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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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»Du bist doch sicher hunderte Jahre alt, Elflein. Und trotzdem ist dein Gesicht so glatt und makellos, wie es die Titten einer Jungfrau sind, der zum ersten Mal das Blut fließt. Darum habe ich euch Elflein schon immer beneidet.«
    Orgrim ließ Skanga nicht aus den Augen, während er die dicken, schwarzen Kerzen aufstellte. Was sollte dieses Getue mit den Elfen? Plötzlich drückte die Schamanin einen Finger seitlich in Shahondins Auge, sodass der Augapfel heraussprang. An einem dünnen Fädchen hing das Auge über der Wange des Elfen. Der Fürst bäumte sich in seinen Fesseln auf. Sein Knebel erstickte seinen Schrei zu einem dumpfen Gurgeln.
    Skanga schloss die Hand um das Auge auf der Wange. »Ich liebe es, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Ich muss dich doch von Vahelmin unterscheiden können.« Mit einem Ruck zerriss sie den dünnen Faden, an dem der Augapfel hing, und schob ihn sich in den Mund. Genüsslich kauend wandte sie sich zu Orgrim um.
    »Du hast genug Kerzen aufgestellt. Geh nun in den anderen Kreis und bewege dich nicht dort hinaus, bevor ich es dir erlaube.«
    Skanga legte die Linke auf ihr Herz und schnippte mit den Fingern. Augenblicklich flammten alle Kerzen auf. Sie verbreiteten einen schweren, ranzigen Geruch.
    Orgrim tat, wie ihm geheißen. Der rote Kreis war eng. Was hatte sie mit ihm vor? Warum musste er hier allein stehen? Und warum grinste ihn dieser Manuk so an? Wusste der Bootsführer, was geschehen würde? Er stand nun zusammen mit Skanga neben dem großen, weißen Kreis. Die Schamanin hatte ihm vertraulich die Hand auf die Schulter gelegt.
    Orgrim roch, dass er den säuerlichen Geruch der Angst verströmte. Er war kein Feigling! Aber er kämpfte am besten, wenn er seinen Feind klar vor Augen hatte. Das hier war ihm unheimlich.
    Skanga begann leise zu singen. Die dunklen Adern tief im Fels tanzten im Rhythmus ihres Liedes. Der Boden schien leicht zu vibrieren. Nahe dem weißen Kreis stieg ein Bogen aus goldenem Licht aus dem Fels. Er umschloss einen Durchgang in die Finsternis.
    Das Nichts!
    Wer es einmal gesehen hatte, würde es immer wieder erkennen. Selbst die Finsternis einer bewölkten, mondlosen Nacht konnte man nicht damit vergleichen. Das Nichts war dichter… Und man ahnte, dass kein Licht jemals jenseits des goldenen Pfades scheinen würde. Skangas Lied hatte sich verändert. Ihre Stimme formte keine Worte mehr. Sie war zu einem tiefen, kehligen Knurren geworden. Gleichzeitig ging mit Manuk eine seltsame Veränderung vor sich. Seine Haut schrumpelte und wurde faltig. Er hatte die Augen weit aufgerissen. Aus seinem Mund troff ein Faden aus klebrigem, goldenem Licht. Sich windend wie ein Wurm, tanzte der Faden zu Skangas Gesang. Schwerelos hielt er sich in der Luft und verschwand durch das Portal, das die Schamanin geöffnet hatte.
    Ein hechelnder Laut antwortete aus dem Nichts. Etwas schob sich durch die goldene Pforte. Gebückt, heimtückisch lauernd. Ein lebendig gewordener Schatten. Es wurde kühler in der Höhle. Der goldene Faden schien den Schatten durch das Tor gezogen zu haben… Nein. Orgrim erkannte seinen Irrtum. Es war anders. Dieses Schattenwesen verschlang das Licht.
    Noch eine zweite Kreatur trat aus der Finsternis. Die beiden begannen einen stummen Kampf um das Licht.
    Maruk war kleiner geworden. Seine Haut spannte sich jetzt straff wie bei einem Greis über den Schädel. Deutlich zeichneten sich all seine Knochen ab. Er sah aus, als habe Skanga alles Fleisch aus seinem Leib geschmolzen. Seine Augen waren milchig weiß. Er war blind und musste nicht mehr mit ansehen, was sich an seiner Lebenskraft labte.
    Der goldene Faden riss ab. Maruk kippte vornüber. Gierig verschlangen die Schattengestalten den Rest des Lichts. Dann strichen sie leise knurrend durch die Höhle. Sie erinnerten an große Hunde, nur dass sie keine Schwänze hatten. Ihre Form schien veränderlich. Sie schnupperten an den Kleidern und dem Schmuck, der auf dem Höhlenboden verteilt lag.
    »Dies gehört Emerelle, der Königin der Elfen«, sagte Skanga leise. »In ihr brennt ein starkes Licht. Ich möchte, dass ihr sie für mich findet. Ihr werdet es spüren, wenn sie zurückkehrt. Immer wenn eine Zauberweberin mit einem Albenstein das Netz betritt, gibt es eine Erschütterung.«
    Orgrim hatte das Gefühl, dass diese Schattenwesen die Scha-manin verstanden. Sie hielten inne, und auch wenn sie keine sichtbaren Augen oder Ohren hatten, schienen sie ihre Sinne auf den weißen Kreis zu

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