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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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gekreuzte Giebelbalken, die in Pferdeköpfen endeten oder Drachen zeigten. Entlang der Häuserfassaden waren Planken verlegt. So konnte man halbwegs trockenen Fußes durch die Stadt kommen. An der Hauptstraße, der sie hinab bis zum Hafen folgten, gab es sogar einen kleinen Bach, dessen Ufer durch Holzverschalungen abgesichert waren. Die Anwohner schütteten allen erdenklichen Unrat in das Wasser, und obwohl das meiste davon schnell fortgespült wurde, hing ein übler Geruch nach Fäkalien und Verwesung über der Straße.
    Einige Häuser entlang des Weges waren so eingerichtet, dass ihre Vorderfront ganz aus türgroßen Klappläden bestand, die auch bei diesem diesigen Wetter geöffnet waren. So konnte man in die Handwerksstuben hineinsehen. An einem der Läden hingen dutzende Messergriffe aus Rentierhorn oder Walbein auf einem Rahmen. Eine Kürschnerin stellte wunderbare Silberfuchsfelle aus. Alfadas verlangsamte seine Schritte. Asla würde das sicher gefallen. Es war lange her, dass sie beide zum letzten Mal hier gewesen waren. Damals war er zu arm gewesen, um ihr zu schenken, was ihr gefiel. Ein Händler bot alle erdenklichen Sorten von Perlen feil. Weiße mit bunten Mustern, die angeblich aus dem fernen Kandastan stammten, silbrig und rosa schimmernde Perlen aus Muscheln, Bernsteinperlen, die wie versteinertes Sommerlicht glänzten. Glasperlen aus Iskendria und Knochenperlen, bedeckt mit Zauberzeichen aus den undurchdringlichen Wäldern Drusnas. Alfadas ließ sich Zeit, sah einem Kupferflicker zu und einem Zahnausreißer, der ein regelrechtes Massaker anrichtete, während sein Opfer betrunken grinsend auf einen schweren Holzstuhl gebunden war. Endlich erreichten sie die Bootsschuppen am Ufer des Fjords. Sigvald brachte ihn zu einer Halle, deren Wände von handgroßen Pockennarben aus abgeplatzter Farbe übersät waren.
    »Sei bereit, das Heim eines Zauberers zu betreten«, verkündete der Wagenbauer stolz und führte ihn um den Bau herum zu einem weit geöffneten Tor. Rauch und Wasserdampf kamen ihnen entgegen. Es roch nach glühendem Metall, frischem Hanf und Knochenleim. Rhythmisches Hämmern gab den Takt zu einem zotigen Lied, das gesungen wurde.
    »Seht her, Männer! Hier kommt der Held des Königs, Alfadas, der Elfenjarl!« Das Lärmen verstummte.
    Alfadas trat durch die Dampfschwaden. In der Halle standen acht Gefährte: Schlitten, Leiterwagen, kleinere und größere Fuhrwerke. An der Hälfte der Fahrzeuge wurde noch gebaut. In der Mitte der Halle stieg Wasserdampf aus einem großen, flachen Kessel. Zwei stämmige Gestalten mühten sich damit ab, über dem Dampf Planken zu biegen, die wohl für einen zerbrechlich aussehenden Reiseschlitten bestimmt waren.
    Sigvald brachte den Jarl zu einer schweren Kutsche. Vier mannshohe Speichenräder mit dicken Eichenfelgen trugen das wuchtige Gefährt. Es war fast doppelt so groß wie das Fischerboot seines Schwiegervaters Erek.
    Der Kutschbock war gepolstert und mit speckigem braunem Leder bespannt. Rechts und links des Sitzes gab es gleich zwei Bremsstangen. Über der Ladefläche spannte sich eine Plane aus gewachstem Leinen.
    »Siehst du die Eisenbeschläge auf den Rädern und die soliden Achsen? Mit einem meiner Fuhrwerke muss dich schweres Gelände nicht schrecken. Die sind solide. Das meiste ist aus gut abgelagerter Eiche gezimmert.« Er klopfte gegen die niedrige Seitenwand der Ladefläche. »Du kannst beide Seitenwände herunterklappen und natürlich auch die Rückwand. Alle Eisenbe-schläge sind hier in meiner Werkstatt hergestellt, auch das Zaumzeug. Es gibt nichts an einem Sigvald-Fuhrwerk, das nicht aus dieser Halle stammt. Ich bürge mit meinem Namen für jedes Einzelne dieser Schmuckstücke.«
    »Und was ist mit den Straßen, die du zu deinen Kutschen verschenkst?« wollte Alfadas wissen. »Wer wird die bauen?« Aus den Augenwinkeln sah der Jarl, wie die Handwerker grinsten. Offenbar wussten sie, was kommen würde.
    »Wenn du mir bitte folgen würdest.« Sigvald führte ihn zur Rückwand des Schuppens. Dort waren zwei lange, eisenverstärkte Kufen aufgehängt. »Alles, was du brauchst, sind ein paar starke Arme und etwa eine halbe Stunde Zeit. Man kann die Räder vom Fuhrwerk abnehmen und es auf diese Kufen setzen. Es fährt dann wie ein Schlitten. Wie du weißt, ist der Fjord mindestens vier Monde im Jahr von einer dicken Eisschicht bedeckt. Da hast du dann deine Straße. Die Kufen bekommst du geschenkt, wenn du den Wagen kaufst.«
    Alfadas musste

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