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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Meinung nach auf die Idee kommen, seine Tochter in ihrem besten Kleid mit hinunter zum Kiesstrand zu nehmen. Al-fadas legte das Kleid zurück und verschloss dann sorgsam den Truhendeckel. Ein letztes Mal sah er sich um, dann verließ er die Ruine, in der nur mehr der Wind und Erinnerungen hausten. Er stieg an der Rückseite des Hügels hinab und ging zu dem Gräberfeld. Dort sah er all die neuen Steine, und die Angst, die sich für kurze Zeit in einen verborgenen Winkel seiner Seele zurückgezogen hatte, sprang ihn erneut an.
    In fliegender Eile hastete er von Stein zu Stein und wischte den Schnee zur Seite. Die meisten der neuen Steine trugen kein Zeichen. Auf einem fand er einen Tierkopf. Er war nur grob und ohne großes Geschick in den Stein geritzt. Es sollte wohl ein Hund oder Wolf sein. Lag hier Ole?
    Auf dem letzten Stein fand er eine Spinne. Sie war mit großer Sorgfalt gemeißelt worden. Das Wappentier des Schicksalswebers. Die Wächterinnen der Fäden. Stöcke mit bunten Stoffbändern waren rings um das Grab in die Erde gesteckt.
    Traurig kauerte sich Alfadas neben den schneebedeckten Hügel. »Gundar, alter Freund. Haben die Festtafeln Firnstayns nicht mehr genügt, deinen Hunger zu bändigen?« Er riss sich einen Streifen Stoff vom Umhang und knotete ihn an einen der Stecken. »Ich werde es vermissen, mich mit dir über deine Götter zu streiten. Vielleicht hättest du mich ja doch noch als einen Gläubigen gewinnen können.«
    Leise murmelte er ein Gebet und wünschte dem Priester eine gute Reise durch die Finsternis. Dann erhob er sich und blickte über die frischen Grabhügel. Lagen auch Asla und die Kinder hier? Nein, bestimmt nicht! Zumindest in Aslas Grabstein hätte man gewiss ein Zeichen geschnitten. Vielleicht eine Ähre in Erinnerung an ihr weizenblondes Haar. Oder eine Eiche als Zeichen für ihre ruhige Kraft. Sie wäre niemals einfach nur unter einem Feldstein begraben worden! Es sei denn… Vielleicht hatte die Not den Überlebenden keine Zeit mehr gelassen!
    »Dort wirst du sie nicht finden«, sagte eine leise Stimme.
    Alfadas drehte sich überrascht um. Er blinzelte in die Dunkelheit. Nur undeutlich konnte er Silwyna erkennen. In ihrer weißen Jagdkleidung verschwamm sie fast mit der Schneelandschaft. »Ich habe Spuren gefunden. Der Schnee hatte sie zugedeckt. Kufen haben tiefe Kerben in das Eis geschnitten. Dort sind auch Dellen von großen, beschlagenen Hufen. Sie ist mit der Kutsche geflohen.« Silwyna deutete über den Fjord hinaus nach Süden. »Sie sind in Richtung Honnigsvald gezogen.«
    »Wer hat das Dorf verwüstet?«
    Statt zu antworten, warf die Elfe ihm etwas Dunkles vor die Füße. Alfadas kniete nieder. Vor ihm im Schnee lag ein Stück grob behauener Feuerstein. »Trolle?«
    »Ja. Es ist ein Stück von einem Axtblatt. Ich habe es in einem Balken gefunden.«
    »Wann waren sie hier?«
    Silwyna zuckte mit den Schultern. »Schwer zu sagen. Der Schnee hat alle Spuren verdeckt. Es ist länger als eine Woche her, aber weniger als einen Mond. Ich kann dir auch nicht sagen, wie viele es waren. Aber gewiss ist hier nicht nur ein Jagdtrupp durchgezogen.«
    Alfadas blickte über das Ruinenfeld. »Warum?«
    »Die Königin. Sie müssen erfahren haben, dass Emerelle hier ist. Wahrscheinlich von einem deiner Männer, die sie in Phylan-gan gefangen haben. Wir hätten früher daran denken sollen«, fügte sie leise hinzu.
    Der Herzog nickte. Emerelle. Das war die einzige Erklärung. Der Krieg war also ins Fjordland gekommen. Er blickte hinauf zum Hartungskliff. Eine feurige Schlange wand sich den verschneiten Hang hinab. Seine Männer hatten Fackeln angezündet. Zwei, vielleicht drei Stunden, dann mussten sie hier sein. Eine kurze Rast, dann würde er sie weiter den Fjord hinabführen. Honnigsvald mit seinen Erdwällen und Holzpalisaden würde sich nicht lange gegen die Trolle halten können. Ein paar Tage, vielleicht eine Woche… »Du bist sicher, dass der Überfall länger als eine Woche her ist?«
    »Ja«, entgegnete die Elfe knapp.
    Alfadas blickte wieder auf das Eis hinaus. Wenn er seinen Männern entgegenging und sie dicht unter dem Hartungskliff vorbei nach Süden führte, würden sie mindestens eine Wegstunde nach Honnigsvald einsparen. Das war lächerlich wenig, wenn es darauf ankam, einen Vorsprung von über einer Woche aufzuholen, aber vielleicht war es zuletzt gerade diese eine Stunde, auf die es ankam.
    »Was hast du vor?«, fragte Silwyna. Sie hielt leichtfüßig mit ihm

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