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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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hoch. Kalf biss die Zähne zusammen. Er hatte es den Männern eingeschärft! Hundert Mal und öfter. Wegducken oder zur Seite springen. Zur Not sollten sie von der Brustwehr springen.
    Aber auf keinen Fall den Hieb eines Trolls parieren! Es waren ausgerechnet die Krieger, die sich immer wieder zu diesem Fehler hinreißen ließen. Ein Leben lang hatte man sie im Kampf mit der Axt oder dem Schwert und einem Schild gedrillt. Es war ihnen in Fleisch und Blut übergegangen, die Hiebe ihrer Gegner zu parieren. Die Keule des Trolls zerschmetterte den Schild, den Arm dahinter, den Helm und den Schädel. Das Blut spritzte bis zu Asla. Ihr Gesicht war schneeweiß. Kalf drängte sich an ihr vorbei, bevor sie eine Dummheit begehen konnte.
    Unten, am Fuß der Palisade, liefen Männer mit langen Spee-ren zusammen. Sie stachen nach der Bestie und versuchten den Troll von den Verteidigern abzulenken. Die vielen leichten Wunden, die sie ihm beibrachten, würden ihn schwächen. Von den Bogenschützen am Hang wagte es keiner zu schießen. Zu groß war die Gefahr, einen der Verteidiger auf dem Wehrgang zu treffen.
    Der Troll beugte sich vor. Er schwang seine Keule in weitem Bogen. Die Speere, die er traf, zerbrachen wie dürre Äste. Die Männer wurden von der Wucht des Hiebes durcheinander gewirbelt.
    Das Ungeheuer wollte sich gerade wieder aufrichten, als Kalf sprang. Mit den Füßen voran, traf er den Troll in die Seite. Der Kerl grunzte, riss die Arme hoch. Dann stürzte er vom Wehrgang.
    Schreiend liefen die Speerträger auseinander. Kalf fiel dicht neben dem Ungeheuer in den Schnee. Der Aufprall presste ihm die Luft aus den Lungen. Benommen blinzelnd sah er, wie sich der Troll hochstemmte. Ihn anzuspringen war wohl doch keine so gute Idee gewesen.
    Pfeile schlugen ringsherum in den Schnee. Einer verfehlte Kalf nur um Haaresbreite. Der Fischer fluchte und wünschte sich, er hätte mehr Jäger und Soldaten als Bauern unter den Bogenschützen. Das fehlte gerade noch. Aus Versehen erschossen werden!
    Die Keule des Trolls sauste nieder. Kalf rollte zur Seite. Ein Tritt traf ihn mit der Kraft eines auskeilenden Pferdes. Er wurde gegen die Palisade geschleudert. Sterne tanzten ihm vor den Augen. Und mitten zwischen den Sternen erkannte er die grinsende Grimasse des Trolls.
    Kalfs Linke bekam einen zersplitterten Speerschaft zu packen. Stell dir vor, er ist nur ein Fisch. Ein besonders großer, besonders hässlicher Fisch. Du kannst ihn töten. Du hast noch nie einen Fisch gesehen, den du nicht umbringen kannst. Mach es wie bei den großen Salmen, denen du deinen Fischhaken ins Auge rammst, um sie an Bord zu ziehen. Kalfs Gedanken überschlugen sich. Er konnte es schaffen, redete er sich ein. Dennoch zitterte seine Hand.
    Etwas Silbernes fuhr hinab, traf den Troll am Kopf und hinterließ eine blutige Schramme. Kalf sah Aslas Gesicht. Sie lag flach auf dem Wehrgang und versuchte den Troll mit ausgestrecktem Arm ein zweites Mal zu treffen. Die riesige Keule schnellte hoch.
    »Nein!«, schrie Kaff. Er stieß sich mit aller Kraft von der Palisade ab. Der Speer traf den Troll direkt unter dem Kinn in den Hals. Kalf konnte spüren, wie sich die eiserne Spitze durch zähes Fleisch grub. Es gab einen Ruck, als sie plötzlich leichter eindrang. Mit einem weiteren Ruck stieß sie gegen den Schädelknochen. Dem Troll fiel die Keule aus der Hand. Wie vom Blitz getroffen, kippte er nach hinten. Kalf wurde der Speerschaft aus den Händen gerissen. Jubelrufe erklangen auf dem Wehrgang und den Hängen. Doch der Fischer hatte keine Augen für die Männer, die ihn feierten. Er sah allein Asla. Der Troll hatte sie verfehlt. Den Göttern sei Dank!
    Er durfte sie nicht vor den Männern anstarren! Sie war die Frau des Herzogs. »Du hättest mit ihm reden sollen«, rief Kalf. »Deine Zunge ist mörderischer als dein Schwert.«
    Asla lächelte. »Ich weiß. Aber bei Kerlen, die zu dumm sind, mich zu verstehen, hilft sie leider nicht. Im Übrigen finde ich, dass du lange genug im Schnee auf der faulen Haut gelegen hast. Komm herauf, wir haben diese Mauer zu verteidigen.«
    Die Männer lachten. Es war diese nassforsche Art Aslas, die sie vergessen ließ, dass dieser Kampf nicht zu gewinnen war. Es war wichtig, dass sie dort oben stand. Keiner, ganz gleich ob Krieger oder Bauer, würde davonlaufen, solange eine Frau auf dem Wall ausharrte und über die Trolle spottete. Sie war das Band, das sie zusammenhielt. Es war richtig, dass sie hier war, und dennoch hatte

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