Elfenzauber (Mithgar 1)
lachte. »Die Dara meint, dass sowohl unser Transportmittel als auch unsere Unterbringung weit unter der Würde des Adels wäre. Als Edelleute wären wir auf einem großen Schiff eingetroffen und sehr wahrscheinlich in Begleitung eines großen Gefolges gleich zur Burg gegangen, anstatt uns in einem bescheidenen Gasthaus einzuquartieren. Wären wir hingegen doch in der Stadt abgestiegen, hätten wir uns selbstverständlich das beste Quartier gesucht, das Königinstadt anzubieten hat.«
»Ach so«, sagte Alos. »Wie wäre es dann mit Kaufleuten? Vielleicht können wir mit einem Weinkarren auf das Gelände.«
»Ha!«, blaffte Aiko. »Wenn Ihr an Bord des Weinkarrens seid, alter Mann, werden die Fässer leer sein, noch ehe wir am Tor ankommen.«
Alos schob das Kinn vor. »Ach, glaubt Ihr?«
Aiko sah ihn an, schüttelte resigniert den Kopf und sagte: »Yopparai.«
»Tispe«, fauchte Alos.
Arin hob eine Hand. »Genug!«, befahl sie. »Wenn wir Erfolg haben wollen, brauchen wir einen Weg hinein. Vorzugsweise als geladene Gäste.«
Alos funkelte Aiko an und wandte sich dann an Arin. »Ich wiederhole, warum nicht als Kaufleute?«
Arin schüttelte den Kopf. »Es können nicht alle Kaufleute hinein, sondern nur solche mit dem Siegel der Königin. Außerdem glaube ich nicht, dass wir uns als Kaufleute ausgeben können. Wir sind zu…«
»Zu ungewöhnlich«, beendete Egil. »Sieh uns doch nur mal an, Alos – eine Elfe, eine Kriegerin aus einem fernen Land, ein narbengesichtiger einäugiger Kaperfahrer und ein…«
»Ein yopparai«, warf Aiko ein.
Egil schüttelte den Kopf. »Nein, Aiko. Kein yopparai, was immer das ist« – er schlug Alos auf die Schulter – »sondern vielmehr ein guter Steuermann.«
Alos drückte die Brust heraus, hob das Kinn und betrachtete Aiko mit hochgezogener Braue… sagte jedoch nichts, da sie gerade wieder das Gedränge der eigentlichen Stadt erreichten: Hausierer, Händler, Fuhrmänner, Besucher und Straßenkinder, und es schien, als hätten alle etwas zu kaufen oder verkaufen, oder als hätten sie sonst etwas zu erledigen.
Plötzlich lachte Egil und zeigte auf das geschäftige Durcheinander. »Ich meine, wir könnten uns nicht einmal in Verkleidung als gewöhnliche Kaufleute ausgeben. Wir sehen mehr wie eine seltsam gemischte Truppe fahrender Jongleure aus. Nein, ich sage, wir klettern in der Nacht über die Mauer wie die Räuber, die wir sein müssen.«
Ein Lächeln erschien bei Egils Worten auf Arins Zügen, und sie nahm seine Hand und sagte: »Du hast die Lösung gefunden, Chier.«
Egil grinste und ballte die Faust. »Also bei Nacht über die Mauer, wie?«
»Nein«, erwiderte Arin. »Durch das Tor, als eine Truppe von Schaustellern.«
»Ich spiele Tamburin«, sagte Alos.
Als sie schließlich die gesuchten Geschäfte gefunden hatten, stand ihr Plan praktisch fest. In einem Musikgeschäft kauften sie für Alos ein Tamburin mit Cruik. Dann suchten sie sich bei einem Schneider geschmackvolle, aber farbenprächtige Kleidung aus – alle bis auf Aiko, die sich lediglich eine Hand voll bunte Bänder kaufte –, und ein ganzer Schwarm von Schneidern nahm Maß an Arin, Egil und Alos. Arin bezahlte den Besitzer mit einem kleinen Edelstein, und er versprach, die Kleidung am nächsten Morgen zu liefern.
»In einem passenden Koffer, wenn Ihr so nett wärt«, sagte Egil.
»O ja«, antwortete der Besitzer. »Und wohin sollen wir die Ware liefern?«
»Na, in die beste Herberge in Königinstadt«, erwiderte Egil.
»Also in die Krone der Königin.«
»Richtig«, erwiderte Egil mit einem Blick auf die anderen.
Sie verließen das Silberne Ruder und zogen mit ihren Habseligkeiten in die Krone um. Während Alos auf dem Balkon stand und sein neues Tamburin mit dem Cruik bearbeitete, um wieder ein Rhythmusgefühl zu bekommen und seine eingerostete Kunstfertigkeit aufzufrischen, sprach Egil unten im Schankraum den Besitzer der Herberge an und machte ihm ein Angebot.
Am nächsten Abend sang eine farbenprächtig gekleidete Dylvana elfische Lieder, während Alos das Tamburin dazu schlug, und die Menge saß verzückt da, weinend und lachend, und fiel ein, wenn sie zum Mitmachen aufgefordert wurde. Es gab Ohs und Ahs, als eine goldhäutige Kriegerin die Bühne betrat, die sich bunte Bänder um Arme, Beine, Hüfte und Stirn gebunden hatte. Die Zuschauer schnappten ehrfürchtig nach Luft, als sie umherwirbelte und sprang, während die Bänder flatterten und ihre funkelnden Schwerter in einem die Sinne
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