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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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der Jarl vor den Ställen auf und ab. Es war zum Verrücktwerden! Wenn sie nicht bald aufbrachen, würden sie an diesem Tag auf keinen Fall mehr Firnstayn erreichen.
    Ein stämmiger Mann mit eisgrauem Haar trat auf den Hof. Er trug einen bunt bestickten blauen Kittel. Der Fremde blickte Al-fadas an, als habe er nach ihm gesucht; dabei war sich der Jarl sicher, den Mann noch nie gesehen zu haben.
    »Alfadas Mandredson?« Seine Stimme klang entschuldigend.
    »Der bin ich.«
    Die grünen Augen des Mannes leuchteten auf. »Verzeih, ich kenne dich nur aus Geschichten… «
    »Ja, ja. Und ich sehe nicht aus wie der blonde Hüne mit dem Zauberschwert, zu dem mich die Skalden gerne machen.« Alfa-das lächelte, um seinen Worten die Schärfe zu nehmen. »Was kann ich für dich tun?«
    »Ich bin Sigvald.« Der Fremde streckte ihm fordernd die Hand entgegen. Er hatte einen festen Griff. Seine Hände waren von feinen weißen Narben überzogen. Sigvald roch nach Schmierfett und Holz. »Ich wollte dir ein gutes Geschäft vorschlagen, Jarl. Bei deinem Dorf gibt es doch einen großen Apfelhain. Und jeden Winter kommen Jäger aus Firnstayn und noch tiefer aus den Bergen, um hier in Honnigsvald ihr Fleisch und ihre Felle zu verkaufen, nicht wahr?«
    »Um welches Geschäft geht es dir? Willst du mir meine Apfelernte abkaufen? Dann kommst du zu spät.« Der Jarl war nicht in der Stimmung, sich mit irgendeinem dahergelaufenen Händler herumzuschlagen.
    »Alles, was ich möchte, ist, dir dein Leben zu erleichtern, Jarl. Ich möchte dir viele Stunden harter Knochenarbeit stehlen.« Sigvald blinzelte verschmitzt. »Deine Apfelhaine liegen doch sicher an den Flanken der Berge, wo sie viel Sonne bekommen und vor dem grimmigen Nordwind geschützt sind. Es heißt, du hättest dieses Frühjahr sogar zwei neue Apfelgärten angelegt.«
    Alfadas sah den Mann mit neuem Interesse an. Sigvald hatte sich offensichtlich gut auf dieses Gespräch vorbereitet. »Du willst mich also bestehlen?«
    Der Händler schüttelte den Kopf. »Nein, nein, Jarl. Entschuldige, das war ein etwas unglücklicher Scherz. Ich will dir viele schwere Arbeitsstunden abnehmen. Gewiss tragen du und deine Leute die Äpfel in Körben zum Dorf hinab. Das muss doch eine elende Schinderei sein. Und wenn du neue Haine anpflanzt, dann wird es in Firnstayn vielleicht bald mehr Äpfel geben, als das Dorf braucht. Die könnte man hier in Honnigs-vald für gutes Geld verkaufen.«
    »Und was willst du mir verkaufen? Tragekörbe?«
    Sigvald winkte ab. »Davon habt ihr doch sicher schon reichlich. Nein, ich dachte an etwas, von dem jeder im Dorf Nutzen haben wird. Ein schweres Fuhrwerk.«
    Alfadas sah den Mann fassungslos an. Das musste ein Scherz sein! Doch Sigvald blieb völlig ernst.
    »Was soll ich mit einem Fuhrwerk? Nach Firnstayn führt nicht einmal ein Weg, der für Reiter unbeschwerlich ist. Wie sollte ich mit einem schweren Fuhrwerk durch die Wälder kommen?«
    Sigvald hatte offensichtlich mit diesem Einwand gerechnet. »Ich werde dir eine Straße für Fuhrwerke schenken. Zugegeben, sie wird nur vier oder fünf Monde im Jahr zu nutzen sein, aber dafür übernehme ich alle Kosten, um sie in Stand zu halten.«
    Der Mann war verrückt! Auch wenn er auf den ersten Blick ganz normal wirkte.
    »Du kannst also zaubern«, sagte Alfadas und bemühte sich, nicht allzu abfällig zu klingen.
    »Mich einen Zauberer zu nennen, schmeichelt mir. Wenn du nur eine halbe Stunde mit mir kämst, würde ich dir zeigen, was es mit der Straße nach Firnstayn auf sich hat. Begleite mich in meine Werkstatt. Dort kannst du auch meine wunderschönen Fuhrwerke sehen. Wenn du möchtest, kann ich anspannen lassen, und wir machen eine kurze Ausfahrt.«
    Alfadas blickte wieder zum Himmel. Der Tag war gelaufen. Sie würden es ohnehin nicht mehr bis zum Abend nach Hause schaffen. Und vom König war immer noch nichts zu sehen. Also konnte er diesem geschwätzigen Verrückten auch eine halbe Stunde seiner Zeit schenken. Von ihm fühlte er sich zumindest besser unterhalten als von den Saufkumpanen Horsas.
    »Also gut, Sigvald. Dann zeig mir mal eine dieser Wunderkutschen, die du gleich mit der dazugehörigen Straße verkaufst.«
    »Du wirst es nicht bereuen!«, versicherte der Kaufmann. Er führte ihn von der Festhalle in die kleine Stadt hinab. Die meisten Häuser in Honnigsvald waren einfache Holzhütten. Wind und Wetter hatten das Holz ausgeblichen, sodass sie grau und unansehnlich waren. Ihr häufigster Schmuck waren

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