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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Regennacht endet.«
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über das Gesicht des Blonden. Ihm war klar, dass er jetzt keine andere Wahl mehr hatte, als den Fremden über den Fjord zu bringen. Aber er hatte die freundliche Geste zur Kenntnis genommen. Nun musterte er Alfadas neugierig. »Du bist der Elfenjarl, nicht wahr? An deiner Seite… Das ist das berühmte Zauberschwert.«
    Er war diese Geschichten so leid! »Ich bin einfach nur ein Jarl, den der König zu sich befohlen hat.« Der junge Fährmann grinste jetzt breit. Ihm fehlten die oberen Schneidezähne. »Nein, nein. Mir machst du nichts vor. Dieses prächtige Schwert… Und du bist von Norden gekommen. Du musst der Elfenjarl sein! Man erzählt sich, die Königin der Elfen und ihr ganzer Hofstaat wären in Firnstayn zu Besuch. Sie haben goldene Zelte mitgebracht und wundersame Tiere. Und die Luft ist erfüllt von Zauberei und Bratenduft.«
    Er sprang auf und ging zu den hintersten beiden Schlafnischen hinüber. »Torad, Mag! Los, raus aus dem Stroh! Wir setzen noch einmal über. Der Elfenjarl ist hier und verlangt, zum König gebracht zu werden.«
    Alfadas seufzte. Wahrscheinlich hoffte der Blonde darauf, dass er am anderen Ufer einen Stein aufhob und als Lohn in Gold verwandelte. Die Brüder des Fährmanns zogen sich hastig an. Sie starrten ihn an, als sei er ein dreibeiniges Huhn oder irgendein anderes Wundertier. So wie ihr Bruder hatten sie zerzaustes blondes Haar. Sie schienen etwas jünger als er zu sein. Einem war ein halbmondförmiges, rotes Mal in die Wange gebrannt. Das Zeichen für Diebe. Als der Junge bemerkte, wie Al-fadas ihn ansah, drehte er ihm trotzig den Kopf zu, sodass der Jarl die Narbe noch besser sehen konnte.
    »Mag hat einen Laib Brot gestohlen, als wir drei Tage lang nichts mehr zu essen hatten«, sagte der Fährmann ungefragt. »Er war so schwach, dass er nicht mehr schnell genug laufen konnte, als sie ihn verfolgten.« Alfadas bemühte sich, nicht mehr in Richtung des Jungen zu blicken.
    Der Blonde legte dem Jarl den Arm um die Schultern und brachte ihn hinaus. »Ich heiße Kodran.« Regen schlug ihnen ins Gesicht.
    Alfadas holte seinen Grauen, während die Brüder die Fähre bereit machten. Es war ein großes, flaches Boot. Zwei Fuhrwerke hätten darauf Platz oder ein ganzer Trupp Reiter. Der Jarl fühlte sich ein wenig verloren, als er an Bord ging. Es war nicht gerecht, dass sich die drei Brüder die ganze Mühe nur für einen Mann machten.
    Sie stakten die Fähre vom Anlegeplatz fort. Dann griffen To-rad und Mag nach zwei langen Rudern, während Kodran im Heck blieb. Erst als sie ein gutes Stück hinaus auf dem Wasser waren, konnte man am anderen Ufer ein paar Lichter erkennen.
    Alfadas zog sich den nassen Umhang enger um die Schultern. Er war zu kurz im Fährhaus gewesen, als dass auch nur ein Faden hätte trocknen können. Aber lange genug, um nun umso mehr zu frieren.
    Die Fahrt über den Fjord schien eine Ewigkeit zu dauern. Al-fadas hatte ein schlechtes Gewissen, die drei Brüder in die Nacht hinausgejagt zu haben. Er tastete nach seinem Geldbeutel. Das Leder war vom Regen ganz glitschig geworden. Mit spitzen Fingern nestelte er daran herum, bis er endlich die Riemen aufhatte. Dann angelte er eines der schweren Silberstücke aus Aniscans heraus. Es waren schöne Münzen mit einem Pferdekopf auf einer Seite. Sie gehörten zu seiner Beute aus dem letzten Sommer. Asla würde es sicher nicht gut heißen, wenn sie wüsste, wie großmütig er mit dem Geld umging. Aber eifersüchtig seine Münzen zusammenzukratzen, gehörte zu den Dingen, die ihn die Elfen nicht gelehrt hatten.
    Der Fährkahn stieß gegen die tauumwickelten Holzstreben des Landungsstegs. Mag sprang von Bord und vertäute das schwere Boot. Dann machte er sich an einem Flaschenzug zu schaffen und klappte eine Zugbrücke auf das flache Deck der Fähre hinab.
    Dicke, quer genagelte Bretter sorgten dafür, dass sein Grauer Halt fand, als Alfadas die Rampe hinaufstieg. Der Hengst war sehr nervös. Vom stundenlangen Regen war das Holz so rutschig geworden, als habe man es mit Tran eingeschmiert. Die Hufe des Grauen trommelten schwer auf der Zugbrücke.
    Kodran griff in die Zügel und half dem Jarl, das Pferd auf den Landungssteg zu bringen. »Wirst du morgen zurückmüssen?«, fragte der Fährmann, als sie es geschafft hatten.
    Der Jarl nickte.
    »Dann bleiben wir hier. Wir schlafen in einem der Bootsschuppen.« Alfadas drückte dem Fährmann das Silberstück in die Hand.

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