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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Kalf eine Todesangst um sie. Alles könnte er ertragen, nur nicht, sie sterben zu sehen.
    Der Fischer erhob sich und streckte seine schmerzenden Glieder. Voller Sorge betrachtete er die Stämme der Palisade. Sie würden den Angriffen der Trolle nicht mehr lange Stand halten. Es war an der Zeit, sich auf den zweiten Wall weiter oben im Tal zurückzuziehen, auch wenn die Verteidigungsanlagen dort noch nicht ganz fertig gestellt waren.
    Kalf sah sich nach einem seiner Hauptleute um, die in die Pläne eingeweiht waren. Ein Stück entfernt hockte Sigvald im Schnee. Mit schmerzverzerrtem Gesicht stemmte er sich eine Hand in die Hüften. Er ging zu dem Wagenbauer hinüber. »Soll ich dich zum Dorf bringen lassen?«
    »Es geht schon«, murrte Sigvald. Dann lächelte er schief. »Man muss schon ziemlich dämlich sein, um sich auf einen Faustkampf mit einem Troll einzulassen.«
    »Ich hatte eher den Eindruck, dass du gern herausfinden wolltest, wie es so ist, als Vogel durch die Luft zu fliegen.«
    Sigvald stemmte sich auf die Beine. »Das Fliegen war ganz in Ordnung. Nur das Landen muss ich wohl noch ein wenig üben.«
    »Erstaunlich, wie hier noch alle zu Scherzen aufgelegt sind.« Sigvald zwinkerte ihm zu. »Wenn es keiner mitbekommt, heule ich mich in den Schlaf. Aber lassen wir das. Was willst du von mir?«
    »Wir müssen die Palisade aufgeben.« Kalf deutete hinüber zum Mittelstück des Holzwalls. Einige der Stämme waren schon der Länge nach gerissen. Bald würden sie ganz zersplittern, und wenn die Trolle erst einmal durchbrachen, wäre jeder geordnete Rückzug auf die nächste Verteidigungsstellung unmöglich. Sie würden einfach überrannt werden.
    Das Lächeln war aus Sigvalds Gesicht verschwunden. »So schnell schon. Ich hatte gehofft, wir würden hier noch ein wenig länger aushalten.«
    Kalf zuckte mit den Schultern. »Luth hat seine eigenen Pläne mit uns. Ich verlasse mich auf dich, Sigvald. Sieh zu, dass unsere Reserve zwanzig Schritt hinter der Palisade bereitsteht. Wenn wir zurückgehen, könnten sie durchbrechen.« Der Fischer wandte sich ab, las eine der langen Stangenäxte aus dem Schnee auf und stieg wieder zum Wehrgang hinauf.
    Die Trolle hatten sich ein Stück weit vom Wall zurückgezogen und formierten sich neu. Ihre Anführer schienen genau zu wissen, wie kurz sie davorstanden durchzubrechen. Kalf musterte die riesigen Krieger. Sie wirkten ungeschlacht. Ihre Arme schienen zu lang im Verhältnis zum Oberkörper, die grauen Gesichter wirkten nur halb fertig. Dicke, aufgequollene Nasen. Breite Wülste über den Augenbrauen. Kahle Schädel. Sie sahen aus wie aus Lehm geformt, aber nicht vollendet. Ein Entwurf, bei dem der Künstler keine feinen Linien ausgearbeitet hatte. Mit der fliehenden Stirn und den breiten Mündern erinnerten sie sogar ein klein wenig an Fische. Und doch waren sie ganz anders, als er sich Trolle immer vorgestellt hatte. Stark wie Bären, blutrünstige Menschenfresser, all das passte in sein Bild. Aber sie waren nicht dumm. Sie wussten, wie man Krieg führte. Vielleicht wussten ihre Anführer das sogar besser als er. Die lächerlichen Holzpalisaden würden sie nicht lange aufhalten, zumal jede Verteidigungslinie nach hinten schwächer wurde.
    Wie viel Zeit ihnen wohl noch blieb, bis die letzte Linie fiel? Er erschauderte bei dem Gedanken, was dann geschehen würde. Die weiße Flut… So würden sie Frauen und Kindern noch einen weiteren Tag verschaffen. Asla trat an seine Seite. Sie legte ihm zärtlich die Hand auf den Arm.
    »Tu das nie wieder«, sagte sie leise. »Mein Herz hat einen Augenblick aufgehört zu schlagen, als ich gesehen habe, wie du vom Wehrgang gestürzt bist.«
    Kalf wich ihrem Blick aus. Ihre Berührung ließ ihn wohlig erschaudern. Man durfte ihm das nicht ansehen! Niemand hier durfte wissen, was er für die Frau des Herzogs empfand.
    »Wie wäre ein Leben an deiner Seite gewesen, Kalf?«, fragte sie sanft.
    »Sprich nicht so!«, zischte er. »Man könnte dich hören.« Die nächsten Männer hielten zwar ein paar Schritt Abstand zu ihnen, aber trotzdem hatte er Sorge.
    »Alfadas wird nicht mehr aus Albenmark zurückkehren… «
    »Aber er hat doch gesagt… «
    Sie schüttelte den Kopf. »Schöne Lügen. Ich kenne ihn zu gut. Die Art, wie er sich verabschiedet hat… Er ist in der Gewissheit ausgezogen, in Albenmark zu sterben. Er hat sich so sehr bemüht, seine Angst vor mir zu verstecken, dass sie nicht zu übersehen war - auch wenn ich es versucht habe. Geh

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