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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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»Ich habe nicht genug Geld, um das zu wechseln«, sagte Kodran mürrisch.
    »Dann sagen wir einfach, dass ich für morgen schon mitbezahlt habe.«
    »Selbst dann… «
    Alfadas machte eine abwehrende Geste. »Ich habe deinen Bruder mit meinem Blick beleidigt und euch drei aus der warmen Stube gescheucht. Gewähre mir die Gnade, euch nicht nur Ärger zu machen. Ich schätze, das Silber wird für genug Branntwein und Braten reichen, um die Kälte wieder aus euren Knochen zu vertreiben. Und für ein Nachtlager, das bequemer als ein Bootsschuppen ist.«
    Kodran grinste breit. »Ich hoffe, du wirst noch öfter nach Honnigsvald gerufen, Elfenjarl.«
    Alfadas umfasste das rechte Handgelenk des Fährmanns im Kriegergruß. Kodran zuckte erschrocken zurück, doch der Jarl hielt ihn fest. »Für mich ist dies ein Gruß unter Männern, die ihre Arbeit gut machen. Ganz gleich, ob auf dem Schlachtfeld oder an einem Ruder. Wir sehen uns morgen, Kodran.« Er griff nach den Zügeln des Grauen und schritt den Landungssteg hinauf zur Stadt. Die Pferdehufe machten einen Lärm wie Donnergrollen. »Wer da?«, rief jemand aus einem Verschlag am Ende des Stegs. Die Blende einer Holzlaterne wurde zurückgezogen. Ein Streifen goldenes Licht schnitt durch die Dunkelheit.
    »Jarl Alfadas Mandredson!«
    »Du bist noch gekommen? Hier hat keiner mehr mit dir gerechnet.« Ein alter Mann trat aus dem Unterstand. »Ich bin der Hafenwächter«, erklärte er stolz und ohne sich darum zu scheren, dass wohl niemand außerhalb von Honnigsvald einen einzelnen Holzsteg einen Hafen nennen würde. »Jetzt bringe ich dich hinauf zur Festhalle. Sei vorsichtig, Jarl. Der Regen hat die Wege aufgeweicht. Tritt bloß in keine Pfütze. Manche sind knietief.« Der Nachtwächter führte ihn durch das hölzerne Hafentor ins Weberviertel und dann den Hügel hinauf zur Festhalle der kleinen Stadt. Schon von weitem konnte man den Lärm eines Gelages hören.
    Alfadas bestand darauf, seinen Hengst selbst zu den Ställen zu bringen. Erst als er das Pferd gut versorgt wusste, ließ er sich hinauf zum Festsaal führen.
    Ein großes Feuer brannte in der Mitte der Halle, und ein Ochse drehte sich auf einem eisernen Spieß. Ringsherum drängten sich auf einfachen Bänken und Tischen dutzende Männer und zechten. Für den König hatte man eine lange hölzerne Plattform errichtet. So saßen er und einige ausgewählte Krieger seines Gefolges höher und waren von überall in der Halle gut zu sehen. Alfadas hatte noch nie Gefallen an Feiern gefunden, bei denen man sich besinnungslos besoff, um am nächsten Morgen in seinem eigenen Erbrochenen zu erwachen. Die ersten Opfer der Freudennacht lagen schon unter den Bänken.
    Sklavenmädchen mit eisernen Halsringen eilten geschäftig durch die weite Halle. Die beiden Weiber, die den Bratspieß drehten, hatten bis auf einen Lendenschurz alle Kleider abgelegt. Mit teilnahmslosen Gesichtern ließen sie die Scherze der Betrunkenen über sich ergehen.
    Alfadas' nasse Kleider begannen in der stickigen Hitze zu dampfen. Er öffnete die schwere Bronzefibel seines Umhangs und legte ihn sich über den Arm. Dann bahnte er sich einen Weg durch die Reihen der Zecher.
    Eine vertraute Melodie drang leise durch den Lärm. Und eine Stimme sang: »Dort kommt der Jarl vom Firnenstayn mit seinem Elfenschwerte fein. Den Held aus vielen Schlachten die Götter zu uns brachten.«
    Es wurde stiller in der Halle. Alfadas hasste solche Auftritte, auch wenn er wusste, dass Veleif, der Skalde des Königs, es gut meinte mit seinen Versen.
    Horsa Starkschild erhob sich von seinem Sitz. Er war ein hoch gewachsener alter Mann. Trotz seiner grauen Haare war er noch immer eine kriegerische Erscheinung. Schon in seiner Jugend hatte er durch einen Pfeil ein Auge verloren. Er trug stets eine schwarze Augenbinde, die ihm gemeinsam mit seiner langen Nase und dem schmalen Gesicht etwas Düsteres, Raubvogelartiges gab. Selbst in der Festhalle war Horsa mit einem kurzen Kettenhemd gekleidet. An seinen Annen prangten breite Goldreifen.
    »Mein Herz wird weit vor Freude, wenn ich dich sehe, Jarl Al-fadas Mandredson. Selbst wenn du ausschaust wie ein junger Hund, den man gerade ertränken wollte.« Die Stimme des Königs war laut genug, um selbst Schlachtenlärm zu übertönen. Jeder im Saal hatte seine Worte hören können. Alle Gespräche verstummten.
    Der König hob sein schweres, mit Goldbeschlägen verziertes Methorn und hielt es Alfadas entgegen. »Komm und trink, Junge. Das

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