Elfenwinter
einsetzt, und dass sie sich nicht fürchten muss. Sie wird von mir alles bekommen, was sie braucht, um ihren Krieg zu gewinnen.«
Alfadas griff nach seinem Methorn und trank. Um ihn herum tobte der Wahnsinn. Für heute Nacht hatte die Vernunft verloren. Aber vielleicht konnte er Horsa morgen umstimmen, wenn er ihm erklärte, worauf er sich da einließ.
Der König nahm wieder Platz, während Veleif ein kriegerisches Lied anstimmte. »Viele meiner jungen Recken sind unzufrieden«, sagte Horsa leise. »Du siegst zu leicht, Herzog. In diesem Sommer haben uns all unsere Nachbarn Tribut gezahlt, statt mit uns zu kämpfen. Die Jungen müssen sich die Hörner abstoßen, sonst gibt es nur Unruhe im Land. Die Bitte deiner Königin kommt da gerade recht.«
Alfadas wollte widersprechen. Doch als er dem König in sein verbliebenes Auge sah, begriff er, dass der Alte keineswegs betrunken war. Mit den Elfen in den Krieg zu ziehen war keine Narretei, die auf einer Festtagslaune geboren war. Offenbar hatte er schon länger nach einem Anlass für einen Krieg gesucht. Und er würde sich gewiss nicht ausreden lassen, was er heute Nacht verkündet hatte. Schon jetzt begann er die Wirklichkeit so zu verdrehen, wie es ihm gerade gelegen kam. Emerelle hatte ihn nicht um Hilfe gebeten! Wie hätte sie das tun können, wenn sie seit Tagen in tiefer Bewusstlosigkeit lag. Aber jeder im Fjordland würde den Worten Horsas glauben. Sie wollten es glauben, dachte er verzweifelt. Nur so wurden sie Teil einer Geschichte, die wie die Sagas der Skalden klang. Außerdem hatte Norgrimm höchstselbst sie mit seinem Kriegshorn zu den Waffen gerufen. Niemand hier im Saal käme auf die Idee, draußen am Fluss nach einem Mann mit einem Horn zu suchen, der zum Gefolge des Königs gehörte. Horsa, der alte Fuchs, hatte dies alles von Anfang an geplant. Deshalb war es auch so wichtig gewesen, dass sein Elfenjarl noch in dieser Nacht erschien. Alfa-das seufzte resignierend und hielt sein Methorn hoch, damit es erneut gefüllt wurde. Wäre dies alles nicht geschehen, wenn er die Fährleute nicht hinaus in den Regen getrieben hätte, um ihn überzusetzen?
Solche Grübeleien brachten nichts! Morgen musste er dem König klar machen, gegen welchen Feind er seine Krieger schickte. Wenn die Elfen ihnen den Weg nach Albenmark öffnen würden, dann würde wohl keiner der Fjordländer jemals wiederkehren, auch er nicht. Ganz gleich, wie Alfadas es drehte und wendete, er musste mit ihnen gehen. Ein Herzog, der seinem König den Befehl verweigerte… Das würde Horsa nicht dulden. Das roch nach Verrat! Alfadas wusste, wenn er hier bliebe, würde er auch nicht überleben. Wahrscheinlich würde Horsa auch Ulric umbringen lassen, damit sein Sohn keine Blutfehde mit dem Königshaus austragen konnte, wenn er zum Mann wurde. Womöglich würde sogar seine ganze Familie ausgelöscht werden.
Horsa lachte über einen Vers des Skalden und hieb mit seiner schweren Faust auf den Tisch. »Guter Mann, dieser Veleif! Der hat eine Zunge wie eine Streitaxt.« Er kniff Alfadas in die Wange. »Es ist gut, dich wieder an meiner Seite zu haben, Jungchen. Ich fühle mich gleich zwanzig Jahre jünger, wenn ich mit dir einen Krieg plane.« Er schob ihm das Stück Braten herüber, das vor ihm auf einer Holzplatte lag. »Iss was, Junge. Du siehst ja aus wie ein Knabe, der seinen ersten Schluck Branntwein genommen hat.«
Alfadas riss ein Stück vom Fleisch ab und begann zu kauen, um nicht reden zu müssen. Die Welt war verrückt! Horsa mochte ihn wie einen eigenen Sohn. Aber wenn er diesen Wahnsinnsbefehl verweigerte, dann würde der König ihn umbringen lassen. So war das hier unter den Menschenkindern des Fjordlands. Und Asla? Würde sie verstehen, dass er keine Wahl hatte?
EIN EINMALIGES ANGEBOT
Alfadas blickte zum Himmel. Die Sonne stand als milchig blasse Scheibe hinter grauen Wolken. Nicht mehr lange, und es war Mittag. Und der König ließ sich immer noch nicht blicken! Der größte Teil des Hofstaats war längst auf den Beinen. Nur Horsa hatte sich noch nicht erhoben, und niemand wagte es, nach einem Zechgelage den Herrscher zu wecken. Allerdings waren schon mehr als ein Dutzend Boten abgeritten, um Horsas Schnapsidee in alle Winde zu tragen. Mit jeder Stunde, die verstrich, wurde es schwerer, das Unglück noch aufzuhalten. Den ganzen Morgen schon zermarterte sich Alfadas den Kopf darüber, wie man einen Rückzieher machen konnte, ohne dass der König sein Gesicht verlor.
Unruhig ging
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