Elfenwinter
aber den Mund. Eines Tages werde ich dich ausquetschen!
Dumgar wandte sich an Birga. Die Schamanin saß etwas abseits des Feuers. Mit einem dürren Zweig malte sie ein verschlungenes Muster in den Schnee.
»Bist du dir ganz sicher, dass Emerelle dort oben in dem Dorf der Menschlinge ist?«
Die Schamanin hielt inne. Die Lederhaut, die sie vor ihr Gesicht gespannt hatte, glitt ein wenig zur Seite, als sie ruckartig den Kopf hob. Es war zu kurz, um in der Dunkelheit etwas von ihrem Gesicht erkennen zu können. »Glaub mir, Dumgar, wen ich befrage, der ist froh, mir so schnell wie möglich all seine Geheimnisse anvertrauen zu dürfen. Emerelle steckt dort oben in dem Bergdorf!«
Der Herzog vom Mordstein leckte sich nervös über die Lippen. »Ich wollte dein Wissen nicht infrage stellen. Es wäre nur… Wie lange wird es noch dauern, bis wir das Dorf erobern?«
»Ich kann nicht in die Zukunft sehen«, entgegnete sie gereizt. »Es ist dieses verfluchte goldhaarige Weib, das sie immer wieder aufstachelt. Ich habe sie lange beobachtet. Sie trägt ein Kind. Die Gefangenen sagen, sie sei das Weib des Elfenjarls. Sie müssen wir töten! Dann werden wir siegen. Wie schnell das gelingt, das hängt ganz davon ab, wer bei den nächsten Angriffen den Befehl führt.« Sie sah zu Orgrim. »Ich bin sicher, du würdest anders vorgehen, als wir es bisher getan haben. Oder irre ich mich?«
Orgrim wusste, dass er sich nicht gegen Dumgar stellen konnte. Er würde am einfachsten sein Ziel erreichen, wenn er dem Herzog vom Mordstein schmeichelte. »Ich finde, dass Dumgar den richtigen Weg eingeschlagen hat. Aber wir sollten mehr Kraft einsetzen. Unsere Rammböcke sind zu schwach. Das liegt an der Eile, mit der wir angegriffen haben. Wir sollten die Menschen einen Tag lang in Frieden lassen. Selbst wenn wir nicht angreifen, werden sie uns so sehr fürchten, dass sie nicht zur Ruhe kommen. Wir nutzen die Zeit, um eine große Eiche zu suchen. Einen wahrhaft gewaltigen Baum! Und daraus fertigen wir einen Rammbock, wie nur Trolle ihn heben können. Die nächste Palisade der Menschenkinder werden wir in einem einzigen Sturmlauf nehmen.«
»Ja, genau daran hatte ich auch schon gedacht«, behauptete Dumgar. »Du hast es nur schneller ausgesprochen, Orgrim. Ich erlaube dir, meinen Einfall auszuführen. Aber beeile dich! Du weißt, dass wir nur noch für ein paar Tage zu essen haben. Wir müssen das Dorf erstürmen, um wieder an Fleisch zu kommen!«
»Natürlich.« Orgrim erhob sich. »Ich werde mich sofort um alles Notwendige kümmern.« Erleichtert, das Feuer des Herzogs vom Mordstein verlassen zu können, zog er sich zurück. Brud folgte ihm.
»Willst du ihm demnächst auch noch die Füße küssen?«, fragte der Kundschafter leise. »Schneid ihm den Bauch auf und erdrossle ihn mit seinen Eingeweiden. Diese jämmerliche Made hat es nicht verdient, hier das Kommando zu führen!«
»Lass ihn nur machen. Ich bin zuversichtlich, dass er einen Weg finden wird, sich selbst ins Verderben zu reiten.«
»Und wie viele gute Krieger wird er dabei mitnehmen? Das kann dir doch nicht gleichgültig sein.«
»Hast du schon von Boltans neuem Gericht gekostet? In Lehm gebackenes Fleisch - köstlich, sage ich dir. Komm an mein Feuer und sei mein Gast.«
»Du schuldest mir eine Antwort«, beharrte der Kundschafter. »Er hat nicht auf dich gehört, als du ihm geraten hast, die gefangenen Menschlinge zurück in ihre großen Hütten zu schicken, damit sie sich warme Pelze holen. Und was ist geschehen? Sie sind auf dem Eis jämmerlich zu Grunde gegangen, und wir haben fast keine Vorräte mehr. Was muss er noch tun, damit du uns von ihm erlöst? Wenn dir der Mut dazu fehlt, dann gehe ich hin und schneide ihm die Kehle durch.«
»Dann kannst du auch gleich mich ermorden. Wenn Dumgar etwas geschieht und es nur die geringste Möglichkeit gibt, mich für sein Ableben zur Verantwortung zu ziehen, dann wird Branbart mich hinrichten lassen. Versteh doch, ich kann nichts gegen diesen Narren unternehmen. Der König wartet nur darauf! Deshalb hat er uns diesen Trottel als Befehlshaber ausgesucht. Branbart war sich sicher, dass ich die Unsinnsbefehle von Dumgar nicht lange ertragen könnte. Wenn ich aber etwas gegen Dumgar unternehme, liefere ich mich der Willkür des Königs aus.«
»Ich hasse die Machtspiele von euch Fürsten!«, fluchte Brud.
»Sobald das hier vorbei ist, gehe ich in die Wälder, und man wird mich für lange, lange Zeit nicht mehr zu sehen bekommen.
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