Elfenzauber (Mithgar 1)
betörenden Tanz des Todes blitzten.
Rasch verbreitete sich die Neuigkeit in Königinstadt: Eine elfische Bänkelsängerin singe in der Krone; schließlich galten die elfischen Sänger als die besten von allen. Und eine fremdländische Kriegerin tanze mit Schwertern, und der Stahl und sie selbst wirbelten so schnell hin und her, dass man mit bloßem Auge ihren Bewegungen nicht folgen könne.
Sehr rasch war schon früh am Abend kein einziger Sitzplatz in der Königinnenkrone mehr frei. Viele, die daran gedacht hatten, früher zu kommen, stellten bei ihrem Eintreffen fest, dass die Schankstube bereits gefüllt war. So standen sie an den Wänden und warteten auf die Vorstellung und beschwerten sich bei jedem, der ihnen zuhörte, über den Mangel an Sitzgelegenheiten, aber wenn sie dann in den frühen Morgenstunden nach Hause gingen, waren sie nicht enttäuscht von allem, was sie gesehen und gehört hatten.
Außerdem gingen die Zuschauer sehr großzügig mit ihren Münzen um und ließen den Künstlern Kupfer, Silber und Gold zukommen. Egil verteilte alles gleichmäßig, behielt jedoch eine ordentliche Reserve zurück, die er an Bord ihrer Schaluppe verstaute. Trotzdem war noch so viel da, dass jeder sich kaufen konnte, was er wollte, nur Alos nicht, denn Aiko verbot ihm nach wie vor, Alkohol zu erstehen. Also hortete der alte Mann seine Münzen für den Tag, an dem er endlich frei sein würde.
Es kam eine Nacht, als ein vornehm gekleideter Mann voller Ehrerbietung zum besten Tisch am Bühnenrand geführt wurde. Als er gesehen hatte, was zu sehen er gekommen war, wurde Egil zu ihm gerufen. Nachdem der Mann die Krone verlassen hatte, ging Egil mit einer blauen Visitenkarte zu den anderen. »Wir sind«, verkündete er, indem er mit einem breiten Grinsen die Karte vorzeigte, »soeben von Königin Gudruns Haushofmeister in die Burg bestellt worden. Die Königin gebietet uns, eine Vorstellung für sie zu geben.«
38. Kapitel
Am nächsten Morgen, kurz nach Tagesanbruch, wurde Aiko von einem Klopfen an der Tür geweckt. Mit dem Schwert in der Hand öffnete sie und fand zwei Lakaien mit Eisenkragen in einer bunten Livree vor der Tür stehen, deren Augen sich bei ihrem Anblick weiteten. Doch dann sagte der Ältere der beiden: »Edle Aiko?« Als sie nickte, fuhr er in makelloser Gemeinsprache fort: »Der Haushofmeister schickt uns, um Euch und Eure Gefährten zu holen und in die Burg der Königin zu bringen. Zu Eurer Bequemlichkeit steht unten eine Kutsche. Wir werden im Flur auf Euch warten.«
Aiko weckte die anderen, und während Alos murrte, erledigten sie ihre Morgentoilette, zogen sich an und packten ihre Sachen. Aiko rief die Lakaien und ließ sie ihr spärliches Gepäck wie auch den Kostümkoffer tragen, und alle begaben sich nach unten. Während seine Begleiter bereits in die Kutsche stiegen, ging Egil noch zum Besitzer der Herberge, um die Zeche zu bezahlen, doch der schüttelte den Kopf und verkündete: »Ihr schuldet mir nichts. Der Gesang und der Schwerttanz haben für alles bezahlt. Ihr werdet bald hierher in die Krone zurückkehren, ja? Freie Kost und Logis und ein gerechter Anteil am Gewinn sind Euch gewiss!«
Egil zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, wann wir zurückkehren, denn die Königin ruft nach uns.«
Der Gastwirt schaute auf die Kutsche vor der Herberge. »Ja, das sehe ich« – er sog scharf die Luft ein – »und Ihr müsst dem Ruf folgen, wenn Euch etwas an Euren Hälsen liegt. Hört mich an: Ich reserviere Euch Zimmer – tatsächlich die besten, die ich habe –, wenn Ihr zurückkommt, sobald Ihr dort fertig seid.« Egil lächelte und nickte. »Wir werden es uns überlegen.«
Der Haushofmeister hatte einen Landauer geschickt, in dem sie am frühen Morgen den Berg hinaufgefahren wurden. Der Weg, der unter dem Wall hindurchführte, war gewunden, und der Kutscher fuhr dort im Schritttempo, doch sobald sie die Mauern hinter sich hatten, spornte er das Gespann zu einem lebhafteren Tempo an, und sie rollten mit klappernden Hufen über das weiße Pflaster. Der Weg zog sich durch prächtige Gärten, wo große, kunstvolle Heckentiere standen und die Straße flankierten. Während sie beständig höher fuhren, hörten sie von irgendwoher im Park den krächzenden Ruf einer Kreatur – Karawah, karawah, karawah! –, doch ob es ein Raubtier oder ein Vogel war, wussten sie nicht zu sagen.
Schließlich hielt die Kutsche vor dem Eingang, und einer der Lakaien sprang ab, ließ die Stiege herunter
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