren.
    Die Gestalt hatte sich den Umhang eng um den Leib gezogen. Als er näher kam, hob sie die Hände vor ihr Gesicht, doch er erkannte das lange, schwarze Haar sofort.
    »Lyndwyn!« Erleichtert kniete er nieder. Sie hatte überlebt. Er konnte sein Glück gar nicht fassen! Alles würde wieder gut!
    »Ich habe sie nicht verraten, die Königin.« Die Stimme der Zauberweberin war kaum zu verstehen, so leise und stockend sprach sie.
    »Ich weiß«, sagte Ollowain. »Verzeih, dass ich dir nicht geglaubt habe.« Lyndwyns Körper erzitterte; er konnte es nicht sagen, ob unter einem Schluchzen oder einem verzweifelten Lachen.
    Er wollte sie zärtlich in die Arme nehmen, doch sie zuckte schon bei der leisesten Berührung zusammen. »Verzeih mir, ich kann nicht. Ich muss dich nun verlassen. Meine Kraft verfliegt… Das Netz des letzten Zaubers, den ich wob, zerreißt… Ich wuss-te, du würdest kommen. Einmal noch wollte ich in deine Augen sehen, mein wunderschöner weißer Ritter. Nun geh und rette unsere Königin. Mich hast du schon gerettet… « Silbernes Licht umfloss die zitternde Gestalt.
    »Bitte nicht! Geh nicht… Ich…«
    Ihre grünen Augen funkelten in dem unnatürlichen Licht. »Ich werde auf dich warten…« Ihre Stimme klang wie aus weiter Ferne. Dann war sie fort. Lyndwyn hatte ihren Weg ins Mondlicht gefunden. Ihr Schicksal in Albenmark hatte sich erfüllt.
    Im Schnee lag die zerrissene Decke. Ollowain hob sie auf und drückte sie an sich. Ganz zuletzt hatte er kurz Lyndwyns Antlitz gesehen. Er blickte zu dem Schild. Was er für eine Maske gehalten hatte, war verschwunden. Er erinnerte sich, was er vor langer Zeit im Streit zu der Arkadierin gesagt hatte. Du müsstest deine Haut abstreifen, damit ich dir vertraue.
    Der Schwertmeister vergrub sein Gesicht in der zerrissenen Decke.

DIE WÄLLE VON HONNIGSVALD

    »Das Holz ist so morsch, dass ich meinen Daumen hineindrücken könnte, wenn es nicht gefroren wäre. Du darfst nicht hier bleiben!«, sagte der Fährmann beschwörend. »Hinter diesen Wällen ist man nicht in Sicherheit.«
    Asla seufzte. Zwei schrecklich lange Tage auf dem Eis hatte der Gedanke an die Stadt mit den palisadengekrönten Erdwällen ihr die Kraft gegeben durchzuhalten. Und nun, da sie noch keinen halben Tag in Honnigsvald waren, war alle Hoffnung schon wieder dahin. Kodran, der Fährmann, war am späten Nachmittag zu Asla gekommen. Er hatte sich als ein Freund ihres Mannes ausgegeben, und er hatte ihr keine Ruhe gelassen, bis sie schließlich eingewilligt hatte, mit ihm hinauf auf die Verteidigungswälle zu steigen.
    Asla blickte zu Kalf. Sein Gesicht war noch immer mit Schorf bedeckt. Tausendmal hatte sie den Göttern gedankt, dass der Fischer seinen Sturz am Hartungskliff so gut überstanden hatte. Es war wie ein Wunder! Kalf zog sein Fischmesser aus dem Stiefel und kratzte am Holz. Er fluchte leise. »Kodran hat Recht. Bei ihrer Größe müssen die Trolle stark wie Bären sein. Diese morsche Palisade wird sie nicht aufhalten. Wir müssen weiter!«
    Wütend trat Asla gegen einen der Stämme. Sie hatte sich so sicher gefühlt in der großen Stadt! Wie zum Hohn trotzte ihr die Palisade. Ihr tat der Fuß weh. Sie war eben kein Troll.
    »Wir können nicht so weiterziehen«, sagte sie entmutigt. »Wir brauchen mehr Schlitten.« Sie blickte zu dem großen Fährmann auf. »Bring mich zu dem Kerl, der meinem Mann das Fuhrwerk aufgeschwatzt hat.«
    »Ich glaube nicht, dass er uns helfen wird«, wandte Kodran zögerlich ein. »Wir sollten besser gleich die Stadt verlassen, statt uns mit Sigvald aufzuhalten. Er ist ein übler Geschäftemacher.«
    »Dann werde ich eben Geschäfte mit ihm machen! Wir haben

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