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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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zischte sie. »Wenn du mich umarmen willst, dann sei heute Nacht in meiner Hütte. Ich warte auf dich!« Sie machte sich los.
    Hundert Augenpaare ruhten auf ihnen. Plötzlich schrie ein einzelner Mann: »Es lebe die Herzogin!« Immer mehr schlossen sich dem Ruf an. Die erschöpften Kämpfer kamen herbeigeeilt, um ihr auf die Schultern zu klopfen. Sie wurde hochgehoben. Und immer lauter erschallte der Ruf: »Es lebe die Herzogin!«
    Kalf hatte einen Kloß im Hals. Er sah ihr nach, wie sie davongetragen wurde. In ungezählten Nächten hatte er davon geträumt, bei ihr zu liegen. Doch jetzt hatte er Angst davor.

SCHLITTENKUFEN

    Alfadas hatte seinen Männern befohlen, außerhalb von Hon-nigsvald zu lagern. Sie hatten den Marsch von Firnstayn hierher in weniger als anderthalb Tagen geschafft. Fast die Hälfte seiner Krieger kam aus der kleinen Stadt oder der näheren Umgebung. Die Angst hatte sie vorangetrieben. Trotz des dichten Schneefalls und der mörderischen Kälte waren sie marschiert. Ohne die Amulette der Elfen empfanden sie den Winter nun umso bitterer, doch die Angst hatte ihnen Flügel verliehen.
    Alfadas stand am Ufer, dort, wo einmal Sigvalds Werkstatt gelegen haben musste. Ganz sicher war er sich nicht. Die kleine Stadt hatte ihr Gesicht verloren. Nichts, was ihm vertraut gewesen war, stand noch. Kein einziges der hölzernen Häuser hatte die Feuersbrunst überstanden.
    Ein flaches Eisenstück ragte vor ihm auf. Der Herzog bückte sich, schob Schnee und halb verkohltes Holz zur Seite. Wieder nur ein Fassreifen. Alfadas atmete tief aus. Dann richtete er sich auf, suchte nach Orientierung. Was hatte er am anderen Ufer gesehen, als er bei Sigvald gewesen war? Wie konnte er den Platz wieder finden, an dem der lange Schuppen gestanden hatte? War es hier? Oder doch noch ein Stück das Ufer hinauf? Zwei Stunden lang suchte er. Doch er fand keine Spuren. Hier unten am Hafen schienen keine Fuhrwerke und Schlitten mehr gestanden zu haben. Sie hatten die Stadt verlassen! Und nirgendwo anders fanden sich die Überreste einer verbrannten Kutsche. Asla war hier gewesen, dessen war sich Alfadas ganz sicher. Honnigsvald war die nächstgelegene Stadt. Hierher würde man fliehen, wenn Feinde aus den Bergen im Norden kamen. Aber Asla war nicht mehr hier gewesen, als Honnigs-vald brannte. Ganz sicher nicht!
    Der Herzog ging den Stadthügel hinauf. Er suchte nach anderen Spuren. Obwohl Honnigsvald keine große Siedlung war, fiel es Alfadas schwer, sich zu orientieren. Die breite Straße, die vom Hafen hinauf zur Festhalle geführt hatte, ließ sich nur noch erahnen. All die engen Gassen waren gänzlich verschwunden. Begraben unter verkohlten Dachbalken, eingestürzten Häuserwänden und zersplitterten Schieferschindeln. Und über all dies hatte der Winter sein weißes Leichentuch gezogen.
    Jedes Mal, wenn er ein flaches, verbogenes Stück Eisen zwischen den verkohlten Trümmern aufragen sah, packte ihn die Angst. Einmal hatte ihn ein Sensenblatt genarrt. Als er die schweren Balken ringsherum weggeräumt hatte und sicher gewesen war, dass hier kein Schlitten gestanden hatte, hatte er nicht verstanden, wie er in der Sense eine Schlittenkufe hatte sehen können. Es war die Angst…
    So wie er, irrten noch dutzende andere Männer durch die Stadt. Männer, die alle Schrecken des Trollkriegs in Albenmark ertragen hatten, brachen zusammen, wenn sie die verkohlten Reste ihrer Hütten fanden. Mag, der bei der Beerdigung seines Bruders Torad keine Träne vergossen hatte, lief blass und verstört durch das Ruinenfeld und rief nach Kodran.
    Alfadas biss sich auf die Lippen, bis der metallische Geschmack von Blut seinen Mund füllte. Er durfte sich nicht gehen lassen! Er musste diese Männer führen. Sie brauchten ihn jetzt mehr als je zuvor. Morgen, noch vor Sonnenaufgang, würden sie weitermarschieren. Sie würden diese mordenden Bestien verfolgen, bis der letzte Troll tot war, der hierher gekommen war, um Frauen und Kinder zu morden und zu… Seine Gedanken setzten aus. Er durfte sich das nicht vorstellen! Es würde ihn zerstören! Asla lebte! Sie war klug. Bestimmt hatte sie nicht gewartet, bis die Trolle nach Honnigsvald kamen. Sie war weiter den Fjord entlang geflohen.
    Alfadas hatte nicht einmal die Hälfte der niedergebrannten Stadt durchstreift. Aber hier gab es kein großes Fuhrwerk! Er wollte nicht, dass sie hier gewesen waren. Es konnte nicht sein. Es durfte nicht sein!
    Tränen traten ihm in die Augen. Er ging hinunter zum

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