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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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tiefen Frieden. Er zog die Waffe aus dem Schädel des toten Trolls und warf sie zur Seite. Der Fischer drehte sich nicht um. Seit er Asla gestern Nacht verabschiedet hatte, wusste er, dass er sterben würde. Die Herzogin hatte immer Recht behalten, wenn sie zur Flucht mahnte. So war es in Firn-stayn gewesen und auch in Honnigsvald. Warum hätte sie sich jetzt irren sollen? Obwohl er das wusste, hatte er ihr widersprochen und war geblieben. Jemand hatte bleiben müssen, damit die anderen sich retten konnten.
    Kalf breitete seine Arme aus. Der kalte Atem des Todes umschloss ihn. Die Luft war erfüllt von feinen Eiskristallen. Er atmete tief ein. Dann traf ihn der Schlag. Der weiße Strom umschloss ihn, riss ihn mit sich. Kalf ruderte mit den Armen. Er war eingeschlossen in dumpfes Dröhnen. Dann wurde es finster. Immer noch kämpfte er gegen die Macht an, die ihn mit sich riss. Etwas traf ihn hart an der Schulter. Er wurde herumgewirbelt. Stechender Schmerz durchbohrte seinen Kopf. Dann war es plötzlich still. Der Fischer lag zusammengerollt, wie ein schlafendes Kind. Die Kälte hielt ihn in engem Gewand gefangen. Noch immer dröhnte das Donnergrollen der Lawine in seinen Ohren.
    Kalf streckte sich, doch der Schnee hielt ihn fest. Die Kälte fraß sich in seine Glieder. Er stemmte sich mit den Füßen gegen den Boden. Knirschend gruben sich seine Stiefel in den festgebackenen Schnee. Seine Schultermuskeln spannten sich, aber sein Gefängnis gab nicht nach. Dann wurde ihm klar, dass er gar nicht wissen konnte, in welcher Richtung oben oder unten lag. Mitgerissen von der Lawine, hatte er sich immer wieder überschlagen. In der Dunkelheit seines Eisgefängnisses konnte er sich nicht orientieren. Er drückte an verschiedenen Stellen gegen die Schneewand und erweiterte den Hohlraum, in dem er gefangen saß ein wenig. Das Dröhnen in seinen Ohren hatte nachgelassen. Er hörte jetzt deutlich seinen keuchenden Atem. Der Fischer tastete sich ab. Alle Knochen taten ihm weh. Doch nichts schien gebrochen zu sein, und Kälte dämpfte den Schmerz. Sein Schwertgurt war verloren, aber er hatte noch das Fischmesser, das in seinem Stiefel steckte. Vorsichtig stocherte er mit der Klinge in der Decke seiner Höhle herum. Mit beiden Händen schob er die Schneebrocken zur Seite, die sich lösten. Er würde sich in die Freiheit graben!
    Ein Geräusch ließ ihn innehalten. Der Schnee knarzte. Jemand ging unter ihm hinweg! Kalf lachte stumm. Nicht unter ihm! Er hatte in die falsche Richtung gegraben. Mit neuer Kraft arbeitete er sich voran.
    Bald war der Schnee weniger dicht. Er konnte ihn jetzt mit den Händen auseinander schieben. Endlich sah er ein Stück grauen Winterhimmel. Vorsichtig, Zoll um Zoll, schob sich der Fischer aus seinem kalten Gefängnis. Die Lawine hatte ihn einige hundert Schritt mit sich gerissen. Ein Stück links von ihm lag eine große Kleidertruhe. Tiefer am Hang sah er Trolle, die mit Speerschäften in den Schnee stießen und nach Verschütteten suchten. Vorsichtig kroch Kalf ins Freie. Seine Kleider waren von Schnee verkrustet, sein Haar voller Eis. Ganz langsam robbte er den Hang hinauf. Etwas mehr als hundert Schritt entfernt lag ein dunkler Tannenwald, der von der Lawine verschont geblieben war.
    Jetzt entdeckte Kalf auch über sich am Hang einige Trolle. Einer von ihnen musste über sein eisiges Gefängnis hinweggeschritten sein und hatte ihm so den Weg in die Freiheit gewiesen. Die kleine Gruppe blieb stehen und machte dann wieder kehrt.
    Kalf drückte sein Gesicht in den Schnee und blieb still liegen. Er wagte kaum zu atmen. Wieder hörte er das Knarzen der Schritte. Langsam kamen sie näher. Sie blieben stehen! Deutlich waren ihre Stimmen zu hören. Sie schienen zu streiten. Endlich entfernten sich die schweren Schritte der Trolle.
    Kalf wartete noch einen Augenblick, dann stemmte er sich hoch und rannte auf den Wald zu. Immer wieder strauchelte er. Erst als er zwischen den Bäumen angelangte, wagte er es zurückzublicken. Niemand folgte ihm. Hatten sie ihn nicht bemerkt, oder war es ihnen einfach egal, ob ein einzelner Mensch entkam?
    Seine Schulter schmerzte, und sein Kopf fühlte sich an, als sei ein Kutschpferd darauf herumgetrampelt. Erschöpft stieg er den Waldhang hinauf. Dann hielt er sich in der Nähe des Rentierpfades. Er fürchtete, auf dem Weg Trollen zu begegnen, deshalb blieb er in der Deckung der Bäume.
    Den ganzen Tag kämpfte er sich voran. Die Sonne war fast schon hinter den Wipfeln

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