Elfenzauber (Mithgar 1)
dieses Lied war sehr bekannt.
Als das Serviermädchen mit dem Eisenkragen ihnen zum dritten Mal drei Krüge Ale und einen Becher mit gesüßtem Tee an den Tisch brachte, sagte Egil: »Hier scheint heute Abend viel los zu sein. Ist das immer so?«
»O nein, mein Herr. Das liegt am Fest.«
»Am Fest?«
»Königin Gudrun hat verfügt, dass es den ganzen Monat dauern soll. Ihr habt einen günstigen Zeitpunkt erwischt, um herzukommen.«
»Was feiert sie denn?«, fragte Aiko.
Das Mädchen schnappte überrascht nach Luft. Aber sie konnten nicht unterscheiden, ob wegen der Frage an sich, oder weil sie von einer exotischen Kriegerin gestellt worden war. »Warum sie feiert, weiß niemand, edle Dame. Es war für alle eine Überraschung. Es reicht, dass sie es tun möchte.« Damit eilte das Serviermädchen weiter.
Alos sah die Alekrüge sehnsüchtig an und murmelte etwas, als Aiko ihm seinen Tee zuschob, doch was er sagte, ging im allgemeinen Lärm unter.
Sie schliefen tief und fest in dieser Nacht, und die einzige Störung ereignete sich um Mitternacht, als Alos versuchte, sich an Aiko vorbeizuschleichen, die auf ihrer Tatami-Matte vor der verriegelten Tür meditierte.
Am nächsten Tag gingen sie inmitten einer Vielzahl von Besuchern zu einer Zitadelle, um sich die Festung anzusehen. Während sie durch die Stadt und zum Hügel schlenderten, konnten sie erkennen, dass die gesamte Spitze des Felsturms von Festungswällen umgeben war. Ganz oben thronte eine reich verzierte Burg aus weißem Stein, aus der Türme und Zinnen in den Himmel ragten, all das auf sehr gepflegtem Grund und Boden. Ziersträucher, Hecken und Gärten schmückten das Gelände, und hier und da standen Nebengebäude, die einem unbekannten Zweck dienten. All das sahen sie, während sie den Hügel erklommen, denn als sie den Fuß des befestigten Geländes erreichten, war alles dahinter verborgen.
Die Befestigungswälle waren dreißig Fuß hoch und bestanden aus riesigen, gemeißelten Granitblöcken. Auf den umlaufenden Wehrgängen hielten mit einer Armbrust bewaffnete Posten Wache. Der Haupteingang war ein breiter Torbogen mit einem gewundenen Gang, der unter der Barriere hindurchführte. Die Flügel des großen eisernen Außentors standen offen, das Portal wurde von Wachen flankiert. In dem Durchgang war ein massives Fallgatter heruntergelassen, und jenseits der Gitterstäbe beschrieb der Gang einen scharfen Knick, um etwaige Eindringlinge aufzuhalten und großen Belagerungsmaschinen das Eindringen zu verwehren. Kein Licht schien von drinnen heraus, also nahmen sie an, dass der Tunnel vor einem Innentor endete, das geschlossen sein musste. Im Tunnel klafften Pechnasen in der Decke, durch die man Vernichtung auf einen eindringenden Feind regnen lassen konnte, und die Wände waren mit Schießscharten gesäumt.
Egil und Aiko begutachteten diese Befestigungen mit geübtem Auge, und Arin murmelte: »Die Burg ist sehr gut geschützt.«
Egil nickte. »Trotzdem könnte angesichts des Abstands der Wachposten eine kleine Gruppe bei Nacht unbemerkt über diese Mauern klettern.«
»Ich würde lieber durch das Tor gehen«, erwiderte Arin.
Alos blinzelte mit seinem gesunden Auge und deutete mit einem Kopfnicken auf das Fallgatter. »Der Weg ist versperrt, und es hat nicht den Anschein, als würden sie jemanden einlassen.«
»Es kann nicht immer verschlossen sein«, sagte Aiko, »denn selbst eine Königin muss etwas essen.«
»Bleibt einen Moment hier«, sagte Egil. »Ich werde sehen, was ich in Erfahrung bringen kann.«
Sie warteten, während Egil der Straße zu einem der Wächter am Fallgatter folgte und ihn in ein Gespräch verwickelte. Nach einer Weile kehrte Egil um und kam zurück. »Nur, wer ein ganz bestimmtes Anliegen hat, darf passieren.«
Alos runzelte die Stirn. »Ein Anliegen?«
»Aye. Boten, Diplomaten, geladene Gäste, Edelleute, besondere Kaufleute und so weiter.«
»O je«, sagte Arin. »Nichts davon trifft auf uns zu.«
Grübelnd kehrten sie um und machten sich auf den Rückweg in die Stadt.
»Vielleicht können wir uns als Edelleute ausgeben«, sagte Alos, dann putzte er sich die Nase mit einem feuchten Taschentuch und zeigte beim Grinsen seine lückenhaften Zähne.
Aiko sah den heruntergekommenen alten Mann an und fauchte, aber Arin sagte: »Nein, Alos. Zu viele Städter haben gesehen, wie wir angekommen sind – in einer kleinen Schaluppe. Sie wissen auch, wo wir abgestiegen sind.«
Alos zuckte die Achseln. »Und?«
Egil
Weitere Kostenlose Bücher