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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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etwas. Es kam vom Fluss her. Leise. Der Wind verzerrte es. Ein Horn. Tief und feierlich erklang sein Rufen. Ein Schauder überlief Alfadas. Es gab keine Götter! Das konnte nicht sein!
    Horsa streckte beide Arme weit ausgebreitet der Decke entgegen. »Wir hören dich, Norgrimm! Wir folgen deinem Ruf!«
    »Wir folgen deinem Ruf!«, erklang es hundertfach in der Festhalle. Keiner saß mehr auf seinem Platz. Die Männer hatten Schwerter und Äxte ergriffen und schwenkten sie mit ausgestreckten Armen über den Köpfen. Auch die Ehrengäste rings um Horsa hatten sich erhoben. Alfadas gehörte zu den Letzten, die aufstanden. Er konnte nicht fassen, was hier geschah.
    »Als die Elfen uns halfen, war ich noch ein junger Mann, mit einem Bärtchen zart wie Katzenfell. Aber ein Fjordländer vergisst keine Schuld!« Er hob erneut den Kopf, und es schien, als könne er durch die rußschwarzen Deckenbalken bis hinauf zum Sternenhimmel blicken. »Ich habe dich gehört, Norgrimm. Und von dieser Stunde an stehen die Männer des Fjordlands an der Seite der Elfen. Wer mit unseren Freunden im Kriege liegt, der muss auch unsere Klingen fürchten!« Nun zog Horsa sein Schwert und reckte es in die Höhe. »Norgrimm, wir hören dich!«, rief der alte König aus Leibeskräften. »Und wir folgen deinem Ruf, dich zu ehren, uns zum Ruhme!«
    Horsa wandte sich abrupt um und blickte auf Alfadas. »Jarl von Firnstayn. Du bist der Mann, der unser Königreich stark gemacht hat. Wann immer ich dich rief, kamst du, mein Schwert zu sein. Ich entkleide dich des Jarltums! Sei von Stund an wieder mein Herzog, mein Heerführer, der Erste unter meinen Kriegern! Führe meine Männer nach Albenmark und raste nicht, bis auch der letzte Feind erschlagen ist. Erst wenn die Schwerter wieder Frieden haben, sei die Stunde gekommen, in der du aufs Neue ein Jarl sein kannst. Dann wollen wir uns hier wieder versammeln, um im Glanze dieser Halle deinen Sieg zu feiern.« Der König trat vor und küsste Alfadas auf die Stirn. Damit war seine Ernennung zum Herzog besiegelt.
    Alfadas war wie gelähmt. Was hier geschah, war der blanke Wahnsinn! Aber er konnte dem König vor all den Gästen nicht ins Wort fallen. So wartete er, bis Horsa sein Methorn nahm und trank. Alfadas trat dicht an seinen Herrscher heran und flüsterte ihm ins Ohr: »Mein König, wir können nicht gegen die Feinde Emerelles kämpfen. Es sind Trolle. Jeder Einzelne von ihnen ist so stark wie ein Höhlenbär. Und Emerelle würde ein solches Opfer, das nur in Blut und Tod enden kann, niemals von uns verlangen.«
    »Hast du schon mal einen Troll gesehen?«, fragte der König.
    »Nein«, gestand Alfadas.
    »Dann lass dir von einem alten Kämpen sagen, dass es mit den Kriegern so wie mit den Jägern ist. Mit jedem Jahr, das verstreicht, werden die besiegten Feinde in der Erinnerung mächtiger. Im Übrigen haben meine Jäger durchaus schon Höhlenbären zur Strecke gebracht.« Er wandte sich wieder an die Menge in der Halle, die gebannt zu ihm aufsah. »Sind wir Krieger?«, rief er ihnen entgegen. »Oder Hasenherzen?«
    »Wir sind Krieger!«, grölten sie und schlugen sich mit den Fäusten auf die Brust.
    »Und was tut ein Krieger, wenn ein Weib kommt und ihn um Hilfe bittet? Wird er kämpfen oder sich eine kluge Entschuldigung ausdenken?«
    »Kämpfen! Wir wollen kämpfen!«
    Horsa standen Tränen in seinem verbliebenen Auge. »Aus euren Kehlen spricht das Herz des Landes. Ein mutiges Herz, unbezähmbar und ungestüm. Ich bin stolz, euer König zu sein. Ich bin stolz, hier zu stehen! Noch heute Nacht werden Boten in alle Winde reiten. Bis zum entlegensten Hof werden sie ziehen und jeden meiner Recken zu den Waffen rufen. In vier Wochen schon will ich eine Heerschau abhalten, hier am Ufer von Hon-nigsvald. Und Alfadas, mein Herzog, wird die tausend besten unter allen Kriegern auswählen. Sie sollen durch das Zaubertor zu den Elfen gehen und der Königin ihren Thron zurückerobern.« Horsa schlang Alfadas seinen Arm um die Schultern und zog ihn zu sich heran. »Ein Hoch auf unseren Herzog!«
    Die Menge grölte wieder. Sie streckten Alfadas Schwerter und Methörner entgegen. Begeisterung brannte in ihren Augen. Diese verdammten Narren! Sie konnten sich nicht vorstellen, was ein Kampf gegen Trolle bedeutete. Selbst die Elfen fürchteten diese Ungeheuer!
    »Morgen wird Herzog Alfadas mich zur Elfenkönigin bringen!«, rief der König. »Ich werde ihr sagen, wie man die tausend stärksten Äxte des Fjordlands

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