Elfenzauber (Mithgar 1)
Gehen. In diesem Augenblick kamen Alos und Aiko aus einem der vielen Gänge in der Mitte an.
»Huah«, rief Alos, während er die Skulptur umrundete und sie von allen Seiten betrachtete.
Aiko schaute dagegen auf die Plakette und fragte: »Was steht hier?«
»Königin Gudrun die Schöne«, erwiderte Alos. Er hatte seinen Rundgang beendet und fragte: »Was meint Ihr, warum sie so ein Werk öffentlich ausstellen lässt, wo jeder es sehen kann?«
Aiko zuckte die Achseln, doch Egil sagte: »Vielleicht wird sie ja aus diesem Grund ›wahnsinnig‹ genannt.«
»Vielleicht«, sagte Arin. »Dennoch ist es ein Rätsel.«
Egil nickte zustimmend und sagte dann: »Kommt. Lasst uns gehen. Es gibt noch viel zu sehen, und ich würde gern den Boden kennen, auf dem wir stehen. Wie ich schon sagte, vielleicht müssen wir irgendwann den schnellsten Weg aus der Burg nehmen.«
»Oder uns am besten Ort zum Kampf stellen«, fügte Aiko hinzu.
»Aye.« Egil nickte mit ernstem Blick.
»Vergesst den Deck-Pfau nicht«, sagte Alos. »Schließlich sind wir seinetwegen hier.«
Alle drei sahen Alos überrascht an.
»Na, ich habe doch gesagt, ich würde Euch unterstützen«, schnauzte der alte Mann. »Zumindest bis hierher. Aber weiter komme ich nicht mit, hört Ihr? Nicht weiter.«
Arin lächelte. »Kommt. Lasst uns gehen.«
Sie wanderten durch das Labyrinth und gelangten nach kurzer Zeit wieder in die Mitte. »Tja, das ist wohl tatsächlich ein Rätsel«, verkündete Egil. »Man kommt leicht hinein, aber nur schwer wieder heraus.«
Wieder verließen sie die Mitte und folgten den Gängen zwischen den Hecken, fanden sich aber bald darauf erneut bei der Statue wieder.
»Wisst Ihr«, maulte Alos, »man könnte hier drinnen glatt verhungern.«
Als sie sich wieder vom Zentrum des Labyrinths entfernten, sagte Egil: »Wir sollten unseren Weg markieren, damit wir wissen, wo wir schon gewesen sind.«
Augenblicke später standen sie wieder vor der Skulptur.
Aiko legte die Hände auf die Griffe ihrer Schwerter. »Ich hätte nicht übel Lust, mir den Weg nach draußen frei zu schlagen.«
Egil betrachtete die Statue. »Vielleicht wird die Monarchin auch deshalb wahnsinnig genannt – weil sie eine solche Falle auf ihrem Gelände angelegt hat, eine Falle, in die jeder nur allzu leicht geraten kann.«
»Ob dieses Labyrinth verflucht ist?«, sann Alos.
Plötzlich hoben sich Aikos Augenbrauen, und sie wandte sich an Arin. »Dara« – Aiko deutete auf die Statue – »könnte das der Verfluchte Bewahrer Des Glaubens Im Labyrinth sein?«
Überraschung zeichnete sich auf Arins Gesicht ab. »Ach du meine Güte.«
Egil schüttelte den Kopf. »Die Königin von Jütland? Könnte sie beides sein?«
Alos runzelte die Stirn. »Beides?«
Egil hob zwei Finger. »Der Wahnsinnige Monarch und der Verfluchte Bewahrer Des Glaubens Im Labyrinth?«
»Hm«, machte Alos.
Alle drei sahen Arin an, doch sie drehte hilflos die Hände nach außen. »Ich weiß es nicht.«
Egil seufzte. »Das ist das Problem mit Rätseln und Prophezeiungen: Sie sind mehrdeutig. Man weiß nie, was gemeint ist, bis sie sich erfüllen. Warum können sie nicht simpel und verständlich sein?«
Er schaute von einem zum anderen, doch niemand konnte seine Frage beantworten, obwohl Aiko sagte: »Wer kennt sich schon mit Wahnsinnigen, Göttern und Prophezeiungen aus?«
»Nun, ich würde sagen, keiner von uns«, sagte Egil. »Aber egal, lasst uns zuerst versuchen, aus diesem Labyrinth herauszufinden.«
Aiko nickte und machte Anstalten, ihr Schwert zu ziehen, doch Arin schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich kann uns aus dieser Falle befreien, und dann werden wir uns mit der Frage nach dem Bewahrer des Glaubens befassen.«
Arin drehte sich um und betrachtete den Irrgarten auf ihre ganz besondere Art. Für ihre Augen schien das Labyrinth nun in eine schwach leuchtende Aura gehüllt zu sein. Sie ging voraus und führte die anderen ins Freie. Der Weg nach draußen war plötzlich einfach und direkt, und sie konnten nicht begreifen, dass sie ihn zuvor nicht gefunden hatten, obwohl Alos sagte: »Seht Ihr, es war doch verflucht… oder magisch.«
Aus dem Heckenlabyrinth entkommen, umrundeten sie weiter den Hügel und erkundeten das Gelände. Sie sahen sich die Mauern und Wehrtürme an, merkten sich die Position von Türen und nahmen Stellen in Augenschein, wo sie sich verstecken konnten, falls das nötig werden sollte. Dabei richteten sie ihr Augenmerk einerseits auf das Bollwerk, das den
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