Elfenzauber (Mithgar 1)
Holzfällern, Bauern oder Jägern. Aber immer ritten sie am nächsten Tag weiter nach Westen, bis sie schließlich am vierten Junitag am Fuß des Kaagorpasses anlangten, wo der Silberwald stand.
29. Kapitel
Im Norden, Westen und Süden von einem schützenden Ausläufer des Grimmwalls umgeben und im Osten von einem Weg, der zum Kaagorpass führt, liegt ein Wald aus Silberbirken, Zitterpappeln und prächtigen hohen Pinien. Verglichen mit anderen Wäldern Mithgars ist er mit seiner Ausdehnung von gut vierzig Meilen in Nord-Süd-Richtung und dreißig in Ost-West-Richtung eher bescheiden, aber er liegt dort wie ein Juwel in einer Fassung, ein Schatz, den man behüten, wertschätzen und lieben muss. Das ist der Silberwald.
In dem Jahr, als Arin in diesem Wald lagerte – 1E9253 –, hatten die Drimma gerade mit dem Bau der Zwergenfeste Kachar am Ende eines Tals entlang der Nordwestflanke des Silberwalds begonnen.
Diese Tatsache ist nur von Bedeutung für die Dinge, die da kommen sollten. Denn im Jahr 3E1602, viertausendeinhundertvierundzwanzig Jahre, nachdem Arin an seiner Ostflanke entlanggezogen war, sollte dieses prächtige Juwel in einem Krieg zwischen Drimma und Menschen von wütendem Drachenfeuer beinah vollkommen zerstört werden.
30. Kapitel
»Psst«, warnte Perin, während er lauschend den Kopf neigte.
»Was?« Biren hörte auf, die Feldflaschen zu füllen, und sah seinen Bruder an.
»Still«, mahnte Perin. »Hör doch.«
Sie standen im Dämmerlicht des Silberwaldes und lauschten einem leisen Klopfen aus nordwestlicher Richtung. Es klang beinah rhythmisch, wie von einem Hammer, der auf Stein schlägt.
»Das ist kein Vogel, mein Bruder«, sagte Biren nach einer Weile.
»Und auch kein anderes Tier«, fügte Perin hinzu.
»Wird dort gegraben?«, fragte Biren.
Perin runzelte die Stirn und lauschte, während die Dunkelheit allmählich zunahm. »Wenn ja, ist es sehr weit weg.«
Sie füllten die Feldflaschen, gingen dann zurück ins Lager und erzählten den anderen von dem Geräusch. Arin wandte sich an Aiko und fragte: »Was sagt Eure Tigerin?«
Aiko schüttelte den Kopf. »Sie schweigt, Dara.«
»Kommt«, sagte Rissa. »Ich will dieses Klopfen hören.«
Sie entfernten sich von den Geräuschen der Pferde und Ponys und folgten den Zwillingen zu dem nahe gelegenen Teich aus Schmelzwasser, wo sie still standen und lauschten, doch sie hörten lediglich das leise Gluckern eines entfernten Bachs.
»Hmm«, meinte Perin. »Es ist weg.«
»Vielleicht war es nur ein Stein, der einen Hang heruntergekollert ist«, sagte Melor mit einem Blick zum Grimmwall. »Die Schneeschmelze des Frühjahrs bringt sie ins Rutschen.«
»Dafür war es zu gleichmäßig«, protestierte Perin.
»Als sei eine Hand am Werk«, pflichtete Biren ihm bei.
Silberblatt wandte sich an Rissa. »Ist eine Feste der Drimma in der Nähe, Chier?«
Rissa zuckte die Achseln. »Ich weiß von keiner, Vanidar, aber es ist lange her, seit ich zum letzten Mal hier war.«
»Es könnten Spannen sein«, knurrte Ruar. »Im Grimmwall wimmelt es von ihnen.«
Wiederum richteten sich alle Augen auf Aiko, doch sie zuckte nur die Achseln und sagte: »Meine Tigerin warnt vor keiner Gefahr. Wenn es in diesen Bergen Kitanai Kazoku gibt, sind sie jedenfalls nicht in der Nähe.«
»Nichtsdestoweniger«, sagte Silberblatt, »sollten wir heute Nacht besser auf ein Feuer verzichten… und unsere Wache sollte besonders aufmerksam sein.«
Melor wandte sich an Aiko. »Schläft Eure Tigerin?«
Aiko schüttelte den Kopf.
»Gut.«
Als die Nacht hereinbrach, schien kein Mond, nicht einmal eine haarfeine Sichel, und ohne Feuer wurde das Lager nur von den Sternen erleuchtet. Dann wurde die Nacht kalt, und von Norden zogen Wolken auf. Nach einer Weile spendeten auch die Sterne kein Licht mehr. So konnten selbst die Elfen mit ihrem weithin gerühmten Sehvermögen in der Finsternis kaum noch etwas erkennen, und alle Wächter mussten sich auf ihr Gehör verlassen… alle außer Aiko, die, als sie an der Reihe war, stattdessen auf ihre Tigerin vertraute. Doch die Nacht verstrich ereignislos, und keine Gefahr kam durch die Finsternis, um das Lager zu bedrohen.
Im Morgengrauen frühstückten die Elfen und Aiko unter tief hängenden Wolken, deren dunkles Grau sich von Horizont zu Horizont erstreckte. Sie aßen in trübsinnigem Schweigen, da niemand etwas sagte, doch als sie ihr Geschirr zum Teich brachten, um es zu spülen, war wieder das schwache Klopfen aus dem
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