Elfenzauber (Mithgar 1)
Daseinsgrund.«
»Aber, Zauberer Zelanj«, sagte Arin, »ist es nicht auch möglich, dass eine Vision uns nur zeigt, was sein könnte, und wir durch unser Streben den Lauf der Dinge manchmal ändern können?«
»Gewiss, meine Liebe, das ist eine Sicht der Dinge: die Vorstellung, dass die freie Wahl die Bestimmung überwinden kann. Andererseits könnte man auch für das Gegenteil argumentieren… dass das Resultat bereits feststeht, und zwar unabhängig davon, was wir glauben.«
Arin seufzte. »Und was nun meine Vision angeht, habt Ihr da einen Rat?«
»Na, zieht in die Welt und tut etwas, Mädchen«, erwiderte der alte Magier. »Vielleicht entlarvt Ihr das Gesicht als falsch, als veränderbar. Es zu versuchen, das ist das Entscheidende… oder vielleicht auch nicht.«
Am neunten Tag nach ihrer Ankunft im Schwarzen Berg bereitete sich die elfische Gruppe auf den Aufbruch vor, nun mit Aiko in ihren Reihen. Die Magier hatten sie mit Proviant und Arin mit einem neuen Pferd versorgt, welches das im Sturm umgekommene ersetzte. Die robusten Gebirgsponys waren mit dem Proviant für die lange Reise beladen, die vor ihnen lag. Silberblatt, Rissa und die anderen beabsichtigten, Arin und Aiko auf der alten Handelsstraße bis zum Silberwald und dem Kaagorpass zu begleiten, aber nicht weiter, um die Mission nicht zu gefährden. Wenn also Arin und Aiko nach Norden abbogen, um den Grimmwall zu überqueren und nach Fjordland zu reiten, würden die anderen sich nach Süden wenden, um den Coronen Remar und Aldor von ihren Erkenntnissen zu berichten und vielleicht auch Hochkönig Bleys zu verständigen.
»Sagt allen, dass sie Dara Arin und Aiko helfen sollen, wenn sie ihnen begegnen«, sagte die Weise Arilla.
»Das werden wir tun«, bestätigte Rissa, die Arin kurz zulächelte und dann die Stirn runzelte, »denn ich glaube, sie werden Hilfe nötig haben, wenn das Verhängnis abgewendet werden soll.«
»Vorausgesetzt, es kann überhaupt abgewendet werden«, murmelte Ruar.
Im Gefolge Arillas und des Zwergs Boluk führten sie Pferde und Ponys durch das Seitenportal auf den schneebedeckten Vorhof vor den großen Eisentoren. Als Arin aufsaß, betrachtete sie die gewaltigen Portale, vor denen sich einst die Drachen versammelt hatten. »Es gibt noch etwas, das Ihr uns nicht erzählt habt, Arilla«, sagte die Dylvana zu der Weisen.
Arilla sah sie an. »Und das wäre?«
»Ihr habt den Namen des Magiers nicht genannt, der vor diesem Tor gestanden und mit den Drachen verhandelt hat.«
»Oh, er ist nicht mehr bei uns, und wo er ist, kann ich nicht sagen. Vielleicht auf Rwn. Vielleicht in Vadaria. Er könnte überall auf der Welt und den Ebenen sein.«
»Und sein Name ist…?«
»Ordrune.«
27. Kapitel
»Ordrune!«, explodierte Egil, der mit verzerrtem Gesicht und flammend vor Zorn in seinem Bett hochschoss. »Aaahh!«, kreischte Alos, der hintenüber kippte und auf den Boden fiel, um dann auf Händen und Knien vor Egils Wut zu fliehen. Arin keuchte und erstarrte kurz, doch Aiko trat mit den Schwertern in der Hand zwischen den erzürnten Mann und die erschrockene Dylvana. Dann schrie Egil auf und griff sich an Kopf und Gesicht, da der heftige Ausbruch zu rasenden Schmerzen in Stirn, Wange und Auge geführt hatte, und er fiel keuchend rückwärts aufs Bett zurück, um dann zu knirschen. »Das ist er. Das ist er.«
Arin erhob sich, ging an Aiko und ihren funkelnden Schwertern vorbei und trat neben den Verwundeten. An der Wand gegenüber wimmerte Alos, dessen Blick zwischen dem Bett und seinem Becher hin und her irrte, der nun in kleinen Kreisen auf den Bodendielen umherrollte, während das unangetastete Ale in die Ritzen lief.
Arin goss Wasser in eine Tasse und rührte ein weißes Pulver hinein. »Hier, Egil. Trinkt das.«
Wortlos nahm Egil die Tasse und stürzte den Inhalt herunter.
Als er sah, dass Egil sich wieder beruhigte, kroch Alos über den Boden zurück, hob den Becher auf und setzte ihn an, um die verbliebenen paar Tropfen auf seine Zunge fallen zu lassen. Dann erhob er sich zittrig, richtete seinen Stuhl auf, schenkte sich aus dem irdenen Krug neu ein und trank einen ordentlichen Schluck.
Arin nahm Egil die leere Tasse ab und fragte: »Was wisst Ihr über den Magier Ordrune, Egil? Was ist zwischen dem Zauberer und Euch vorgefallen? Ist es für unsere Mission von Bedeutung?«
Sein verbliebenes Auge verriet äußerste Qual. Egil sah sie an, schüttelte den Kopf und schlug dann die Hände vors Gesicht.
Mit einem
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